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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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des Menschen verholfen hatte.
    »Ich habe ein paar Tage nachgedacht«, sagte Altman. »Dann bin ich zurück zur Hävasshütte und habe die Seite aus dem Gästebuch gerissen, auf der die Namen und Adressen all derer standen, die in jener Nacht dort waren. Danach habe ich Tony den nächsten Brief geschrieben und ihm darin zu verstehen gegeben, dass ich genau wisse, was er getan hat. Ich hätte ihn beim Sex mit Adele Vetlesen auf der Hävasshütte beobachtet. Ich forderte Geld und unterzeichnete den Brief mit Borgny Stem-Myhre. Fünf Tage später las ich in der Zeitung, dass sie ermordet in einem Keller gefunden worden war. An diesem Punkt hätte es enden sollen. Die Polizei sollte Tony auf die Spur kommen und ihn festnehmen. So war es geplant, ihr hättet ihn kriegen müssen.«
    Sigurd Altman hatte seine Stimme erhoben, und Bellman war sich fast sicher, Tränen in den Augen seines Gegenübers zu erkennen.
    »Aber ihr hattet ja nicht mal eine Spur, ihr standet vollkommen auf dem Schlauch. Also musste ich ihn mit weiteren Opfern füttern, mit neuen Namen von der Liste aus der Hütte. Ich schnitt die Bilder der Opfer aus und hängte sie an die Wand des Schneideraums in der Kadokfabrik, gemeinsam mit den Kopien der Briefe, die ich im Namen der Opfer geschrieben hab.
    Immer wenn Tony eine Person getötet hatte, bekam er einen Brief von einer anderen, die behauptete, sie habe den letzten Brief geschrieben und wisse, dass er zwei oder drei oder schließlich vier Personen auf dem Gewissen habe. Und dass der Preis für ihr Schweigen entsprechend gestiegen sei.« Altman beugte sich vor, seine Stimme klang gequält. »Ich habe das doch nur getan, um euch die Chance zu geben, ihn zu kriegen. Ein Mörder macht Fehler, nicht wahr? Je mehr Morde, desto größer die Chance, ihn festzunehmen.«
    »Umso besser wird er aber auch in dem, was er tut«, sagte Bellman. »Außerdem müssen Sie bedenken, dass Ihr Tony kein Neuling in Sachen Gewalt war. Man ist nicht so lange wie er als Söldner in Afrika, ohne Blut an den Fingern zu haben. Wie Sie.«
    »Blut an den Fingern?«, schrie Altman voller Wut. »Ich bin bei Tony eingebrochen und habe Elias Skog von seinem Telefon aus angerufen, damit ihr eine Spur im Telefonregister findet. Ihr habt euren Job nicht gemacht; wenn hier jemand Blut an den Fingern hat, dann ihr! Oder Huren wie Adele und Mia, Mörder wie Tony. Wenn nicht…«
    »Es ist gut, Sigurd.« Johan Krohn war aufgestanden. »Wir machen eine kleine Pause, okay?«
    Altman schloss die Augen, hob die Hände und schüttelte den Kopf. »Ich bin okay, ich bin okay, ich will das jetzt hinter mich bringen.«
    Johan Krohn blickte zu seinem Mandanten, dann zu Bellman und setzte sich wieder.
    Altman holte tief und zitternd Luft. Dann fuhr er fort: »Nach dem dritten Mord muss Tony irgendwann begriffen haben, dass der nächste Brief nicht notwendigerweise von der Person stammte, für die sie sich ausgab. Trotzdem mordete er weiter, auf immer grausamere Art und Weise, als wollte er mir Angst machen, mich verjagen, ja, als wollte er mir zu verstehen geben, dass er alle und jeden töten würde und zu guter Letzt auch mich.«
    »Oder er wollte potentielle Zeugen beseitigen, die ihn und Adele gesehen hatten«, sagte Bellman. »Er wusste ja, dass nur sieben Personen in der Hävasshütte waren, hatte aber keine Möglichkeit, sich eine Übersicht zu verschaffen.«
    Altman lachte. »Tja! Ich könnte darauf wetten, dass er auch noch mal in die Hütte zurückgekehrt ist, um ins Gästebuch zu schauen. Doch da waren nur die Reste der rausgerissenen Seite, Tony Pony!«
    »Aber was hat Sie angetrieben, immer weiterzumachen? Was hatten Sie für ein Motiv?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Altman, plötzlich wachsam.
    »Sie hätten der Polizei doch viel früher einen anonymen Tipp geben können. Oder wollten Sie vielleicht auch, dass alle Zeugen verschwinden?«
    Altman legte den Kopf zur Seite, bis sein Ohr beinahe die Schulter berührte. »Wie schon gesagt, Herr Kommissar. Es ist mitunter schwierig, seine eigenen Beweggründe zu verstehen. Das Unterbewusstsein wird von dem Instinkt zu überleben kontrolliert und ist deshalb manchmal rationaler als die bewussten Gedanken. Vielleicht hat mein Unterbewusstsein erkannt, dass es auch für mich sicherer war, wenn Tony alle Zeugen aus dem Weg räumte. Dann konnte niemand darüber Auskunft geben, dass auch ich dort war, oder mich irgendwann auf der Straße erkennen. Aber auf diese Frage werden wir wohl nie eine

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