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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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das alles ausgedacht hat. Wenn ein Film floppt, ist es für den Regisseur gut, dass Tom Cruise die Hauptrolle gespielt hat, denn dann zerreißen die Zuschauer Tom Cruise in der Luft. Öffentlichkeit und Medien lieben es einfach, mein Verbrechen aber ist indirekt und komplex. Ein Gericht würde mich mit Sicherheit lebenslänglich wegsperren, aber in diesem Fall geht es nicht um Gerichte, sondern um Politik. Sind die Medien und die Öffentlichkeit zufrieden, ist auch das Justizministerium glücklich, und dann können alle einigermaßen beruhigt nach Hause gehen. Dass ich mit einer kurzen Haftstrafe, vielleicht sogar auf Bewährung davonkomme, ist ein geringer Preis dafür.«
    »Nicht für alle«, sagte Bellman.
    Altman lachte kurz. Das Echo übertönte ihre Schritte. »Nehmen Sie einen Rat von jemandem an, der sich mit so etwas auskennt. Man muss vergessen können. Man darf sich davon nicht auffressen lassen. Mit der Ungerechtigkeit ist es wie mit dem Wetter. Kann man nicht damit leben, muss man umziehen. Die Ungerechtigkeit ist kein Teil der Maschinerie. Sie ist die Maschinerie selbst.«
    »Ich rede nicht von mir, Altman. Ich kann damit leben.«
    »Ich meine auch nicht Sie, Bellman. Ich meine denjenigen, der nicht damit leben kann.«
    Bellman nickte. Er konnte gut mit der gegenwärtigen Situation leben. Er hatte Anrufe aus dem Ministerium bekommen. Natürlich nicht vom Minister persönlich, aber nichtsdestotrotz ließen die Rückmeldungen nur einen Schluss zu. Man war zufrieden. Die Ereignisse würden positive Konsequenzen haben, sowohl für das Kriminalamt als auch für ihn persönlich.
    Sie gingen die Treppe hoch ins Tageslicht.
    Johan Krohn stieg aus seinem blauen Audi und streckte Sigurd Altman die Hand entgegen, als sie die Straße überquerten.
    Bellman blieb stehen und sah dem Entlassenen und seinem Anwalt nach, bis der Audi an der nächsten Ecke in Richtung Tøyen abbog.
    »Sagen Sie nicht mal hallo, wenn Sie im Haus sind, Bellman?«
    Bellman drehte sich um. Gunnar Hagen stand auf der ande ren Straßenseite auf dem Bürgersteig, ohne Jacke und mit vor
    der Brust verschränkten Armen.
    Bellman ging zu ihm und reichte ihm die Hand.
    »Hat mich wieder jemand verraten?«, fragte Bellman.
    »Bei uns kommt alles ans Tageslicht«, sagte Hagen, rieb die Hände fröstelnd gegeneinander und lächelte breit. »Apropos. Ich bin für Ende nächsten Monats ins Justizministerium bestellt worden.«
    »Aha«, sagte Bellman leicht. Er wusste nur zu gut, worum es bei diesem Treffen ging. Umorganisation. Stellenabbau. Die Übertragung der Verantwortung in Mordfällen. Er verstand nur nicht, was das mit Hagens Bemerkung zu tun hatte, dass bei ihnen alles ans Tageslicht käme.
    »Aber darüber wissen Sie ja Bescheid«, sagte Hagen. »Wir sind ja beide gebeten worden, unsere Vorschläge für die zukünftige Handhabung bei Mordfällen einzureichen. Die Deadline nähert sich.«
    »Auf unsere parteiischen Einschätzungen wird das Ministerium kaum viel Wert legen«, sagte Bellman, musterte Hagen und fragte sich, worauf dieser hinauswollte. »Sie wollen uns sicher nur die Gelegenheit geben, unsere Meinung zu sagen, um des lieben Friedens willen.«
    »Außer wir kommen beide zu dem Schluss, dass die derzeitige Aufteilung besser ist, als alle Mordermittlungen an einem Ort zusammenzufassen«, sagte Hagen mit klappernden Zähnen.
    Bellman lachte kurz auf. »Sie sind zu dünn angezogen, Hagen.«
    »Möglich. Aber ich weiß zumindest, was ich davon halten soll, wenn die neue zentrale Mordermittlungsstelle von einem Polizisten geleitet wird, der seine Position schon einmal ausgenutzt hat, um seine jetzige Frau davor zu bewahren, wegen Drogenschmuggels verhaftet zu werden. Und das, obwohl es Zeugen gab, die sie zweifelsfrei erkannt haben.«
    Bellman hörte zu atmen auf. Spürte, dass er den Halt verlor. Dass die Schwerkraft ihn packte, seine Haare sich aufstellten und sein Magen sich zusammenzog. Das war der Albtraum, der ihn immer verfolgt hatte. Quälend im Schlaf und gnadenlos in der Wirklichkeit; der Fall ohne Seil, der Absturz eines Freikletterers.
    »Ist Ihnen kalt, Bellman?«
    »Zum Teufel mit Ihnen, Hagen.«
    »Mit mir?«
    »Was wollen Sie?«
    »Mit dem Wollen ist das so eine Sache. Das Wichtigste ist mir natürlich, dass dem Korps ein weiterer öffentlicher Skandal erspart bleibt. Die Integrität der einfachen Polizisten darf nicht in Frage gestellt werden. Und was die Umorganisation angeht …« Hagen zog den Kopf zwischen die

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