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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Besuch«, sagte der Beamte. »Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie bei der Polizei gekündigt haben.«
    Harry zuckte mit den Schultern.
    Der Mann war aus dem Bett aufgestanden und saß auf einem Stuhl am Fenster.
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte Harry und zog einen Stuhl zu ihm. Der Gefängniswärter blieb an der Tür stehen, wo er alles mitbekam. »Danke für die Hilfe.«
    »Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten«, sagte der Mann. »Was ist mit deiner?«
    »Rakel wollte nicht kommen.«
    Der Mann verzog keine Miene, zog aber den Hals ein, als bliese ihm ein eiskalter Wind ins Gesicht.
    »Wir haben eine Flasche im Apothekenschränkchen in der Hütte des Kavaliers gefunden«, sagte Harry. »Ich habe gestern einen Tropfen analysieren lassen. Ketanomin. Damit hat er die Opfer betäubt. Kennst du das Zeug? In hohen Dosen ist es tödlich.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Ich habe es neulich mal testen dürfen. Hat mir in gewisser Weise sogar gefallen. Aber ich mag ja Rauschzustände jeder Art. Weißt du noch, was ich dir neulich über die Toilettenräume des Landmark-Centers in Hongkong erzählt habe?«
    Der Schneemann sah Harry an. Blickte dann vorsichtig zum Wärter und wieder zurück zu Harry.
    »Doch, ja«, erwiderte er tonlos. »In der Kabine ganz hinten …«
    »Rechts«, sagte Harry. »Wie gesagt. Danke. Und meide Spiegel.«
    »Du auch«, sagte der Mann und streckte ihm eine weiße, knochige Hand entgegen.
    Harry starrte sie einen Moment lang an. Dann schlug er ein.
    Als Harry am Ende des Flures die Tür aufgeschlossen wurde, drehte er sich noch einmal um und sah den Schneemann mit dem Wärter zu den Toiletten abbiegen.

KAPITEL 9 4
     
    Glasnudeln
     
    H allo, Hole«, sagte Kaja und blickte lächelnd zu ihm auf.
    Sie saß an der Bar auf einem niedrigen Stuhl und hatte die Hände unter ihren Po geschoben. Ihr Blick war intensiv, die Lippen prall, und ihre Wangen glühten. Ihm wurde bewusst, dass er sie noch nie geschminkt gesehen hatte. Und dass nicht stimmte, was er in seiner Naivität geglaubt hatte, nämlich dass eine schöne Frau durch Kosmetik nicht noch schöner werden konnte. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, und auf ihren Schlüsselbeinen ruhte eine kurze Halskette aus gelblich weißen Perlen, die sich bei jedem Atemzug sanft bewegten und weiches Licht reflektierten.
    »Wartest du schon lange?«, fragte Harry.
    »Nein«, antwortete sie, stand auf, bevor er sich setzen konnte, zog ihn an sich und legte ihren Kopf an seine Schulter. Hielt ihn fest. »Ich friere nur ein bisschen.«
    Sie kümmerte sich nicht um die Blicke der anderen, die in der Bar saßen. Sie ließ ihn nicht los, schob im Gegenteil ihre Hände unter seine Anzugjacke und streichelte ihm über den Rücken, um sich aufzuwärmen. Harry hörte ein diskretes Räuspern, blickte auf und sah das freundliche Nicken eines Mannes, dessen Körpersprache ihn als Oberkellner entlarvte.
    »Unser Tisch ist bereit«, sagte sie lächelnd.
    »Tisch? Ich dachte, wir wollten nur etwas trinken.«
    »Wir müssen doch feiern, dass der Fall gelöst ist. Ich habe im Voraus Essen bestellt. Etwas ganz Spezielles.«
    Sie bekamen in dem gutgefüllten Restaurant einen Fensterplatz zugewiesen. Ein Kellner zündete die Kerzen an, goss ihnen Apfelsaft ein, stellte die Flasche in den Weinkühler und verschwand. Sie hob ihr Glas. »Prost.«
    »Worauf?«
    »Darauf, dass das Morddezernat wie gehabt weitermacht. Und dass du und ich weiter die bösen Buben fangen dürfen. Darauf, dass wir jetzt hier sind. Zusammen.«
    Sie tranken. Harry stellte das Glas auf die Tischdecke. Schob es hin und her. Der Fuß hatte einen feuchten Ring hinterlassen. »Kaja …«
    »Ich habe etwas für dich, Harry. Sag mir, was du dir jetzt im Moment am meisten wünschst.«
    »Hör mal, Kaja …«
    »Was?«, sagte sie atemlos und beugte sich vor.
    »Ich habe dir gesagt, dass ich wieder fahren werde. Morgen schon.«
    »Morgen?«, sie lachte, doch ihr Lächeln erstarb, als der Kellner die Servietten auffaltete, so dass sie schwer und weiß auf ihren Schoß segelten. »Wohin?«
    »Weg.«
    Kaja starrte wortlos auf die Tischplatte. Harry hätte gerne ihre Hand genommen, ließ es aber bleiben.
    »Dann bin ich dir also nicht genug«, flüsterte sie. »Dann waren wir nicht genug.«
    Harry wartete, bis er ihren Blick eingefangen hatte. »Nein«, sagte er. »Wir waren nicht genug. Nicht genug für dich und auch nicht genug für mich.«
    »Was weißt du schon darüber, was genug ist?« Ihre Stimme

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