Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
Nachrichtenverbindung mit seinem Schiff haben, und so weiß er jetzt, daß es ve r schwunden ist. Sie können seine Rufe nicht beantworten; die Leitung wird schweigen, und er wird ahnen, was pa s siert ist. Wenn wir ihn mit zurückbringen – tot oder l e bendig –, so haben wir einen Beweis. Denn er mag noch so sehr wie ein Ler aussehen, ich wette Kopf und Kragen, daß er innen anders ist. Und noch eines: Wir wissen nicht, ob er mit seinem Heimatplaneten in Funkkontakt steht. Vielleicht ruft er Hilfe herbei. Wir wissen auch nicht, wo und wie weit entfernt dieser Planet ist. Es kö n nen Hunderte von Lichtjahren sein, oder er ist gleich im nächsten Planetensystem.“
Liszendir schaute ernst und nachdenklich. „Ja, es könnte so sein, wie du sagst. Aber was du vorhast, Han, ist gefährlicher als alles, was wir bisher gemacht haben. Bedenke doch: Wir kamen nur, um nachzuschauen – und wir wurden bis an das Ende des Universums verschleppt, wurden gejagt und besiegt. Wenn wir nun nachschauen, um einen wie diesen aufzuspüren, so droht dieselbe G e fahr. Und glaube mir: Noch einmal will ich mich nicht auf einem anderen Planeten wiederfinden. Mir steht der Sinn nach Sicherheit – und du wirst so freundlich sein, sie mir zu geben.“
Auch Usteyin war dagegen. „Ich stimme Liszendir zu. Mehr noch. Wer soll das tun? Wer soll diese Kreatur fangen oder gar töten? Wir sind nur zu dritt; ihr zwei seid Kämpfer, das weiß ich – ich aber nicht, auch wenn ich einen von ihnen getötet habe.“
„Ich sage nicht, daß wir wie Blinde dorthin fliegen sollen. Aber wenigstens sollten wir einen Blick riskieren. Wir wissen, daß er kein Schiff hat, und sicherlich ist er auch nicht im Besitz von Waffen, um uns schaden zu können. Wir würden schon vorher die Energiequelle o r ten – falls es eine gibt. Und sollte er fort sein, so bra u chen wir nicht bis an unser Lebensende nach ihm zu s u chen. Aber hierlassen mag ich ihn nicht.“
Liszendir ging an Han vorbei und programmierte von sich aus den Kurs. „Nun gut, ich sehe ein, daß du recht hast. Ich will ebenfalls nicht, daß er noch länger frei h e rumläuft.“
Usteyin schaute sie beide an. „Mir gefällt das ganz und gar nicht; aber ich weiß nicht, wie ich euch hindern soll. Auch sehe ich keine Möglichkeit, von diesem Schiff herunterzukommen. Ich bin keineswegs tapfer. Ich fürc h te mich vor Wesen, die andere so mißbrauchen können.“
„Nicht tapfer? Ich glaube, das stimmt nicht ganz, Usteyin. Und wenn, so mußt du es schleunigst werden. Denn wenn einer von uns diese Burg betritt, so mit S i cherheit wir beide. Einer, der das Schiff fliegen kann, muß hierbleiben – und das ist nun mal Liszendir.“
In kürzester Zeit näherten sie sich Avings Burg von S ü den her. Als sie die Stadt Leilas überflogen, hielten Han und Liszendir Ausschau nach irgendwelchen Lebensze i chen. Aber nichts war zu sehen, nichts rührte sich, Leilas lag begraben unter dem Schnee. Kurz darauf waren sie über dem höchsten Punkt des nördlichen Beckenrandes und verlangsamten ihre Geschwindigkeit bei sinkender Flughöhe. Sie überfolgen die Burg, schauten, ob sich u n ten etwas rührte. Aber alles war ruhig. Im Zwielicht des Nordwinters lag sie leer und düster da. Sie war verlassen.
Während Han und Liszendir die Burg und das umli e gende Gelände absuchten, schaute Usteyin auf den Bil d schirm in Flugrichtung Norden. Es dauerte nicht lange, bis ihre scharfen Augen am nördlichen Hang der Talse n ke etwas entdeckten: kleine schwarze Punkte, Menschen, die nach Norden flohen, Richtung Nordsommer oder sonstwohin – nur fort. Sie rief Han und Liszendir.
Han flog näher heran, um besser sehen zu können. Ja! Sie flohen fort von der Burg. Er konnte sie nicht im ei n zelnen erkennen, doch die Art und Weise, wie sie rannten, auseinanderstoben, als sie das Schiff ge wahr wurden – das war nicht Avings Art. Er mochte ein Lügner und B etrüger sein, aber er würde niemals wie ein Feigling wegrennen und sich verkriechen, nicht einmal in einer aussichtslosen Lage. Nein! Er war nicht bei ihnen! Er versteckte sich entweder in der Burg oder war vielleicht in Leilas. Han wendete und flog zurück zur Burg.
Seine Ahnung, daß er dort sein könnte, wurde fra g würdiger, je mehr sie sich der Burg näherten. Es war eine törichte Idee, hierher zurückzukommen! Sie würden ihn niemals finden. Der schlaue Fuchs hatte einen zu großen Vorsprung. Selbst wenn es nur eine Stunde war – es reichte.
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