Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
billig eingekauft! Eh r lich, an Einfallsreichtum und Können allein seid ihr mehr als nur ein Streichholz, um meine Krieger zu entfla m men. Besäßen sie solche Eigenschaften und diese Art zu denken – wir hätten schon längst die ganze Union in die Tasche gesteckt! So also bin ich jetzt – nach vielen Ko r rekturen – doch noch jenem eigentlichen Kurs nahe g e kommen, der mich genau dort hinbringen wird, wohin ich es wünsche.“
Liszendir fragte zurück: „Es gibt in der Tat noch off e ne Fragen, auf die wir keine Antwort wissen. Was zum Beispiel macht ihr statt der Viererverwebung? Dieses Problem will mir nicht aus dem Kopf, seit ich meinen Fuß auf diesen schrecklichen Planeten gesetzt habe.“
„Du bist sehr klug, Liszendir, aber auch wieder nicht klug genug, um nicht wie die anderen auch auf Konve n tionen hereinzufallen und für manche Dinge blind zu werden. Eine interessante Frage, die ich gern beantwo r ten will. Wir haben mehrere Systeme. Als wir anfangs hierherkamen, gab es eine große Unzufriedenheit mit der Viererverwebung. Man hielt sie für reaktionär, antifor t schrittlich und stumpfsinnig. Viele machten die Viere r verwebung für den Mangel an Enthusiasmus und Bege i sterung verantwortlich, den die Mehrzahl der Älteren den Ideen und Vorschlägen Sanjirmils entgegenbrachte. Sie lehnten jegliches Abenteuer ab. Wir nahmen uns somit dieses Problems an und entwickelten eine höchst intere s sante Alternative. Zuerst aber griffen wir auf das alte menschliche Heiratsmuster zurück.“
„Ihr hättet wissen müssen, daß dies in kurzer Zeit zu Mutationen führen würde.“
„Genau das tat es, und zwar schneller, als wir geglaubt hatten: ein merkwürdiges Faktum, eine Abweichung, wie wir sie in diesem Maße bis jetzt nicht erklären konnten. Ihr könnt euch auch damit befassen – neben den anderen Aufgaben, die ich euch übertragen werde. Bald darauf bi l dete sich von selbst eine herrschende Stammesschicht aus, die eine neue Ordnung ins Leben rief. Gegenwärtig sehen wir in der Zweierverbindung etwas sozial Niedriges, ein Menschenprodukt, halten aber auch die Viererverw e bung für falsch. Deshalb entwickelten wir ein Dreiers y stem, das Elemente von beiden in sich hat und mit seiner Vielschic h tigkeit eher unserem Selbstverständnis en t spricht.“
Han fiel ihm ins Wort. „Ich will nicht mit dir streiten, aber bei uns ist man der Ansicht, daß Formen höherer Ordnung nicht notwendig komplexere Verhaltensweisen nach sich ziehen.“
Liszendir sagte schnell, bevor Hatha darauf antworten konnte: „Ich verstehe das nicht. Dreiersysteme?“
„Auf Morgenröte ist die gesamte Bevölkerung in Klassen eingeteilt. Die verschiedenen Typen der Me n schen – ob nun wild oder nicht – stehen auf der untersten Ordnungsstufe. Für die Le r gibt es weitere Unterglied e rungen. Die sozial niedrigen Ler, die keine Krieger sind, organisieren ihre Familien weiterhin nach menschlichem Vorbild. Die höheren Schichten schließen sich im Re i fungsalter mehr oder weniger willkürlich zu Triaden – Dreiergruppen – zusammen, wobei wir jedoch darauf achten, daß alle Triaden die gleiche Geschlechteranzahl wie jene haben, mit denen sie sich vereinigen wollen. Wir nennen diese Triaden übergeschlechtlich!“
„Übergeschlechtlich?“
„Es gibt in jeder übergeschlechtlichen Triade drei Pe r sonen. Sie haben untereinander keinen Geschlechtsve r kehr, sondern nur mit einer übergeschlechtlichen Gruppe des anderen Geschlechts. Bei drei Individuen und zwei Grundgeschlechtern gibt es acht mögliche Systemve r knüpfungen, die sich nach vier unterschiedlichen Typen gliedern: drei des einen Geschlechts, drei des anderen Geschlechts, zwei weitere Triaden, wo zwei Drittel männlich oder weiblich sind. Natürlich bilden die g e schlechtsr e inen Triaden die höchste Gesellschaftsklasse. “
„Ich verstehe. Khmadh !“ Das Wort, das Liszendir b e nutzte, schien ziemlich abwertend gemeint zu sein, mac h te aber weder auf Hatha noch auf Aving Eindruck. Für Han besaß es überhaupt keine Bedeutung, da er ke i nerlei Idee oder Vorstellung damit verband. Er hatte es bisher noch nie gehört. Aber er konnte ein Resultat des Triadensystems auch jetzt schon deutlich sehen: Es e r neuerte und verstärkte das geschlechtsspezifische Verha l ten. Er zog daraus den logischen Schluß, daß die vo r nehmlich weiblichen übergeschlechtlichen Triaden für die Kinderaufzucht und -erziehung zuständig waren. Wahrscheinlich völlig
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