Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
auf lediglich ein paar leerstehende Gem ä cher. Er war ganz unzweifelhaft ein Gefangener – auch wenn man es ihm nicht durch handgreifliche Methoden vor Augen führte. Auch von Liszendir hatte er kein L e benszeichen. Sie war entweder in einem anderen Teil des Gebäudes oder hatte Hatha auf seinem Ausflug begleitet. So war ihm also genug Muße beschieden, um seinen G e danken nachzuhängen und die Fakten in seinem Kopf zu ordnen und in eine logische Reihenfolge zu bringen. Aber weder die Fakten noch die Schlußfolgerungen w a ren dazu angetan, ein Bild zu skizzieren, mit dem sich angenehm leben ließ.
Han dachte an die Bedrohung durch die Krieger und an ihr massiges Schlachtschiff. Es war in der Tat eine monströse Kriegsmaschine, die zur Zeit zwei Planeten – Chalcedon und Morgenröte – in Schach hielt. Chalcedon besaß allerdings keine eigenen Raumschiffe, und auf Morgenröte trug außer den Kriegern niemand etwas a n deres als eine lächerliche Armbrust. Unter diesen Bedi n gungen hätte selbst er die beiden Planeten allein mit der Bewaffnung der Pallenber beherrschen können. Vie l leicht waren die Krieger aufgrund des Überraschungse f fekts noch in der Lage, ein oder zwei weitere Eroberu n gen zu machen; irgendwann aber, wenn sich die selbs t süchtigen Kriegshelden durch ihre schematischen Übe r fälle und durch die leckende Energie ihres Schlachtschi f fes verraten haben würden, wäre es schnell heraus, wie es um sie stand; selbst für einen, der weder militärisch au s gebildet war noch besonderes Interesse daran hatte, mu ß te all dies sonnenklar sein und ins Auge fallen. Aber Hatha war dafür blind, was nur bedeuten konnte, daß er nichts über die zivilisierten Welten wußte – außer vie l leicht vom Hörensagen oder durch frei erfundene Fehli n formationen.
Es gab noch einen anderen Aspekt: Die ganze Techn o logie des Schlachtschiffes roch stark nach kultureller Überfremdung – eine hochentwickelte Maschinentec h nik, aufgepfropft auf einen relativ niedrigen Kultursta n dard. Das Schiff brauchte Antriebsenergie, mußte also aufgetankt werden – aber von wem? Han hatte nichts gesehen, was den Schluß zuließ, daß hier irgend jemand imstande wäre, ein Fluggerät wie dieses zu warten oder zu reparieren. Gefühlsmäßig neigte er eher zu der Au f fassung, daß sie gar keine Reparaturanlagen besaßen, wohl aber genügend Entschlußkraft, um ihr Programm abzuwickeln. Er mußte daran denken, daß Hatha mit se i nem Schiff den Weltraum durcheilte und einen ganzen Planeten verwüstete, aber dennoch nichts über Orbit, m i nimale Energiekurven und Geodäsie wußte, sein Schiff darüber hinaus dekorativ auf eine weite Ebene stellte, so daß es aus der Umlaufbahn weithin sichtbar war, und sich den Teufel um Abwehr- und Ortungssysteme sche r te. Außerdem war das Schiff in einem derart verrotteten Zustand, daß es mit abgeschalteten Triebwerken weder landen noch im Ruhezustand gehalten werden konnte. Und nach all dem, was er bisher gesehen hatte, ve r schlechterte sich dieser Zustand mehr und mehr. Alles deutete auf eine unsichtbare und unbekannte Größe hin, die ein enormes Geschick in der Manipulation der Prim i tiven besaß und sich gekonnt vor eben diesen zu tarnen verstand.
Dieser Gedanke brachte Han erneut die merkwürdigen Meßdaten seiner Instrumente in Erinnerung, die auf i r gendeine Anomalie im System von Morgenröte schließen ließen. Auch das war äußerst verdächtig. Zugegeben – es war eine sehr schwache Anzeige gewesen, die durchaus fragwürdig erschien und nicht näher lokalisiert werden konnte. Vielleicht hatten die Instrumente wegen irgen d einer unsachgemäßen Handhabung durch Hathas manue l le Steuerung einen Defekt davongetragen. Es würde ja h relanger Messungen bedürfen, um dieses Phänomen zu lokalisieren. Jetzt war es sowieso zu spät dafür. Hatha hatte zwei Raumschiffe – und das bedeutete in diesem Teil des Universums so etwas wie den Besitz einer ga n zen Raumflotte. Wenn die Anomalie tatsächlich – wie Han vermutete – ein Raumschiff war, so hatte es sich verteufelt gut getarnt. Han sah das Ganze als ein Problem der Kryptologie oder Geheimhaltung, mit der er als Kaufmann besonders gut vertraut war, zumal diese Wi s senschaft vor allem im kommerziellen Bereich zur A n wendung kam. Und er wußte deshalb sehr genau, daß eines der wichtigsten Prinzipien der Kryptologie darin bestand, kein System als vollkommen sicher anzusehen; Zweck und Sinn eines
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