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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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vertraute, wie sie niemandem sonst auf der Welt vertraute. Und er sah am Rande seiner Wahrnehmungen, daß der wilde Glanz irgendwie aus ihren Augen wich, die Anspannung ihres rauhen, kantigen Gesichts, das er einst so ungestüm und heftig geliebt hatte. Andere, vertraute Emotionen begannen, sich darauf zu zeigen, und etwas, das sie hörte und erkannte, etwas, von dem sie sagen konnte, daß sie es wirklich kannte wie kein anderer. Diese neuen Empfindungen flackerten über das rauhe, aber weicher werdende Gesicht wie Feuerschein über eine rauhe, neue Steinmauer. Ihre dünnen Lippen waren straff und weiß vor lauter Anspannung, als sie nach den feineren Nuancen der Matrix griff, sie gleichzeitig integrierte.
    Und die Kette der Matrixzahlen endete plötzlich, hörte auf; es hatte keine Warnung gegeben, keine Vorahnung, auch nicht für das, was an ihre Stelle trat: Morlenden stellte fest, daß er ganz ohne es zu wollen in der stärksten Kommando-Multisprache sprach, die er je gehört hatte. Sanjirmils Ich-Abwehrkräfte, ihre Willensabwehr gegen äußere Kontrolle durch den Kommando-Modus der Multisprache waren nicht gefallen, jedoch so weit gelockert, daß es keine Rolle spielte; sie hätten genausogut gefallen sein können. Der plötzliche Ansturm, der Morlenden ebenso überraschte wie Sanjirmil, zerschmetterte ihren Willen, hämmerte ihn flach, schlug ihn nieder und griff nach dem zentralen Knotenpunkt in ihrem Verstand, der sie gesund machen würde, ja, gesund, obwohl er sie von innen heraus tötete. Seine Stimme hallte und dröhnte in ihrem Schädel, tastete, zerrte, packte zu. Und ein Abbild von Mevlannen erschien, und es sagte: Entschuldige den Zwang, Morlenden. Ich habe dich gewarnt und dir prophezeit, daß wir dich hintergehen würden. Ich wußte, wer Mael in den Tod geschickt hat, aber ich bin nie nahe genug herangekommen, um es selbst zu tun. Dir war diese Möglichkeit gegeben, und jetzt ist dieser Augenblick gekommen. Führe unsere Rache aus! Vernichte dieses Ding vor dir! Es kann nicht geheilt, sondern nur getötet werden, und nur von innen heraus! JETZT!
    Dies also war der Quell der Vorfreude, des Frohlockens, dessen Ausstrahlungen er gefühlt hatte, als der Moment nahte – überhaupt nicht er selbst, sondern ein Zwang, eingegeben von Mevlannen, als sie die Matrix an ihn übergeben hatte.
    Morlenden zögerte, denn obwohl er Maellenkleth rächen wollte, hatte er Sanjirmil nie Böses antun wollen. Nur Zorn war in ihm gewesen. Und jetzt bedeutete dieses Zögern beinahe sein Ende, denn obwohl Morlenden noch Vorbehalte hatte und Mevlannens Zwang zu widerstehen versuchte – Sanjirmil hatte solche Vorbehalte nicht im geringsten. Und er sollte herausfinden, daß sie, wenn ihr Überleben auf dem Spiel stand, ihre Müdigkeit abwerfen konnte, so wie eine Fichte in einem plötzlichen Wind die Regentropfen abwirft.
    In diesem Augenblick, in dem er mit sich selbst gestritten, gezögert, den Zwang bekämpft hatte, war seine Aufmerksamkeit von Sanjirmil abgelenkt gewesen. Und jetzt erholte sie sich von dem gegen sie geschmetterten Multisprachen-Ansturm. Und er verlor den Glauben an das Programm, das ihm Mevlannen eingesetzt hatte, und die Worte wurden jetzt zu Worten, die harmlos von Sanjirmil abfielen. In seinen Wahrnehmungen erlosch der Raum und wurde von einer grenzenlosen Dunkelheit ersetzt. Er konnte sich Sanjirmil vorstellen, sie jedoch nicht sehen, wie sie sich zusammennahm, sich erholte, sich jetzt erhob, um zurückzuschlagen. Zögernd bewegte er sich. Er wußte, daß er in großer Gefahr schwebte und suchte nach einer Möglichkeit, sich gegen den nahenden Gegenangriff zu wappnen.
    Und eine Stimme gellte von allen Seiten auf ihn ein:
    Also solltest es doch du sein, nicht wahr? Es war genau so, wie ich an jenem Tag befürchtete, da ich in Begleitung der Perwathwiy kam: Du würdest das lange Band abwickeln und dich auch gegen mich stellen, wie alle anderen. Nun bist du so weit gekommen, also bezeuge, was andere, die es versuchten, sehen mußten. Manche sind noch da. Du wirst bei ihnen sein.
    Und gleich darauf wurde die pelzige Dunkelheit von der abstrakten Ebene ersetzt, die er vorhin erblickt hatte. Nur stand er jetzt auf deren Oberfläche, benommen, orientierungslos, und schaute umher. Er war allein. Eine braune, flache Ebene, die von einem schwachen, bernsteinfarbenen, ursprunglosen Licht erhellt wurde, das in die Unendlichkeit fortjagte, ein Horizont, der überwältigend weit entfernt war. Sanjirmil hatte

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