Rick 6: Shit happens! (German Edition)
»Und du bist dir auch wirklich sicher?«
»Finn!«, knurrte ich. »Wenn du mich das noch einmal fragst, dann drehe ich dir hundertprozentig die Gurgel um!«
Finn griff sich an den Hals, schluckte schwer – und schwieg. Sein Glück!
Vorm Zoo steppte der Bär. Überall schwirrten höllisch gut gelaunte Menschen herum. Mit Blagen im Schlepptau, die das Meerschweinchengehege, das sich auf dem Platz vorm Eingang befand, albern kichernd oder plärrend um lagerten. – Und die mir damit einen fetten Strich durch meinen eigentlich so astreinen Plan machten.
Verflixte Kaninchenkacke, hatten die denn alle kein Zu hause?
Apropos Eigenheim, nur deshalb waren Finn und ich überhaupt hierhergekommen. Trick und Track, die bei den Minizwergkaninchen unserer Tierarztnachbarin Karli, brauchten nämlich eins. Also einen neuen Unterschlupf. Was leider unmöglich war, solange diese verpeilten Wir sind-ja-sooo-glücklich-Familien vor dem Meerschwein chengehege herumlungerten.
Und deshalb musste ich mir etwas anderes einfallen las sen. Dringend! Dumm nur, dass in meinem Schädel nichts weiter war als luftige Luft …
»Mierda!«, fluchte ich leise. »Was wollen die bloß alle hier?«
»In den Zoo gehen?«, faselte Finn oberklug daher und kratzte sich nachdenklich am linken Ohrläppchen.
»Mann, Finn«, schnaufte ich, »da wäre ich echt nicht drauf gekommen.«
»Gern geschehen!« Er zuckte frech grinsend die Achseln.
Den Spott in seiner Stimme überhörte ich großzügig. Ich musste mich konzentrieren.
Denk nach, Junge. Los! Lass dir was einfallen!
»Okay, Planänderung!«, erklärte ich schließlich. »Hier draußen ist es eindeutig zu stressig. Und saukalt noch dazu. Das schmeckt den kleinen Kerlchen hundertpro nicht. Hast du Geld mit?«
Finn nickte.
»Wie viel?«
»Fünfzig Euro.«
Ich starrte ihn fassungslos an. »Echt? Wo hast du denn so viel Kohle her?«
Finn runzelte die Stirn. »Äh … von meinem Konto«, er klärte er vorsichtig. »Ich möchte später noch in die Buch handlung gehen.«
Fünfzig Euro für Bücher? Mann, Finn war ungelogen der Knaller.
Nur jetzt war der falsche Moment, um ihn deswegen aufzuziehen. Trick und Track mussten endlich aus dem Rucksack raus.
»Das mit dem Außengehege vorm Zoo als zukünftiges Trick-und-Track-Zuhause haut ja nicht hin, wie du siehst. Deshalb müssen wir in den Zoo und du musst die Karten kaufen. Ich warte da drüben auf dich.«
Finn klappte den Mund auf und wollte protestieren.
Doch ich hob schnell die Hände und zischte: »Oder willst du schuld sein, dass die beiden Knaben ihre nächste Mahl zeit im Kaninchen-Nirwana einnehmen müssen?«
Das zog – und wie! Finns Miene wurde noch eine Spur finsterer und dann düste er auch schon ab.
Die Schlangen an den Zookassen waren irre lang. Und Finn kam und kam nicht zurück. Allmählich begann ich, mir ein bisschen Sorgen um die Jungs in meinem Ruck sack zu machen. Warum bewegten die sich nicht mehr? Waren die in eine Art Schockstarre gefallen? Oder waren sie inzwischen etwa längst – Hilfe! – erstickt, zerquetscht, mausetot?
Nach einer halben Ewigkeit kam Finn endlich mit den Eintrittskarten zurück.
»Das Geld bekomme ich von dir wieder«, maulte er. »So war das ja nicht geplant.«
»Klar doch«, log ich, weil ich gerade so was von blank war. Ich hatte weder was auf dem Konto noch ein prop penvolles Sparschwein. Nur so ein blödes Sparbuch, das Pa total unter Kontrolle hielt. Taschengeld war auch Fehlan zeige. Das hatte ich schon für die nächsten sieben Wochen im Voraus ausgegeben. Nur das musste ich Finn ja nicht un bedingt auf die Nase binden. Jetzt hieß es erst einmal, Trick und Track aus dem Rucksack zu holen und ihnen ein neues Zuhause zu beschaffen. Hauptsache, sie lebten noch …
»Los jetzt!« Ich düste Richtung Drehkreuze ab.
Hinter mir rief Finn: »Renn doch nicht so! Die werden ja richtig durchgeschüttelt.«
Mir lag bereits auf der Zunge, dass die beiden davon eh null mitbekamen, weil sie bestimmt längst ihren letzten Kaninchenwunsch ausgehaucht hatten. Doch so wie ich Finnilein kannte, fing der sofort an, schräg herumzuflen nen. Also hielt ich besser die Klappe.
Durch die Drehkreuze hindurch und an dem wuscheli gen Tatzi Tatz, dem Wahrzeichen des Zoos, vorbei, der uns unbedingt per Handschlag begrüßen wollte, verlief alles total easy. Und kaum hatten wir den Weg zu Meyers Hof, dem zooeigenen Bauernhof, eingeschlagen, da spürte ich an meinem Rücken auch wieder ein leichtes
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