Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Titel: Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
Vom Netzwerk:
Von nun an lebte sie zurückgezogen in ihrem Quartier, betrieb ein wenig untergeordnete Astrogation und erteilte Unterricht.
    Als sie das Alter erreicht hatte, in dem die Fruchtbarkeit einsetzte, ging sie eine Familienbeziehung nach der Art eures Volkes ein. Auf der ersten Welt, auf der das Schiff landete, gebar sie zwei Kinder. Dort zog sie diese Kinder auch auf. Sie führte ein stilles, zurückgezogenes Leben, beinahe isoliert. Sie übte sich in den Tugenden der Ler und versuchte im stillen, das Böse zu bekämpfen, das sie in ihrer Jugend zum Ausbruch gebracht hatte.“
    Flerdistar sagte: „Eine bescheidene Person, die du da beschreibst, geradezu ein musterhafter Ler. Doch in der Ler-Geschichte wird sie als die Kraft bezeichnet, die in unserem Volk das Böse erweckte. Von allen Ler hat der Schatten ihrer Person am eindringlichsten über unserer Entwicklung gehangen. Sie hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Und doch behauptest du, daß sie dir erzählte, sie habe sich zurückgezogen?“
    „Glaubst du, ich hätte nicht alles überprüft, was sie mir sagte? Es hat mich genauso überrascht wie dich. Ich habe es sehr genau überprüft! Über einen Zeitraum von zehn Jahren habe ich das Leben Sanjirmils erforscht. Am Ende kannte ich es fast besser als sie selbst.
    Natürlich nehmen die Dinge oft einen anderen Lauf, als wir es wünschen. Als sie noch krank war, hatte sie eine formende Kraft besessen, nach ihrer Heilung war sie nur noch eine einfache Frau in der Menge, ihre Macht war erloschen. Sie konnte die Geschichte nicht mehr steuern. Die Verschwörung versickerte im Untergrund, in geheimen Treffen wurde die Geschichte von Mund zu Mund weitergegeben … und nach fast einer Generation fand sich eine neue Gruppe von Abtrünnigen zusammen. Sie stahlen das Schiff und machten sich auf in den Weltraum. So narrten sie die Mehrheit der Ler, die sich inzwischen zu friedlichen Siedlern entwickelt hatten.
    Sie nahmen Sanjirmil mit sich, denn sie war ja die Prophetin ihrer Bewegung, sie hatte sie einst ins Leben gerufen, noch bevor die meisten von ihnen geboren waren. Sie wußten nur, daß sie Sanjirmil die Große war. Doch sie ging gegen ihren Willen mit diesen Aufständischen. Als sie Widerstand leistete, entführten sie sie mit Gewalt. Sie wußten, daß sie ohne den legendären Ursprung ihrer Bewegung nicht fortgehen konnten. Sie hätten es nicht ertragen, wenn ihre eigene Prophetin sie angeklagt oder gar einen Rachefeldzug gegen sie angeführt hätte.
    Ihre Heilung war vollständig. Auch an Bord des Schiffes, umgeben von den jungen Aufrührern, wurde sie nicht mehr zu der Sanjirmil von einst. Sie war deren Talisman, das hatte sie nicht verhindern können, aber sie war ein Talisman, der ihr Verhalten nicht akzeptierte. Sie forderte von ihnen, sich bedingungslos zu ergeben und das Schiff zurückzubringen. Nun befanden sie sich in einer ausweglosen Situation. Sanjirmil verweigerte jede Zusammenarbeit, aber sie konnten sie auch nicht zurückbringen. Sie brachten es auch nicht fertig, sie zu töten. Man kann ihnen die Erkenntnis zugute halten, daß Sanjirmils Tod auch das Ende ihrer Bewegung bedeutet hätte.
    Auf ihrem Weg, der sie vom Zentrum zum Rande des Universums führte, stießen sie auf ein seltsames Planetensystem, zu dem mehrere bewohnbare Welten gehörten. Eine erwies sich als besonders ruhig und angenehm, dort landeten sie. Es dauerte einige Zeit, bis sie Sanjirmil an einem Strand ein kleines Haus gebaut hatten. Sie ließen ihr Samen, Werkzeuge und einige Tiere zurück. Auf dieser Welt gab es kein intelligentes Leben. Dort konnten sie ihr zu Ehren ein Haus bauen, aber sie konnten auch sicher sein, daß sie niemals Gelegenheit haben würde, sie zu verraten. Diese Welt lag so weit draußen im Raum. Es schien ausgeschlossen zu sein, daß irgend jemand hierherkam, solange es hier noch ein Zeichen von ihrer Existenz gab. Nicht einmal sie selbst kannten die Positionen dieses Planetensystems genau. Außerdem hatte sie bereits ihre Ältesten-Phase erreicht, und es blieb ihr ohnehin nicht mehr allzuviel Zeit. Und so flogen sie davon, nachdem sie ihr noch einmal die Ehre erwiesen hatten, und ließen Sanjirmil auf einem unbewohnten Planeten zurück. Selbst seine Entdecker hatten schon nach kurzer Zeit vergessen, wo er sich befand …
    Jetzt kam Sanjirmil noch einmal ihre erfolgreiche Heilung zugute. Denn diese Heilung hatte ihr zu einer geistigen Gesundheit verholfen, wie sie wohl kaum je ein Ler oder Mensch besessen

Weitere Kostenlose Bücher