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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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umfächeln, ich höre den Ruf vom Masttopp herunter: Da – er bläst! / Wieder springe ich auf die Takelung, um mit den anderen zu schauen – wir steigen herab, rasend vor Erregung. / Ich springe ins heruntergelassene Boot, wir rudern hinaus, dorthin, wo unsere Beute liegt, wir nähern uns heimlich und leise, ich sehe die gewaltige Masse, träge, sich räkelnd, / ich sehe den Harpunier sich erheben, ich sehe die Waffe fliegen von seinem kräftigen Arm; o wiederum flüchtig weit draußen im Meer der verwundete Wal, absinkend, windwärts rennend, zieht er mich, / wieder sehe ich ihn aufsteigen zum Atmen, wir rudern wieder nahe, ich sehe einen Speer durch seine Seite getrieben, tief / drinnen, in der Wunde gedreht, wieder ziehen wir uns zurück, ich sehe ihn sinken, sein Leben verlässt ihn schnell, / aufsteigend spritzt er Blut, ich sehe ihn kreisend schwimmen, / näher und näher, geschwind das Wasser durchschneidend – ich sehe ihn sterben, / er macht einen krampfartigen Sprung in des Kreises Mitte, und dann fällt er reglos hin in blutigem Schaum!‹
    Das Schlauchboot raste vor der Sonne auf den Walfänger zu, Tommy sah hoch, erschrak, drehte sich um, brüllte, aber niemand hörte ihn. Sie waren alle mit dem Aufklaren beschäftigt, und das Sicherungskommando behielt den rückwärtigen Frontverlauf im Blick; und die Geiseln natürlich.
    Luise bemerkte den Angriff erst, als Doppelbläser heroisch auf der obersten Sprosse der Reling stand und den heranfliegenden Anker abwehren wollte, den der Anführer der Greenpeace -Aktivisten mit Hilfe der schweren Eisenkette geschleudert hatte, um die Rimbaud doch noch irgendwie zu stoppen.
    Wie genau das passieren sollte, konnte er bei der Anhörung vor dem Seekammergericht in Hamburg nicht weiter ausführen.
    Doppelbläser , unerfahren aber mutig, fing den Anker auf, verlor aber den Boden unter den Füßen.
    Während der Anker ihn mit sich ins Wasser zog, legte sich die Kette um eines der Beine des Seejungen. Er kam nicht mehr aus dem Wasser, die See behielt ihn, und als man endlich auf diesen Kampf aufmerksam wurde, da sprinteten Baske und Luise zeitgleich los. Sie hechteten über die Reling, tauchten ab, Luise bekam den Kopf ihres Geliebten zu fassen, Baske zerrte unter Wasser wie wild an der Ankerkette. Er versuchte, sie mitsamt dem Anker hochzustemmen, während Luise Doppelbläser hochdrückte, dessen größter Wunsch es war, der letzte Erzähler der aussterbenden Hochseefischerei zu werden. Ihm ist dieses Epos gewidmet.
    Die Greenpeace -Aktivisten reichten Hände ins Wasser, und als man Tommy endlich an Bord des Schlauchbootes hatte – Luise leitete sofort lebenserhaltende Maßnahmen ein, Baske flößte seinem Zimmernachbarn Rum ein und wurde von Luise weggestoßen –, da soll doch wirklich im blauen Licht der Ewigkeit ein Wal aufgetaucht sein und fast eine halbe Stunde lang gesungen haben.
    Die Rettung kam damals zu spät, Luise quittierte den Dienst bei der Sicherheitsfirma und schloss sich den Bunten an. Heute nennt man sie in Fachkreisen ehrfurchtsvoll Kapitän Ahab . Ihr weißer Wal, das sind die Walfangschiffe der Nationen Norwegen, Island, Russland, Japan, die als letzte unserer Art unzivilisiert den Leviathan töten.
    In Russland wurde ein hohes Kopfgeld auf Luise ausgesetzt, ich treffe mich mit ihr unter Einsatz meines Lebens, denn eine Welt ohne den Gesang der Wale, das hätte Doppelbläser nicht gewollt.
    Seine Rede an Luise ist hier in Ausschnitten als sein Erbe noch einmal wiedergegeben: ›Denn auch die Menschen sind die Sprache, mit der der Schöpfer und das Geschöpfte kommunizieren. Eine Sprache, und ist sie noch so lebendig, hat immer den Nachteil, sich selbst nicht zu verstehen. (. . .) Mit der Poesie verständigen sich Geschöpftes und Schöpfer, aber nicht allein der Mensch ist Träger dieser Poesie. Der Wal ist es auch, der nur singt. Die Libelle und der alte Stagg sowieso. Wir alle sind Buchstaben und Laute, würden wir uns alle begreifen, könnten wir Worte und Sätze bilden. (. . .) Bei den Menschen ist es so, dass vornehmlich Jugendliche sich der Lyrik bedienen, im Alter nutzen wir dann Alltagssprachen. Wir vergessen die Großartigkeit jugendlicher Ideale, die für die Natur und ihren Schöpfer so wesentlich sind. (. . .) Mir bleibt die Hoffnung, dass nicht nur der Mensch so arrogant ist. Vielleicht heißt es ja auch in den Legenden der Wale, der Libellen und der Riesenmammutbäume, nur sie hätten Gesetzestafeln gefunden. (. . .) Reden wir mit

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