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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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1
    Der Schrei des Gefangenen hallte durch die Nacht. Das zornige Aufbrüllen bei Sonnenuntergang war längst qualvollen Lauten gewichen.
    Wann ist der Kerl endlich tot? Athanor zog die Kapuze über und bettete den Kopf wieder auf das Kleiderbündel. Es half nichts. Von der Kuppe des benachbarten Hügels drangen noch immer raues Lachen und Johlen herüber. Den kehligen Stimmen nach zu urteilen, waren es Orks, die sich so köstlich über die Qualen ihres Opfers amüsierten. Angewidert verzog Athanor das Gesicht. Das feige Pack trumpfte immer dann auf, wenn es nichts zu befürchten hatte.
    Knurrend warf er sich auf den Rücken und blickte zu den Sternen auf. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen. Die Orks wollten nicht, dass der Gefangene starb. Eine Hinrichtung – und sei sie noch so ausgedehnt – wäre längst vorbei gewesen. Stattdessen bellte immer wieder jemand Fragen, auf die er offenbar nicht die gewünschten Antworten bekam, denn kurz darauf gingen die Schreie weiter. So auch dieses Mal. Wenn der Gefangene nicht einknickte, konnte das Spiel noch die ganze Nacht dauern. In der Nähe einer Bande Orks Schlaf zu finden, war schon ohne Lärm schwierig genug, aber so …
    Ihr habt es nicht anders gewollt. Athanor stand auf und spähte zum Gipfel des Nachbarhügels. Wie eine schwarze Krone hoben sich die Ruinen einer Festung vor rötlichem Feuerschein ab. Sie waren so nah, dass er glaubte, den Rauch riechen zu können. Entschlossen hängte er sich seinen Köcher mit Pfeilen über die Schulter und legte den Schwertgurt um. In seinem Kettenhemd hingen Reste des alten Laubs, auf dem er gelegen hatte, doch mit jeder Bewegung rieselte etwas davon zu Boden. Er machte sich schon lange nicht mehr die Mühe, auf sein Äußeres zu achten. Das meiste regelte sich von selbst. Nur den Bart rasierte er alle paar Tage ab, sonst juckte er in der Hitze zu sehr.
    Mit geübten Griffen spannte er die Sehne seines Bogens. Seit er selbst tun musste, was ihm früher Knechte abgenommen hatten, ging er sorgfältiger mit seinen Waffen um. Ein schlichtes Messer, das ihm zerbrochen und in der Wildnis nicht zu ersetzen gewesen war, hatte ihn den Wert einer Klinge gelehrt.
    Erneut grölten die Orks, sodass ihre hämischen Stimmen im ganzen Tal widerhallten. Allmählich freute sich Athanor darauf, ihnen die Kehlen aufzuschlitzen.
    Er schob sich die Kapuze wieder vom Kopf und erstarrte. Hinter ihm raschelte es im Unterholz. Alarmiert fuhr er herum, griff nach einem Pfeil aus dem Köcher. Doch außer seinem Muli war unter den Bäumen nichts zu sehen. Mit aufgerichteten Ohren lauschte das Tier auf den Lärm aus der Ruine.
    »Kannst wohl auch nicht schlafen«, murmelte er. »Ich kümmere mich darum.«
    Er wandte sich wieder der verfallenen Festung zu, die einst wohl erbaut worden war, um über das Tal zu seinen Füßen zu wachen – und über den Pass zur Rechten. Wenn er diesen Sattel querte, sparte er sich den Abstieg ins Tal. Obwohl die Orks gerade dort die meisten Wachen aufgestellt haben würden, entschied er sich für den kürzesten Weg. Sollte er dabei sterben, hatte er den Rest der Nacht wenigstens seine Ruhe.
    Wie zur Antwort schob sich in diesem Augenblick das fahle Antlitz Hadons, des Totengottes, hinter ihm über den Hügel. Athanor merkte es an dem Schatten, den er plötzlich warf. Spöttisch hob er einen Mundwinkel und sah sich nach der knochenbleichen Scheibe um. Grünliche Adern deuteten ein Gesicht darauf an, aber nach allem, was Athanor in den Jahren des Krieges gesehen hatte, glaubte er nicht mehr an Götter. Und wenn es sie doch geben sollte, waren sie ihm so gleichgültig wie er ihnen.
    Er legte den Pfeil auf die Sehne und tauchte in die Schatten der Bäume ein. Loses Gestein und abgebrochene Äste machten den Hang schon bei Tag tückisch, aber im Zwielicht der Nacht musste er noch aufmerksamer sein. Wenn er wie ein zorniger Keiler durch die Büsche brach, wären die Orks gewarnt, denn von ihren Stimmen abgesehen herrschte tiefe Stille im Wald. Kein Windhauch strich durch die Zweige, kein Marder schrie. Geräuschlos glitt über ihm eine Eule zur Jagd.
    Umso lauter kamen ihm seine Schritte vor. Modriges Holz brach unter seinem Gewicht, Laub raschelte, Knochen knackten …  Knochen? Athanor hielt inne. Er hatte den Pass erreicht. Vor ihm breitete sich eine Lichtung aus. Angespannt lauschte er. Da war es – das Knirschen von Knochen, die zwischen kräftigen Kiefern zersplitterten.
    So leise es in schweren Stiefeln ging, pirschte

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