Letzte Fischer
Luise um, nickte ihr zu und kroch hinter seine Bugkanone.
Der Baske zielte lange, drehte sich dann noch einmal zu Luise um. Sie nickte und sagte ins Sprechgerät: »Freigabe! Ich wiederhole: Freigabe!«
Die Harpune zischte übers Wasser und schlug Sekunden später in die Flanke des Bootes ein. Die Bunten schrien, Luise grinste und der Chefharpunier lachte lauthals. Er hielt seinen Leuten die flache Hand hin, sie schlugen alle ein. Als er den Rückwärtsgang des Harpunenmotors in Bewegung setzte, versuchten die Bunten , das Stahlseil zu kappen.
Es gelang ihnen aber weder, die Spitze mit den Widerhaken herauszuziehen, noch das Stahlseil mit den Messern durchzuschneiden. Unaufhaltsam wurde das Schlauchboot zum Walfänger gezogen, der sich zu drehen begann.
Das Boot kam seitwärts des Schiffes, die Bunten versuchten, Enterhaken zu werfen, die aber von Team Sechs jedes Mal abgezogen wurden.
»Nicht nachlassen, Team Sechs! Treiben Sie den Gegner zum Heck! – Team Drei: Lassen Sie Leine! Das Boot soll zum Heck!«, befahl Luise, und der Baske gab ihr sogar eine Bestätigung ihres Befehls. Unaufgefordert.
Die anderen beiden Boote kamen dem an die Leine gelegten zur Hilfe, und Luise stellte erfreut fest, dass sich alle drei Boote am Heck befanden, und gerade wollte sie den Zugriffbefehl geben, als eines der Schlauchboote wendete, über die Wellen fegte und vor dem Bug der Rimbaud bremste. Ein halbes Dutzend Enterhaken wurden auf die Reling geschleudert, doch Luise brauchte nicht einmal Abwehrmaßnahmen zu befehlen. Team Eins schlug sofort einen Schlingerkurs ein, während die Männer am Bug die Leinen mit den Haken wieder losschlugen. Einige der Fischer schleuderten die metallenen Seilenden sogar aufs Boot zurück, so dass sie sich in Wurfgeschosse verwandelten. Begeistert jaulten die Männer am Bug und jeder von ihnen wollte einen Enterhaken abbekommen. Unverhohlen grinste Luise, und unverrichteter Dinge musste die Besatzung das Schlauchboot vom Bug wegsteuern.
»Jetzt haben wir sie!«, sagte Thomas: »Jetzt fällt denen nichts mehr ein!«
Luise nickte und befahl allen Teams, die sich an Oberdeck befanden, sich auf die vordere Hälfte zurückzuziehen. Sie sollten dort auf weitere Befehle warten und unter keinen Umständen ins Geschehen eingreifen; egal, was passierte!
»Hier Team Zwei. Soll ich eigentlich um Hilfe ersuchen?«, erklang plötzlich die Stimme des Funkers: »Ich meine, auf dem Radar hab ich viele Kollegen!«
»Negativ! Ich wiederhole«, sagte Luise: »Negativ! Verhalten auch Sie sich ruhig! – Team Eins: Stoppen Sie jetzt das Schiff, binden Sie das Steuerrad fest und gehen Sie in Deckung. Wenn Sie alle Fenster mit Fischkisten verbarrikadiert haben, ziehen Sie sich in die Rimbaudnische zurück. Ich wiederhole: Gehen Sie in Deckung und warten Sie ab!«
»Jawohl«, klang Sirs Stimme: »Vorsicht ist besser als Nachsicht und kostet nur die Hälfte! Viel Glück, Kommandantin!«
Luise nickte vor sich hin und gab Thomas das Zeichen, sich bereitzuhalten, ehe sie zu den Zwillingen sagte: »Postiert euch neben Thomas, links und rechts. Wenn ich die Freigabe gebe, geht ihr alle runter und macht Gefangene. So viele wie möglich. Fesselt sie und lasst sie nicht an euch heran.«
»Ja!«, sagte Thomas: »Machen wir gern. So, sie beginnen damit, den Stacheldraht durchzuschneiden, sind gar nicht mal so dumm! Sie halten die Köpfe gut unten!«
»Lasst sie machen: ›Immer lasst sie machen!‹«, sagte Luise: »Haltet euch einfach bereit.«
Die drei Männer nickten und legten die Gewehre beiseite. Sie öffneten die Halfter der Pistolen und nahmen die zweischneidigen Kampfmesser in die Hände.
»Zwei Mann an Bord«, zählte Thomas ruhig: »Drei Mann. Fünf Mann. Zuschlag?«
»Negativ!«, sagte Luise.
»Sieben Mann. Neun Mann. Die ersten befinden sich bereits an den Aufbauten. Zehn Mann!«
»Zugriff!« befahl Luise.
Ihre Kameraden erhoben sich, die Zwillinge enterten die Treppe hinunter, Thomas aber sprang vom Brückendach mit einem einzigen Kampfschrei mitten aufs Fangdeck. Sofort war er von Bunten umzingelt, die mit Fäusten auf ihn zukamen.
Vorerst zerschnitt Thomas die Luft vor den Kehlen der Gegner, aber er kam einigen von ihnen immer näher.
Sie wichen zurück, sie sahen sich an, unsicher. Luise sah, wie Thomas sich vorschriftsmäßig vorarbeitete.
Sie sah, wie die Gegner sich mit Blicken verständigten, dann griffen sie alle zusammen Thomas an. Sie konzentrierten sich alle auf seine Arme.
Ein paar
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