Letzte Runde in Mac's Place
ausgesehen hat.«
»Eine Frage des Stils?«
»Oder der Nerven.« Er beäugte Haynes durch seine dicke Zweistärkenbrille noch gründlicher. »Mit Sicherheit sehen Sie so aus wie er - oder wenigstens so, wie er vor fast zwanzig Jahren immer ausgesehen hat.« Undean hielt inne, öffnete den Mund, als wolle er noch etwas sagen, klappte ihn statt dessen zu, nickte zum Abschied, wandte sich ab und ging weg.
»Was für einen Bericht, glaubst du, liefert Bruder Undean ab?« fragte Tinker Burns, sobald der Analyst außer Hörweite war.
Immer noch Undeans Rücken anstarrend, sagte Haynes: »Wie ich allein die Runde an Steady Haynes' Grab um fünfundzwanzig Prozent gemehrt habe.«
Burns gluckste und verschaffte sich einen raschen Überblick über das leicht abfallende Friedhofsgelände mit seinen gleichförmigen Reihen weißer Grabsteine. »Als ich meinen Paß in Ordnung gebracht habe und mir den Weg weisen ließ, hat man mir gesagt, daß Steady nicht weit weg von zwei anderen großen Amerikanern begraben wird, Lee Marvin und John Mitchell. Wie hast du sie dazu gebracht, daß sie ihn hier verbuddeln?«
»Isabelle hat es in die Wege geleitet«, sagte Haynes.
Burns blickte sie an. »Erpressung?«
»Was sonst?« sagte sie.
»Wissen sie, daß du es warst?«
»Natürlich.«
Burns schüttelte anerkennend den Kopf, gluckste wieder und sagte: »Tja, das ist bei Gott ein großes Mittagessen wert, mit allem, was wir trinken können.«
Ohne ihre Zustimmung zu seiner Einladung abzuwarten, die er offensichtlich für gegeben hielt, fragte Burns Gelinet, ob sie ein Auto habe. Nachdem sie genickt hatte, sagte Haynes von sich aus, er sei mit dem Taxi gekommen.
»Dann fährst du bei mir mit, Granny, und wir treffen uns dort mit Isabelle.«
»Wo?« fragte sie.
»Wie wär's mit Mac's Place?« sagte Tinker Burns. »Falls es den noch gibt.«
D REI
Der Mann mit dem höflichen Auftreten und dem kahlen Kopf wandte sich um 13.13 Uhr von dem Fenster im sechsten Stock ab und ließ sich gerade mit einem Seufzer in den hochlehnigen Ledersessel sinken, als Gilbert Undean den letzten Bissen seines Eiersalats auf Vollkorntoast vertilgte.
Der Mann in dem hochlehnigen Sessel war Hamilton Keyes, der das Sandwich unten bestellt hatte, als er hörte, daß Undean noch nicht gegessen hatte. Nachdem sich Undean einen Klacks Mayonnaise vom linken Mundwinkel geleckt, die unbenutzte Papierserviette sorgsam zusammengefaltet und zwecks möglicher Weiterverwendung in die rechte Tasche seiner braunen Fischgratjacke gesteckt hatte, sagte Hamilton Keyes: »Wissen Sie, Steady war nie beim Militär.«
»Falsch«, sagte Undean. »Er war fünfzig und einundfünfzig in Korea.«
»Aber nicht beim Militär«, sagte Keyes, lehnte sich in den Ledersessel zurück und legte seine Füße auf eine Ecke des 137 Jahre alten Rosenholzschreibtisches, den seine reiche Frau ihm zum fünfzehnten Hochzeitstag geschenkt hatte. Er hatte ihr die Gesammelten Gedichte von Rupert Brooke in einer Ausgabe der Woodberry Society von 1915 geschenkt, numeriert (Nr. 27) und von George Edward Woodberry persönlich signiert. Keyes hatte die Ausgabe bei einem Garagentrödel in Georgetown (wo er als Nachlaß verkauf annonciert war) für 3,50 Dollar erstanden, nachdem er erkannt hatte, daß sie zwischen 500 und 700 Dollar wert war.
»Reden wir vom selben Steadfast Haynes?« fragte Undean.
Keyes lächelte leicht und nickte. Als Karrierebeamter hatte Keyes erst unlängst erkannt, daß er in der Agency so weit aufgestiegen war wie nur irgend möglich. Diese Erkenntnis war keineswegs ein Schock gewesen, nicht einmal eine Enttäuschung, sondern eher eine Art merkwürdige Erleichterung, und nun entwickelte er ein fast morbides Interesse am progressiven Schwund seines Ehrgeizes.
»Wenn er in Korea nicht in der Army war«, sagte Undean, »was, zum Teufel, hat er dann dort gemacht?«
»Er war Zivildienstleistender.«
»Dann war's ein anderer Steadfast Haynes«, sagte Undean, der den höflichen Mann seit 1962 kannte, als Hamilton Keyes, frisch von der Brown University, mit vollem Haarwuchs und schon damals von einer gewissen prononcierten Höflichkeit, als Praktikant in die Agency eingetreten war.
»Steady war beim American Friends Service Committee«, sagte Keyes. »Den Quäkern. Er fuhr einen Sanitätswagen, trug eine Bahre oder verteilte Doughnuts. Irgendwas Humanitäres. Er war der Siebten Division zugeordnet, als sie neunzehnhundertfünfzig an Thanksgiving von den chinesischen Horden
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