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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aufgeschrieben hatte. » Drei bis sechs Monate. Und man muss Protokolle über die Veränderungen abgeben. Die sind dann Teil der begleitenden Dokumentation zur Feststellung von Nebenwirkungen. Man will Bescheid wissen über die Stimmungen der Probanden, den Stresspegel, ob sie schlafen und wie viel. Sie kennen doch diese Warnungen, die man am Ende von Medikamentenwerbung immer hört? Die stammen direkt aus diesen Protokollen. Falls ein Proband von Kopfschmerzen oder Reizbarkeit berichtet, muss das mit aufgenommen werden. «
    » Falls also sowohl Allison als auch Tommy an so einer Medikamentenversuchsreihe teilgenommen hätten, wären ihre Unterlagen in der Klinik? «
    Sie nickte.
    Will überlegte einen Augenblick. Dann nahm er das Fläschchen wieder in die Hand. » Ich glaube, das wird genug sein, um einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen. «
    » Sie brauchen keinen. «

17 . Kapitel
    L ena hörte das stetige Geräusch tropfenden Wassers. Sie öffnete den Mund um den Knebel herum, als könnte sie die Tropfen auffangen. Ihre Zunge war so geschwollen, dass sie Angst hatte, daran zu ersticken. Die Dehydrierung verhinderte, dass sie schwitzte. Zittern war das Einzige, das sie gegen die Kälte aufbieten konnte, doch ihre Muskeln waren so schwach, dass sie ihr nicht mehr gehorchten. Als sie den Lichtknopf auf ihrer Uhr drückte, zeigte der blaue Schein die roten Striemen auf ihren Handgelenken wie Brandzeichen in ihrem Fleisch.
    Sie bewegte sich, versuchte, ihre Schulter zu entlasten. Aufstehen konnte sie nicht. Der Raum drehte sich zu sehr. Entweder pochte ihr Arm, oder Schmerz schoss ihr durch die Beine, sooft sie es probierte. Weil Hände und Füße zusammengebunden waren, erforderte jede Bewegung eine Koordinationsfähigkeit, die sie nicht mehr besaß. Sie starrte in die Dunkelheit und dachte an das letzte Mal, als sie im Freien joggen gewesen war. Es war für die Jahreszeit untypisch warm gewesen. Die Sonne hatte hoch am Himmel gestanden, und als sie auf der Bahn im College lief, hatte ihr die Sonne aufs Gesicht, dann auf den Rücken gebrannt. Der Schweiß lief ihr in Strömen herab. Ihre Haut war heiß. Ihre Muskeln waren voller Spannung. Wenn sie es sich nur lange genug vorstellte, konnte sie fast ihre Schritte auf der Bahn hören.
    Keine Schritte auf einer Aschenbahn. Schritte auf einer Holztreppe.
    Lena strengte die Ohren an, um die Schritte zu hören, die zu ihr in den Keller kamen. Unter der Tür vor ihr tauchte ein Lichtstreifen auf. Schleifgeräusche deuteten darauf hin, dass etwas Schweres bewegt wurde– Metall über Beton. Wahrscheinlich Lagerregale. Der Lichtstreifen unter der Tür wurde heller. Lena schloss die Augen, als sie den Schlüssel im Vorhängeschloss klicken hörte. Die Tür ging auf, Lena öffnete die Augen langsam, um sie an das blendende Neonlicht zu gewöhnen.
    Zuerst sah sie nur einen Lichtkranz um den Kopf der Frau, doch dann wurde Darla Jacksons Gesicht erkennbar. Lena sah die Haare mit den Strähnchen, die künstlichen Fingernägel. Merkwürdigerweise war Lenas erster Gedanke, wie die Frau es geschafft hatte, zwei Menschen heimtückisch zu ermorden, ohne sich die Nägel abzubrechen.
    Darla kam über die aufgestapelten Waschbetonsteine herunter, die als Treppe in den tieferen Teil des Kellers dienten. Sie kniete sich vor Lena auf den Boden und kontrollierte, ob das Seil immer noch straff saß. Völlig unpassenderweise legte sie Lena die Hand auf die Stirn. » Sind wir noch da? «
    Lena starrte sie an. Auch wenn sie nicht geknebelt gewesen wäre, hätte sie der Schwester nichts sagen können. Ihre Kehle war zu trocken. Ihr Gehirn konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Sie konnte die Wörter nicht bilden, um ihre Fragen zu artikulieren. Warum hatte Darla das getan? Warum hatte sie Jason umgebracht? Warum hatte sie Allison umgebracht? Das ergab alles keinen Sinn.
    » Du bist im Keller der Klinik. « Darla drückte die Finger an Lenas Handgelenk, verhielt sich in jeder Hinsicht wie eine fürsorgliche Krankenschwester und nicht wie eine heimtückische Mörderin. Vor Stunden hatte Lena sie dabei ertappt, wie sie das Blut von dem Baseballschläger wusch, mit dem sie Jason den Hinterkopf zertrümmert hatte. Sie hatte die Handschuhe gebleicht, die sie benutzt hatte, und alles getan, um ihre Spuren zu verwischen. Und jetzt kontrollierte sie Lenas Puls und prüfte, ob sie Fieber hatte.
    » Das ist eine Art Luftschutzbunker oder Tornadobunker oder sonst was «, sagte Darla. Sie schaute noch ein

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