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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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dachte, falls er wirklich einen Mord begangen haben sollte, dann nur, weil ihn jemand dazu angestiftet hatte.
    » Wen soll Tommy getötet haben? «, fragte sie.
    Tessa antwortete: » Eine Studentin aus dem College. Sie haben sie im Morgengrauen aus dem See gezogen. Erst hielt man es für einen Selbstmord und dann nicht mehr, und deshalb fuhren sie zu ihrer Adresse, die zufällig die beschissene Garage ist, die Gordon Braham an Studenten vermietet. Du kennst sie? «
    Sara nickte. Sie hatte ihrem Vater einmal während ihrer Collegezeit in den Semesterferien geholfen, den Faultank vor dem Haus der Brahams auszupumpen – ein Erlebnis, das sie dazu angespornt hatte, doppelt so schwer zu arbeiten, um für das Medizinstudium aufgenommen zu werden.
    » Und in dieser Garage war Tommy und hatte ein Messer«, erzählte Tessa weiter. »Er griff Frank an und rannte auf die Straße hinaus. Brad jagte ihm nach, und er stach auch auf ihn ein. «
    Sara schüttelte den Kopf. Sie hatte an etwas Kleineres gedacht– einen Überfall auf einen Gemischtwarenladen, das unbeabsichtigte Abfeuern einer Waffe. » Das klingt nicht nach Tommy. «
    » Die halbe Nachbarschaft hat es gesehen « , erwiderte Tessa. » Brad jagte ihn die Straße hinunter, Tommy drehte sich um und stach ihm in den Bauch. «
    Sara dachte an die Konsequenzen. Tommy hatte nicht auf einen Zivilisten eingestochen. Er hatte einem Polizisten in den Bauch gestochen. Aus tätlichem Angriff wurde versuchter Mord. Aus Körperverletzung mit Todesfolge wurde heimtückischer Mord.
    » Ich habe auch gehört, dass Frank ein bisschen grob mit ihm umgesprungen ist «, murmelte Tessa.
    Cathy formulierte ihr Missfallen, während sie Teller aus dem Schrank holte. » Es ist sehr enttäuschend, wenn Leute, die man respektiert, sich schlecht benehmen. «
    Sara versuchte, sich die Szene vorzustellen: Brad, der hinter Tommy herrannte, und Frank als Nachhut. Aber mit Sicherheit war nicht nur Frank vor Ort gewesen. Er hätte keine Zeit damit vergeudet, einen Verdächtigen zu verprügeln, während Brad verblutete. Es musste noch jemand dort gewesen sein. Jemand, der vermutlich daran schuld war, dass diese Verhaftung überhaupt schiefgegangen war.
    Sara spürte eine Wut sich wie Feuer in ihrer Brust ausbreiten. » Wo war Lena während der ganzen Geschichte? «
    Cathy ließ einen Teller auf den Boden fallen. Er zerbrach vor ihren Füßen, aber sie bückte sich nicht, um die Scherben aufzuheben. Ihre Lippen wurden zu einem dünnen Strich, die Nasenflügel weiteten sich. Sara merkte, dass sie um Worte rang. » Wage es nicht noch einmal, in meinem Haus de n N amen dieser Frau zu nennen. Hast du mich verstanden? «
    » Ja, Ma’am. « Sara schaute auf ihre Hände. Lena Adams, Jeffreys Star-Detective. Die Frau, die Jeffrey eigentlich die ganze Zeit den Rücken hätte frei halten sollen. Die Frau, deren Feigheit und Angst überhaupt erst zu dem Mord an Jeffrey geführt hatten.
    Tessa kniete sich mühsam hin und half ihrer Mutter beim Einsammeln der Scherben. Sara fühlte sich wie erstarrt.
    Die Dunkelheit war wieder da, die erstickende Wolke des Elends, deretwegen sie sich am liebsten zu einem Ball zusammenrollen würde. Die Küche war Saras ganzes Leben lang voller Lachen gewesen– die gutmütigen Zankereien zwischen Mutter und Tochter, die schlechten Witze und Streiche ihres Vaters. Sara gehörte nicht mehr hierher. Sie sollte sich eine Ausrede einfallen lassen, um wieder wegfahren zu können. Sie sollte nach Atlanta zurückkehren und ihre Familie die Ferien in Frieden genießen lassen, anstatt den kollektiven Kummer der letzten vier Jahre wieder ans Licht zu zerren.
    Keiner sagte etwas, bis das Telefon wieder klingelte. Tessa war am nächsten dran. Sie nahm den Hörer ab. » Bei Linton. « Sie machte keinen Smalltalk, sondern übergab den Hörer sofort an Sara.
    » Hallo? «
    » Tut mir leid, dich zu belästigen, Sara. «
    Frank Wallace schien immer noch Mühe zu haben, Saras Namen auszusprechen. Er hatte schon Poker mit Eddie Linton gespielt, als Sara noch in den Windeln steckte, und er nannte sie » Herzchen « , bis ihm klar wurde, dass es unangebracht war, die Frau seines Chefs so anzusprechen.
    Sara schaffte ein » Hi « , während sie die Doppeltür öffnete, die auf die hintere Terrasse führte. Sie hatte nicht gemerkt, wie heiß ihr Gesicht war, bis die Kälte sie traf.
    » Geht es Brad gut? «
    » Du hast davon gehört? «
    » Natürlich habe ich es gehört. « Wahrscheinlich hatte die halbe

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