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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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1
    Ich heiße Mia und ich bin ein Morgenmuffel. Telefonanrufe vor acht Uhr machen mich aggressiv und hektisch, weil sie mich aus
     meiner knapp geplanten Routine reißen. Und erst recht, wenn sie von Frau Grützbauer kommen, Tante Paulas neugieriger Nachbarin.
    »Irgendwas stimmt da drüben nicht«, behauptete sie mit einer weinerlichen, leicht hysterischen Stimme, die meine Laune völlig
     in den Keller sacken ließ. »Ihre Tante hat weder die Rollläden hochgezogen noch die Zeitung reingeholt.«
    »Aber Frau Grützbauer, es ist noch früh«, sagte ich mit mühsam erzwungener Höflichkeit. Warum sollte ein Mensch, der nicht
     gezwungen war, zur Arbeit zu gehen, freiwillig um sieben Uhr dreiundzwanzig schon auf den Beinen sein? »Vielleicht hatte sie
     eine schlechte Nacht und schläft einfach etwas länger.«
    »Aber Frau Behrendt muss bis sieben Uhr die Mülltonne rausgestellt haben«, fuhr die Grützbauer aufgeregt fort. »Und das hat
     sie noch nie vergessen.«
    Seufzend betrachtete ich mich im Flurspiegel. Jetzt fehlten mir kostbare Minuten für Haare und Make-up. »Gut, Frau Grützbauer,
     ich rufe sie an.«
    »Das hab ich schon versucht. Ich hab auch geklingelt. Sie rührt sich aber nicht.«
    Das hätte ich auch nicht getan, wenn ich gewusst hätte,dass Sie das sind, dachte ich giftig. »Na schön, ich fahre eben bei ihr vorbei.«
    »Da bin ich aber beruhigt«, sagte sie. Es klang allerdings eher wie: Das wollte ich aber auch meinen. Missmutig legte ich
     den Hörer auf, schaltete die Kaffeemaschine wieder ab und nahm eine ungeschmierte Weißbrotscheibe mit ins Bad. Man muss im
     Leben Prioritäten setzen, und in diesem Fall hatte Schminken den Vorrang vor Frühstücken. Ich wusste schließlich, dass zumindest
     Heidi Klum mir da bestimmt zustimmen würde.
     
    Auf dem Weg quer durch Bredenscheid fluchte ich innerlich auf Frau Grützbauer, weil sie mir mit ihrer Jammerstimme den Morgen
     versaut hatte, und auf Tante Paula, die lieber mir ihren Ersatz-Hausschlüssel anvertraute als ihrer Nachbarin. Was verständlich
     war, aber nicht praktisch.
    Ich hatte fest damit gerechnet, dass Tante Paula in der Zwischenzeit die Rollläden hochgezogen, die Zeitung reingeholt und
     den Mülleimer rausgestellt hätte, sodass ich nach einem beruhigten Blick direkt ins Büro fahren konnte. Aber das war nicht
     der Fall, und plötzlich beschlich auch mich eine gewisse Sorge. Die Haustür war zweimal abgeschlossen. So wie man das für
     die Nacht tut. Die Zeitung steckte im Briefschlitz. Ich zog sie heraus und sah bereits, dass im Flur Licht brannte. Obwohl
     es draußen ja schon hell war.
    Nicht gut. Nachdem ich die untere Etage erfolglos abgesucht hatte, lief ich mit beklommenem Gefühl nach oben. Sie ahnen es
     sicher schon: Ich fand Tante Paula auf dem Vorleger in ihrem Badezimmer unter einem Haufen von Handtüchern.
    »Gut, dass du kommst, Mia«, sagte sie mit ungewohnt leiser Stimme.
    »Was machst du denn hier?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich bin gefallen«, erklärte sie mir. »Und jetzt kann ich nicht mehr aufstehen. Das ist bestimmt ein
     Oberschenkelhalsbruch.«
    Ich registrierte im Badezimmer neben dem üblichen Mobiliar einen umgekippten dreibeinigen Hocker, einen abgebrochenen Handtuchhalter
     und einen Handfeger, der etwas unmotiviert in der Gegend herumlag, aber es erschien mir jetzt nicht so wichtig zu rekonstruieren,
     wie das passiert war. Vorrang hatte die Frage, was mit Tante Paula los war. Ich hockte mich neben sie und berührte ihren Arm.
     Er fühlte sich relativ kühl an. »Wie lange liegst du denn schon hier?«
    »Seit gestern Abend. Ich wollte eigentlich ins Bett gehen.« Sie klang sehr jämmerlich, noch schlimmer als Frau Grützbauer,
     aber sie hatte wenigstens einen Grund.
    »Glaubst du, dass du aufstehen kannst, wenn ich dir helfe?«
    »Nein!« Jetzt hörte sie sich schon wieder recht energisch an. »Denkst du, ich bin freiwillig hier liegen geblieben? Das tut
     viel zu weh!«
    »Dann rufe ich den Notarzt an.«
    Bis ich einen Krankenwagen bestellt hatte und ins Badezimmer zurückkam, hatte sie sich schon diverse Dinge überlegt, die ich
     bis zum Eintreffen der Sanitäter erledigen sollte. »Erst mal nimm diese Handtücher weg«, befahl sie, »und steck sie sofort
     unten in die Waschmaschine.«
    Das war eine ziemliche Menge, und einige waren noch original gefaltet. Sie hatte sie offensichtlich direkt aus dem Regal neben
     sich ziehen können. »Alle in die Wäsche?«
    »Jawohl!« Tante Paula sah

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