Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
skeptisch.
Plötzlich bebte der Lukendeckel erneut unter hunderten Füßen und Pfoten. »Kommt heraus! Versteckt euch nicht länger! Es hat sowieso keinen Sinn«, dröhnte die Stimme in meinem Kopf und ich sah, dass die Prinzessin wieder die Hände auf ihre Ohren presste. Der Wunsch, die Luke zu öffnen wurde übermächtig. Sandro stand entschlossen auf.
»Sandro, nicht!«, rief der Professor. Aber Sandro hörte nicht auf ihn und versuchte panisch, den Lukendeckel nach oben zu drücken.
»Entschuldige bitte, Sandro, aber ich muss das jetzt tun«, sagte ich, sprang auf und legte ihn mit einem gezielten Hapkido-Griff auf den Boden. Er versuchte sich zu wehren und laut zu schreien, aber die Prinzessin hielt ihm den Mund zu, während ich ihn nicht aus dem Griff ließ. Schließlich beruhigte er sich wieder und ich konnte ihn loslassen.
»Kinder, wir haben eine Chance«, sagte Professor Kolossos. »Letzte Woche trank ich aus Versehen eine ganze Kanne Tee mit ›Kinderglück‹. Plötzlich erkannte ich, dass der Plan, den wir verfolgten, gar nichts mit meinen ursprünglichen Ideen zu tun hatte. Ich merkte, dass Kaudata mich kontrollierte. Natürlich war ich wütend auf die Welt und hatte Rache geschworen. Aber eigentlich wollte ich mich rächen, indem ich besser werden wollte als die anderen. Ich wollte die Menschen zwar beschämen, aber nicht töten. Kaudatas Zorn jedoch ist unversöhnlich und seine Rachsucht unermesslich. Er will die Menschheit dafür strafen, dass sie ihn vergessen hat und sich anderen Gottheiten zuwandte, mit deren Hilfe sie sich ein besseres Leben erwartete. Götter werden sehr böse, wenn man sie vergisst. Und niemand erinnert sich heute noch an Hunabku Kaudata. In keiner Forschungsschrift über die Götter der Maya taucht sein Name auf. Nie wurde ein Wandgemälde in den Ruinen der Tempel und Paläste gefunden, das ihn zeigt. Kaudatas Racheplan ist deswegen umso vernichtender. Vielleicht habt ihr schon davon gehört: Am 21. Dezember 2012 endet der Kalender des alten Mayavolkes nach 5125 Jahren Zählung. An diesem Tag soll der Legende nach die Welt, so wie sie ist, untergehen. Danach soll eine neue Zählung und somit ein neues Zeitalter beginnen. Kaudata will die Welt untergehen lassen, aber die Kinder retten. Er denkt, dass er die Kinder leicht beeinflussen kann. Er will sie zu seinem neuen unterwürfigen Volk machen und sich von ihnen anbeten und bedienen lassen. Mich benutzte er nur für seine Zwecke. Ich selber hatte doch nie vorgehabt, ein Straflager für Kinder aufzubauen. Eigentlich wollte ich mit einigen Kindern einen kleinen Staat gründen, einen Kinderstaat, in dem das Gute zählt, irgendwo auf einer schönen Insel.«
»Ha!«, machte Sandro. »Und das wollten Sie mit Gewalt und Zwang erreichen? Ist ja lächerlich. Sie haben echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Genauso wie dieser Kaudata.« Der Professor lächelte traurig. »Außerdem«, fuhr Sandro verärgert fort, »braucht ein wahrer Gott keine Hilfe von einem verrückten Wissenschaftler. Ich glaube, Kaudata ist in Wahrheit gar nicht göttlich, sondern nur eine seltsame Mutation eines stinknormalen urzeitlichen Lurchs …«
»Wir vertrödeln hier unsere Zeit mit dem Rumgequatsche«, unterbrach ich die beiden. »Herr Professor, was meinen Sie mit Chance? Wie kommen wir hier wieder raus?«
»Das ›Kinderglück‹! Ihr müsst eine Überdosis nehmen, damit Kaudata nicht mehr in eure Köpfe eindringen kann!«, rief der Professor.
Professor Kolossos zog drei Fläschchen aus seiner Tasche. »Ihr wisst, dass es euch die Sinne verwirren wird und dass ihr euch sehr wohlfühlen werdet. Doch dieses Gefühl ist leichter zu bekämpfen als die telepathische Kraft von Hunabku Kaudata.«
»Sie verlangen also, dass wir Ihnen vertrauen? Nach allem, was Sie uns angetan haben?«, fragte Sandro. »Ich verlange kein Vertrauen von euch. Ich erbitte es«, sagte der Professor. Und da nahm ich ein Fläschchen und schüttete mir den gesamten Inhalt in den Mund.
Kaudata
»Professor Kolossos, sie sind ein richtig süßer kleiner Weihnachtsmann«, kicherte Sandro.
Er und die Prinzessin hatten es mir gleichgetan und ebenfalls den Inhalt eines ganzen Fläschchens geschluckt. Die Überdosis tat sofort ihre Wirkung. Auch ich spürte, wie sich eine angenehme Wärme und Zufriedenheit wie eine Welle in mir ausbreitete. Aber dieses Mal war ich vorbereitet. Ich hatte mich darauf eingestellt und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. Die Prinzessin und ich
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