Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
erledigt, als sich der Kahlß Friedrich zunächst den Mund mit der Serviette abwischte, danach zufrieden, aber mühsam in die Höhe stemmte, vernehmlich rülpste und seine Mütze aufsetzte. „Was machst denn?“, nuschelte Gasperlmaier, mit halbvollem Mund.
„Zuerst“, antwortete der Friedrich, „geh ich aufs Klo. Was oben hineinrinnt, muss auch unten wieder heraus. Danach schaue ich einmal hinaus, ob man von denen von der Bergrettung schon etwas sieht.“ Die Kasspatzen schmeckten dem Gasperlmaier zwar vorzüglich, aber wie er da nun so mit sich allein dasaß, spürte er es doch schon ordentlich im Magen drücken. Zurückschicken wollte er nichts, da hätte er ja dem Kilian erklären müssen, warum es ihm nicht geschmeckt hatte. So sagte Gasperlmaier den letzten im Pfandl verbliebenen Rammeln den Kampf an, als er den Friedrich rufen hörte. „Sie kommen! Komm heraus, Gasperlmaier!“
Nicht nur Gasperlmaier fand sich auf der Terrasse ein, sondern auch der Kilian und die Jetti sahen neugierig den Bergrettern entgegen, deren Umrisse sich langsam aus dem Nebel schälten und näher kamen. Gasperlmaier stellte fest, dass sich die Jetti regelrecht an den Kilian hindrückte. Am Ende war zwischen den beiden doch etwas im Gange. Er hätte dem Kilian was Besseres gewünscht, dachte er bei sich.
Gasperlmaier hielt sich die Hand vors Gesicht, weil ihm der Wind ständig Regentropfen gegen die Haut klatschte. Der Kahlß Friedrich ging den Bergrettern entgegen, die, Gasperlmaier konnte es nun deutlich sehen, eine Trage mit sich führten, auf der etwas lag, das in eine leuchtend blaue Plane eingeschlagen war. Anscheinend hatte man entgegen den Prophezeiungen des Friedrich in der undurchdringlichen Nebelsuppe auf dem Loser doch etwas gefunden. Gasperlmaier hoffte inständig, es möge keine Leiche sein, denn mit dem von den Kasspatzen übervollen Magen, so fürchtete er, würde er einem solchen Anblick nicht standhalten können. Dennoch folgte er dem Friedrich, während der Kilian und die Jetti, die nur Hausschlapfen anhatten, zurückblieben.
Wenige Meter neben der Hütte, nahe der Stelle, wo die Bergretter auch ihren Geländewagen geparkt hatten, setzten sie ihre Last ab. Der Friedrich und Gasperlmaier traten näher. „Habt’s sie gefunden?“, fragte der Friedrich. Der Kastenhuber Kurt, der Leiter der Gruppe, trat auf die beiden zu und schüttelte ihnen die Hände. „Grüß euch!“ Ein Lächeln kam ihm dabei nicht aus. Verständlich, fand Gasperlmaier. Schließlich hatten die drei ja auch gerade von ihrer Arbeit weg und im Nieselregen auf dem Loser herumkraxeln müssen. Da hatte keiner eine Freude damit. Und, wie Gasperlmaier aus Erfahrung wusste, gab es was Schöneres, als jemanden auf die Trage packen zu müssen, der am Ende aus großer Höhe herabgestürzt war und dabei womöglich mehrmals auf scharfkantigen Felsen aufgeprallt war.
Ohne Vorwarnung fasste der Kurt nach einem Eck der Plane und schlug sie zurück. Auf der Stelle wurde Gasperlmaier übel, er trat, so schnell er konnte, ein paar Schritte zurück, drehte sich um und atmete tief durch, um den Brechreiz zu bekämpfen. Doch es half nichts, sein Magen krampfte sich immer mehr zusammen, und schließlich erbrach er sich heftig, nach Luft röchelnd. Nahezu direkt vor die Füße der Jetti, die es vor lauter Neugier nicht auf der Terrasse ausgehalten hatte und sich offenbar gerade auf den Weg zur Trage hatte machen wollen. Gasperlmaier starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, die Jetti hingegen war so erschrocken, dass sie ohne jeden weiteren Kommentar kehrtmachte und sich wieder auf die Terrasse zurückzog. Gasperlmaier holte mühsam und heftig Atem, suchte nach einem Taschentuch, um sich abzuwischen, und fühlte sich elend. Diesen Anblick, so dachte er bei sich, hätte er sich wirklich gern erspart. Er war auf so etwas nicht gefasst gewesen. Der Kurt hätte sie ja vorwarnen können. Fast musste man annehmen, er hatte dem Kahlß Friedrich und ihm vorsätzlich einen Schrecken einjagen wollen. Sein Atem ging nun schon wieder ruhiger. Gasperlmaier prüfte, ob sich Reste von Erbrochenem etwa irgendwo auf seiner Uniform befanden, stellte aber mit Erleichterung fest, dass er sich weit genug vorgebeugt hatte. Langsam kehrte er wieder zu den anderen zurück, die die Trage umstanden, und versuchte, sich so hinzustellen, dass der breite Rücken des Kahlß Friedrich das verbarg, was sich darauf befand. „Ich hätte niemals geglaubt, dass das so schnell, ich meine,
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