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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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mit den Augen und brüllt zurück: »Nee, der Weihnachtsmann.« Dann guckt sie mich wieder an, wie ich so blöde rumzwinkere, um die schweren Tränen aus meinen Wimpern zu kriegen. »Also, warum heulst du?«
    Ich sage: »Ich weiß nicht, wo Johannes ist.«
    Cotsch zieht verächtlich die Augenbrauen hoch und macht eine wegwerfende Handbewegung. »Na und? Ist doch scheißegal.«
    »Eigentlich wollte er mich vom Bahnhof abholen, aber er ist nicht gekommen.«
    Meine Schwester zuckt lässig mit den Schultern. Die scheint das gar nicht zu kratzen. Sie meint nur: »Der Typ hat keinen Stil! Das ist sein Problem. Nicht deins!«
    Ich höre gar nicht richtig hin. Ich sage: »Und zu Hause ist er auch nicht. Der war die ganze Nacht über nicht da.«
    Jetzt nickt Cotsch wissend und senkt ihre Stimme ab. »Tja, Lelle, in dem Fall musst du der Wahrheit ins Auge sehen: Der pimpert gerade genüsslich eine andere.«
    Und ich kriege automatisch Herzrhythmusstörungen. »Meinst du wirklich?«
    Meine Schwester nickt, sodass ihre blonden Locken wippen, und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Genau das werde ich tun. Ich gehe direkt in den Schuppen, trinke Papas knallorange Flasche mit dem Pflanzendünger aus und verrecke elendig daran. Cotsch klopft mir noch ein bisschen weiter auf der Schulter herum und meint schließlich mit so einem abgeklärten Unterton: »Lelle, der Typ hat dich nicht verdient. Der hat kein Gespür für Qualität. Bald kommt ein Neuer, der hoffentlich ein bisschen mehr Stil hat. Stil ist wichtig. Glaub mir.«
    Ich ziehe die Nase hoch und wische mir mit dem Ärmel über die verquollenen Augen. So richtig tröstet mich das alles nicht. Vermutlich werde ich mich nie wieder verlieben. Der Fall ist erledigt. Ich werde einsam an gebrochenem Herzen sterben.
    Cotsch scheint meine innere Not zu spüren. Sie atmet tief ein und meint schließlich: »Lelle, du hast nur eine Möglichkeit. Wenn du ihn wirklich zurückhaben willst, musst du ihn so weit bringen, dass er um Gnade winselt und dich anfleht, deine Füße lecken zu dürfen. Das erlaubst du ihm natürlich großmütig.«
    Obwohl ich nicht will, muss ich leider ein bisschen grinsen. Irgendwie ist meine Schwester die Coolste. Die weiß, wie der Hase läuft. Ich frage: »Und was soll das bringen?«
    Gleich macht Cotsch einen auf abgeklärte Sexbombe. »Er muss checken, wer hier der Boss ist. Trotzdem - an deiner Stelle würde ich mir echt überlegen, ob er dir das überhaupt wert ist. Der taugt doch nichts. Der ist noch grün hinter den Ohren. Du solltest dich an reiferen Männern orientieren. Die blicken, wie das Leben läuft.«
    Sie muss es ja wissen. Cotsch hatte schon mal was mit einem älteren Herrn aus unserer Nachbarschaft: Helmuth. Der ist Tennistrainer, hat schon graue Haare und ein paar Falten im Gesicht. Unter uns: Für mich wäre das nichts. Ich sage also: »Okay. Und wie zwinge ich ihn in die Knie?«
    Cotsch setzt sich auf die Fensterbank und schlägt entspannt ihre langen Hip-Hop-Startanz-Beine übereinander. »Indem du nicht mehr ans Telefon gehst, wenn er sich meldet.«
    »Aber vielleicht meldet er sich ja nie wieder.«
    Jetzt macht sie schon wieder diese läppische Handbewegung und verdreht die Augen, so, als sei ich etwas minderbemittelt. »Natürlich meldet der sich wieder.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil sich die Pflaumen immer wieder melden.«
    »Und wann?«
    »Wenn sie fertig sind mit Pimpern und zurück zu Mami wollen.«
    »So lange kann ich nicht warten.«
    »Du musst.«
    Cotsch erhebt sich wieder von der Fensterbank, klopft mir zum Abschluss ihrer Rede noch einmal kräftig auf die Schulter und dann nimmt sie schnell ihre Sporttasche vom Sofa. Papa kommt nämlich gerade unter dem orange gefärbten Blätterdach durch den Garten, direkt auf die offen stehende Terrassentür zu. Er mag es gar nicht, wenn wir unsere Sachen rumliegen lassen, erst recht nicht auf seinem Sofa. Das ist sein absolutes Heiligtum - heiliger als seine Kinder.
    Also hängt sich Cotsch flott ihre Tasche über die Schulter und meint mit so einer Erzieherinnenstimme: »Lelle, du musst endlich kapieren, dass wir Frauen geboren wurden, um die Männer zu quälen. Das Leben ist kein Spaziergang. Guck dir Mama an. Willst du so enden wie sie?«
    Ich schüttele den Kopf. Nee, das will ich wahrlich nicht. Die macht nämlich immer genau das, was Papa will. Und das ist eigentlich nie das, was sie will. Jedenfalls kommt es mir so vor.

2
    K urz darauf

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