Über dieses Buch:
Jakob wird am Steuer von Sekundenschlaf übermannt – und schon landet er am nächsten Baum. Rettung ist sofort zur Stelle: Die schöne Katharina, die sich als Bewohnerin des nahegelegenen Dorfs Herzensach vorstellt, führt ihn in ihre idyllische Heimat. Doch schon nach kurzer Zeit macht sich bei Jakob ein hintergründiger Horror bemerkbar. Warum ist Herzensach auf keiner Karte zu finden? Warum gibt es keine Hinweisschilder auf diesen Ort? Jakob wird bewusst, dass er in Lebensgefahr schwebt. Denn er droht, das lang gehütete Geheimnis der Dorfbewohner zu lüften …
"Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, ausgeklügelt, oft bissige Dialoge und ein tückisches Ende." NDR
Über den Autor:
Gunter Gerlach, Jahrgang 1941, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Er schreibt Hörspiele, Rundfunkserien, Kurzprosa und außergewöhnliche Krimis, für die er u. a. 1995 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Gunter Gerlach zählt zu den am häufigsten mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichneten Autoren, lebt in Hamburg.
Bei dotbooks erscheinen ebenfalls Gunter Gerlachs Roman „Das Jahr, in dem ich beschloss, meinen Großvater umzubringen“ sowie die Literaturquickies „Gold im Gebirge“ und „Vorlieben“.
***
Neuausgabe Juli 2013
Dieses Buch erschien bereits 2008 unter dem Titel Das Jahr, in dem ich beschloss, meinen Großvater umzubringen im Rotbuch Verlag
Copyright © der Originalausgabe 2008 Rotbuch Verlag
Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München
Titelbildabbildung: © 106313/photocase.com; Thinkstock/Hemera
ISBN 978-3-95520-292-7
***
Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weiteren Lesestoff aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Das Jahr, in dem ich beschloss, meinen Großvater umzubringen an:
[email protected] Besuchen Sie uns im Internet:
www.dotbooks.de
www.facebook.com/dotbooks
www.twitter.com/dotbooks_verlag
www.gplus.to/dotbooks
Gunter Gerlach
Das Jahr, in dem ich beschloss, meinen Großvater umzubringen
Roman
dotbooks.
»Natürlich wusste ich, dass mir mein Großvater etwas genommen hatte. Als Mangel entdeckte ich es aber nur, wenn es darum ging, andere Menschen zu verstehen. Keine Gefühle zu haben heißt ja, auf Gefühle anderer auch nicht erwartungsgemäß reagieren zu können. Ich ging ins Kino, um den Umgang mit Emotionen zu lernen. Das Kino war, nachdem ich meine Familie verlassen hatte, mein großer Lehrmeister. Ich lernte Gefühle wie eine Fremdsprache.«
Gordon Paulson, Frankfurt am Main
ERSTER TEIL
JÄGER DES ALPHABETS
1
Mein Großvater hatte einen Fuß auf meine Brust gestellt und sein Gewehr auf meinen Kopf gerichtet. Ich lag im Schnee und konnte mich nicht befreien. Auf der Suche nach einer Waffe betastete ich meinen Körper. Ich musste ihm zuvorkommen, ihn töten, bevor er mich umbrachte. Überrascht stellte ich fest, ich war nackt. Ich besaß nichts, um mich zu wehren.
Ich öffnete die Augen. Mir war kalt, ein schneebedecktes Miniaturgebirge breitete sich vor mir aus. Das weiße Betttuch, das sich vor mir hinab ins Tal knüllte, sich dann hinauf zu Scottys Schulter schwang. Scharfkantige Schneeverwehungen, sanfte Verwerfungen, manche in Form eines Ypsilons. Für einen Moment tauchte mein Großvater noch in der Schneelandschaft hinter einer Anhöhe auf. Ich kletterte mit den Augen das weiße Tal hinauf zu Scottys Schultern.
Ein sanft geschwungener Hügel, nur halb vom Schnee bedeckt. Er strahlte Wärme aus. Scotty. Eine Frau. Ein Fremdkörper in meinem Bett. Ihr Brustkorb hob und senkte sich nur wenig. Wahrscheinlich war sie wach. Und wenn nicht, wollte ich es sein, der sie aufweckte. Es bereitete mir Vergnügen, wie die Entdeckung eines Buchstabens. Und das war neu. Ich streckte meine Hand aus, wanderte auf dem Grat entlang. Die roten Strähnen ihres Haares sprossen unter dem weißen Stoff hervor. Jemand, der romantische Gefühle hat, würde es als Sonnenaufgang beschreiben.
Sie zog das Tuch von ihrem Gesicht, drehte sich zu mir und sah mich an. Für diesen Blick hatte ich sie geweckt, denn er verursachte etwas in meinen inneren Organen, schien sie aufzublähen. Sie lächelte, streckte ihre Hand aus, drückte mit dem