Lewis CS - Narnia 3
uns und dem Wald“, meinte Shasta, nachdem er etwa eine Minute lang gelauscht hatte.
„Es ist tatsächlich ein anderes Pferd“, sagte Bree. „Und das gefällt mir nicht.“
„Vielleicht ist es ein Bauer, der zu später Stunde nach Hause reitet?“ meinte Shasta und gähnte.
„Erzähl mir bloß nichts!“ widersprach Bree. „Das ist kein Bauer, der da reitet! Und das ist auch kein Ackergaul.
Kannst du das nicht hören? Das ist ein edles Roß, auf dem ein richtiger Reiter sitzt. Ich sag’ dir, was das ist, Shasta.
Dort am Waldrand reitet ein Tarkaan. Nicht auf seinem Streitroß - dafür ist es zu leicht. Auf einer edlen Stute - würde ich sagen.“
„Also jetzt ist es stehengeblieben, was immer es auch sein mag“, sagte Shasta.
„Du hast recht“, stimmte Bree zu. „Warum es wohl gerade jetzt, wo wir angehalten haben, ebenfalls anhält? Shasta, mein Junge, ich glaube wirklich, da ist uns zu guter Letzt einer auf den Fersen.“
„Was sollen wir tun?“ flüsterte Shasta. „Meinst du, der Tarkaan kann uns sehen und hören?“
„Nicht in diesem schwachen Mondlicht. Zumindest nicht, solange wir uns nicht rühren“, antwortete Bree. „Aber sieh nur! Da kommt eine Wolke. Ich warte, bis sie vor den Mond gezogen ist. Dann reiten wir so leise wie möglich nach rechts zum Strand hinunter. Im schlimmsten Fall können wir uns in den Dünen verstecken.“
Sie warteten, bis die Wolke den Mond verdeckte, und machten sich zuerst im Schritt und dann in einem leichten Trab auf den Weg zum Strand.
Die Wolke war größer und dicker, als es zuerst den Anschein gehabt hatte, und schon bald wurde es stockdunkel.
Gerade als Shasta sich sagte: Wir müssen gleich in den Dünen sein, sank ihm das Herz in die Hosentasche. Aus der Dunkelheit vor ihnen drang plötzlich ein schrecklicher Laut: ein langgezogenes Brüllen, schwermütig und gefährlich zugleich. Bree warf sich herum und galoppierte landeinwärts, so schnell er nur konnte.
„Was war das?“ keuchte Shasta.
,Löwen!“ sagte Bree, ohne den Kopf zu wenden. So galoppierten sie eine Zeitlang mit fliegenden Hufen dahin. Schließlich platschten sie durch einen breiten, seichten Bach, und Bree blieb stehen, als sie das andere Ufer erreicht hatten. Shasta merkte, daß das Pferd zitterte und am ganzen Leib mit Schweiß bedeckt war.
„Vielleicht hat das Vieh im Wasser unsere Spur verloren“, keuchte Bree, als er wieder etwas zu Atem gekommen war.
„Jetzt können wir ein Stück im Schritt gehen.“ Unterwegs sagte Bree: „Shasta, ich schäme mich. Ich habe Angst wie ein gewöhnliches, stummes kalormenisches Pferd.
Wirklich. Ich weiß, daß es eine Schande ist, aber diese - diese Biester kann ich nicht ertragen. Ich glaube, ich trabe jetzt ein Weilchen.“
Doch kurz darauf fiel er wieder in Galopp. Denn wieder erklang das Brüllen, aber diesmal zu ihrer Linken, vom Wald her.
„Es sind zwei“, stöhnte Bree.
Als sie ein paar Minuten lang galoppiert waren, ohne von den Löwen noch etwas zu hören, sagte Shasta: „Oje!
Das andere Pferd galoppiert jetzt neben uns. Nur einen Steinwurf entfernt!“
„Um so b-besser!“ schnaufte Bree. „Der Tarkaan wird ein Schwert haben - er kann uns beschützen.“
„Aber Bree!“ sagte Shasta. „Da können wir uns genausogut von den Löwen auffressen lassen. Oder zumindest gilt das für mich. Sie werden mich wegen Pferdediebstahls aufhängen!“
Als Antwort schnaubte Bree nur, aber immerhin schwenkte er ein wenig nach rechts. Komischerweise schien das andere Pferd gleichzeitig nach links zu schwenken, und so hatte sich der Abstand zwischen den beiden in kürzester Zeit beträchtlich vergrößert. Aber im selben Augenblick brüllten kurz hintereinander wieder die beiden Löwen, einer von rechts und einer von links, und so schwenkten die beiden Pferde wieder aufeinander zu. Doch dasselbe schienen auch die zwei Löwen zu tun. Das schreckliche Brüllen zu beiden Seiten klang beängstigend nah, und sie schienen auch mühelos mit den galoppierenden Pferden mitzuhalten. Plötzlich trat der Mond wieder hinter der Wolke hervor. Er warf ein so helles Licht, daß man fast hätte meinen können, es sei hellichter Tag. Die beiden Pferde mit den beiden Reitern galoppierten Hals an Hals und Knie an Knie nebeneinander her, als ritten sie ein Rennen. Und tatsächlich sagte Bree später, ein schöneres Pferderennen hätte man in Kalormen noch nie zu sehen bekommen.
Shasta hatte inzwischen jegliche Hoffnung
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