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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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etwas im Schnabel, was wie eine kleine Frucht aussah, oder vielleicht war es auch ein kleines Stück glühender Kohle, denn es leuchtete so hell, daß man nicht hinschauen konnte. Und der Vogel legte es in den Mund des alten Mannes.
    Dann hörten die Vögel auf zu singen und machten sich auf dem Tisch zu schaffen. Als sie wieder aufflogen, war alles Eßbare und Trinkbare vom Tisch verschwunden. Die Vögel, die sich zu Hunderten und Tausenden von ihrem Mahl erhoben, trugen alles weg, was man nicht essen oder trinken konnte, so wie Knochen, Krusten und Schalen. Sie flogen wieder zurück zur aufgehenden Sonne. Aber jetzt, wo sie nicht mehr sangen, schien ihr Flügelschlag die ganze Luft zum Erzittern zu bringen. Der Tisch war völlig leergepickt, und die drei Lords aus Narnia schliefen noch immer fest.
    Jetzt wandte sich der alte Mann endlich zu den Reisenden und hieß sie willkommen.
    »Herr«, sagte Kaspian. »Bitte sagt uns, wie wir den Zauber brechen können, der auf diesen drei narnianischen Lords liegt!«
    »Das will ich dir gerne sagen, mein Sohn«, sagte der alte Mann. »Um diesen Zauber zu brechen, müßt ihr zum Ende der Welt segeln, oder wenigstens so nahe heran wie möglich, und ehe ihr zurückkehrt, müßt ihr mindestens ein Mitglied eurer Gruppe zurücklassen.«
    »Und was passiert mit diesem Zurückgelassenen?« fragte Riepischiep.
    »Er muß zum äußersten Osten weiterziehen und wird nie mehr in diese Welt zurückkehren.«
    »Das wünsche ich mir aus ganzem Herzen«, sagte Riepischiep.
    »Sind wir schon in der Nähe vom Ende der Welt, Herr?« fragte Kaspian. »Kennt Ihr die Meere und die Länder, die noch östlicher liegen?«
    »Ich habe sie vor langer Zeit gesehen«, sagte der alte Mann. »Von hoch oben. Die Dinge, die ein Seefahrer wissen muß, kann ich euch nicht sagen.«
    »Meint Ihr damit, daß Ihr in der Luft geflogen seid?« stieß Eustachius hervor.
    »Ich bin weit über der Luft geflogen«, entgegnete der alte Mann. »Ich bin Ramandu. Aber ich sehe, daß ihr euch Blicke zuwerft und diesen Namen nicht kennt. Das ist nicht verwunderlich, denn die Tage, wo ich ein Stern war, waren schon längst vergangen, bevor einer von euch das Licht dieser Welt erblickt hat, und alle Sternbilder haben sich inzwischen geändert.«
    »Meine Güte«, murmelte Edmund vor sich hin. »Er ist ein Stern im Ruhestand.«
    »Seid Ihr jetzt kein Stern mehr?« fragte Lucy.
    »Ich bin ein Stern, der sich ausruht, meine Tochter«, antwortete Ramandu. »Als ich das letzte Mal, unvorstellbar alt und gebrechlich, aufstieg, wurde ich zu dieser Insel getragen. Jetzt bin ich nicht mehr so alt wie damals. Jeden Morgen bringt mir ein Vogel aus den Tälern der Sonne eine Feuerbeere, und jede Feuerbeere nimmt ein wenig von meinem Alter weg. Und wenn ich endlich so jung bin wie ein Kind, das gestern geboren wurde, dann werde ich wieder aufsteigen (denn wir sind hier am östlichen Rand der Welt), und dann werde ich den großen Tanz von neuem beginnen.«
    »In unserer Welt«, sagte Eustachius, »ist ein Stern ein riesiger Ball aus Materie oder brennendem Gas.«
    »Selbst in eurer Welt, mein Sohn, ist das nicht das, was ein Stern ist, sondern das, woraus er besteht. Und ihr habt in dieser Welt schon einmal einen Stern getroffen: denn ich glaube, ihr seid bei Koriakin gewesen.«
    »Ist er auch ein Stern im Ruhestand?« fragte Lucy.
    »Nun, nicht ganz«, sagte Ramandu. »Er wurde nicht nur zu seiner Erholung beauftragt, die Tölpel zu regieren. Man könnte sagen, daß es eine Bestrafung war. Wenn alles gutgegangen wäre, dann hätte er noch Jahrtausende am südlichen Winterhimmel scheinen können.«
    »Was hat er getan?« fragte Kaspian.
    »Mein Sohn«, sagte Ramandu. »Du, als Sohn Adams, hast kein Recht, zu erfahren, welche Fehler ein Stern begehen kann. Aber kommt, wir verschwenden mit dieser Rederei unsere Zeit. Seid ihr entschlossen? Wollt ihr nach Osten segeln, einen aus eurer Gruppe für immer dort zurücklassen und dann wiederkehren, um den Zauber zu brechen? Oder wollt ihr nach Westen segeln?«
    »Da besteht doch wohl keinerlei Zweifel, Herr«, sagte Riepischiep. »Es ist ganz offensichtlich ein Teil unserer Aufgabe, diese drei Lords aus dem Zauberschlaf aufzuwecken.«
    »Ich bin derselben Ansicht, Riepischiep«, antwortete Kaspian. »Und selbst wenn es nicht so wäre, so bräche es mir das Herz, dem Ende der Welt nicht so nahe zu kommen, wie die›Morgenröte‹es uns gestattet. Aber ich denke an meine Männer. Sie haben

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