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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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Nachtessen doch ganz ausgezeichnet.
    »Warum wird dies hier Aslans Tisch genannt?« fragte Lucy.
    »Er wird hier auf sein Geheiß gedeckt für die, die von weit her kommen«, sagte das Mädchen. »Manche nennen diese Insel das Ende der Welt, denn obwohl man noch weiter segeln kann, so ist hier doch der Anfang vom Ende.«
    »Aber wie kommt es, daß diese Speisen nicht verderben?« fragte der praktische Eustachius.
    »Sie werden jeden Tag aufgegessen und wieder erneuert«, erklärte das Mädchen. »Ihr werdet es noch sehen.«
    »Und was machen wir mit den Schläfern?« fragte Kaspian. »In der Welt, aus der meine Freunde kommen« (ernickte in die Richtung von Eustachius, Edmund und Lucy), »gibt es ein Märchen von einem Prinzen oder einem König, der zu einem Schloß kommt, wo alle in einen Zauberschlaf versunken sind. In dieser Geschichte konnte der Prinz den Zauber brechen, indem er die Prinzessin küßte.«
    »Hier ist es anders«, sagte das Mädchen. »Hier kann er die Prinzessin erst küssen, wenn der Zauber gebrochen ist.«
    »Dann zeigt mir im Namen Aslans, wie ich mich sofort an diese Aufgabe machen kann«, bat Kaspian.
    »Mein Vater wird es Euch zeigen«, sagte das Mädchen.
    »Euer Vater?« fragten alle. »Wer ist er? Und woist er?«
    »Schaut!« sagte das Mädchen, wandte sich um und deutete auf die Tür im Hügel. Jetzt konnten sie diese Tür besser sehen, denn während sie sich unterhalten hatten, waren die Sterne immer schwächer geworden, und im Grau des östlichen Himmels erschienen große, weiße Lichtflecke.
     

Der Anfang vom Ende der Welt
     
    Langsam öffnete sich die Tür, und heraus kam eine Gestalt, genauso groß und aufrecht wie die des Mädchens, nur war sie nicht so schlank. Sie trug kein Licht, sondern schien selbst Licht auszustrahlen. Als die Gestalt näher kam, sah Lucy, daß es ein alter Mann war. Sein silberner Bart reichte bis auf seine bloßen Füße, sein silbernes Haar fiel bis auf seine Fersen, und sein Gewand schien aus der Wolle silberner Schafe gewebt zu sein. Er sah so mild und so ernst aus, daß sich die Reisenden wieder erhoben und still stehen blieben.
    Der alte Mann kam heran, ohne an die Reisenden dasWort zu richten. Er blieb auf der anderen Seite des Tisches gegenüber seiner Tochter stehen. Dann hoben beide die Arme und wandten sich nach Osten. In dieser Haltung begannen sie zu singen. Ich wollte, ich könnte das Lied aufschreiben, aber keiner der Anwesenden konnte sich später daran erinnern. Lucy sagte hinterher, es sei hoch, fast schrill, aber wunderschön gewesen. »Eine Art kaltes Lied, ein Lied für den frühen Morgen.« Und während sie sangen, verschwanden die grauen Wolken am östlichen Himmel, und die weißen Flecke wurden größer und größer, bis alles weiß war und das Meer wie Silber zu leuchten begann. Und viel später (aber die beiden sangen die ganze Zeit über) färbte sich der Osten rot, und schließlich tauchte die Sonne aus dem Meer auf, und ihre langen, flachen Strahlen fielen über den Tisch auf das Gold, das Silber und auf das Steinmesser.
    Ein-oder zweimal hatten sich die Narnianen schon gefragt, ob die aufgehende Sonne hier nicht größer war als zu Hause. Jetzt waren sie sicher. Es gab keinen Zweifel. Und die Helligkeit ihrer Strahlen auf dem Tau und auf dem Tisch war weit stärker als jede morgendliche Helligkeit, die sie je gesehen hatten. Es war so, wie Edmund später sagte: »Obwohl auf dieser Reise viele Dinge geschahen, die sich viel aufregender anhören, so war dies doch der aufregendste Augenblick.« Denn jetzt wußten sie, daß sie wirklich den Anfang vom Ende der Welt erreicht hatten.
    Dann schien mitten aus der Sonne etwas auf sie zuzufliegen–aber natürlich konnte man nicht direkt in diese Richtung schauen, um sich zu vergewissern. Doch plötzlich war die Luft voller Stimmen–Stimmen, die das gleiche Lied anstimmten, welches das Mädchen und ihr Vater sangen, nur in viel wilderen Tönen und in einer Sprache, die keiner verstand. Und schon bald danach konnte man die Besitzer dieser Stimmen sehen. Es waren große weiße Vögel, und sie kamen zu Hunderten und zu Tausenden. Sie ließen sichüberall nieder: auf dem Gras, den Steinplatten, dem Tisch, auf den Schultern, den Händen und den Köpfen, bis es aussah, als wäre alles von weißem Schnee bedeckt. Alle Konturen verschwammen und wurden sanfter. Lucy, die zwischen den Flügeln der auf ihr sitzenden Vögel hinauslugte, sah, wie ein Vogel zu dem alten Mann hinflog. Er hatte

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