LIADEN: Showdown für Clan Korval (German Edition)
›Feintuning‹ nennen würdet«, sagte Edger. »Eure Sicht, Eure Liebe und Euer Verständnis werden mir helfen bei der Tätigkeit, die ich zur besten Gesundheit unseres Bruders verrichte. Ihr werdet das Lied führen – und stoppen, sollte es von seinem Zweck abkommen oder seine Grenzen überschreiten. Bevor wir uns auf dem Feld der einvernehmlichen Arbeit treffen, ist es weise, unsere Partnerschaft zu testen und das zu stärken, was nicht so stark sein mag, wie es erforderlich ist.«
»Ein Trockenlauf«, sagte Shan und nickte. »Ich verstehe das Konzept. Was soll ich machen?«
»Nur zuhören, während ich singe, und legt die Schilde beiseite, hinter denen Ihr Eure sehenden Augen schützt.«
Ja, natürlich. Shan atmete als Vorbereitung tief durch, konzentrierte sich und brachte seine Schilde runter, komplett, wovor Priscilla ihn gewarnt hatte, sein inneres Selbst vollständig bloßgelegt, sodass er sich jedem mit Augen – oder anderen Sinnen – zum Sehen mit all seinen Fehlern offenbarte.
»Ah.« Ein Geräusch wie das Schnurren einer unmöglich großen Katze. »Ihr seid eine wundervolle Klinge, Shan yos’Galan. Wer Euch gelehrt hat, kann stolz auf sein Werk sein. Hört mich nun.«
Die erste Note war ein eisenbewehrter Bolzen durch den lebenden Kern seines Herzens. Die zweite Note war ein Spritzer Säure gegen seine Augen. Die dritte Note schleuderte seine Essenz raus in die fauchenden Winde von Schicksal und Missgeschick. Gestresst von ihren eisigen und eisernen Zähnen schlug er zurück, wollte Wände haben, und da waren Wände – Steinwände und ein Steinboden, auf dem er kniete; er krümmte sich und schluchzte, nahm keine Notiz von der zu ihm runtergehaltenen Hand, bis ihn eine ernste weibliche Stimme ausschimpfte.
»Dies ist kein sicherer Hafen – und du weißt das gut! Erhebe dich jetzt und kehre zurück. Schnell!«
Lange, starke Finger schlossen sich um sein Handgelenk. Er erhob sich, ob dank ihres oder seines Willens konnte er nicht sagen, und blickte, als er stand, in die kühlen, blauen Augen einer blonden Frau, die sich nicht länger in ihrer Jugend befand.
»Priscilla.« Weshalb er sicher war, dass diese Frau Priscilla war, wusste er nicht – aber er war sich dessen sicher. »Priscilla, das Lied verändert mich.« Ihr Gesicht wurde sanfter. Sie ließ sein Handgelenk los und nahm sein Gesicht in ihre beiden Hände.
»Das Lied verändert uns alle«, sagte sie sanft. »Fürchte es nicht. Nun geh.« Sie küsste ihn, die Steinwände verblassten, er richtete sich auf – sein Gesicht war nass von Tränen und sein Mund warm von ihren Lippen – und sah sich Edger, dem Clutch-Turtle, im Katastrophenzimmer gegenüber.
Der Turtle blinzelte mit seinen enormen Augen, einmal, und neigte seinen Körper so weit es sein Panzer erlaubte.
»Alle Ehre mit Euch, Shan yos’Galan.«
Steif erwiderte Shan die Verbeugung von gleich zu gleich. »Mag unsere Zusammenarbeit unserem Bruder perfekte Gesundheit wiederbringen«, sagte er, seine Stimme klang kühl in der Hochsprache, und wandte sich um, um den Deckel des Sarkophags zu öffnen.
Das Innere war beleuchtet, trübe, kühle blaue Schatten auf den schlanken, nackten Körper eines Mannes werfend. Shan riss die Verschlüsse auf und senkte die Frontwand der Box ab. Die Pritsche glitt aus dem Zwielicht in die Helligkeit; der Mann kam goldhäutig und narbenlos ans Licht; schlanke Muskeln, die Beine waren etwas länger als bei einem durchschnittlichen Liaden. Seine Brust hob und senkte sich mit der wohltuenden, gemütlichen Regelmäßigkeit des Tiefschlafs. Sein Gesicht war sanft – schmerzhaft unschuldig, ruhend –, die stark ausgeprägten Brauen bewegten sich nicht, der harte Mund war fest geschlossen, lange dunkle Wimpern beschmutzten goldfarbene Wangen. Und Shan sah mit einem absurden Gefühl der Erleichterung, dass die Schnittwunde, die das Gesicht seines Bruders verunstaltet hatte, von dem Narbenentfernungsprogramm des Autodocs beseitigt worden war.
»Die Zeit vergeht, Shan yos’Galan«, rumpelte eine laute Stimme hinter ihm. »Und ich fürchte, dass Grund zur Eile besteht.«
»Ja, natürlich.« Tränen wegblinzelnd schlang er seine Arme unter die Schultern und Knie seines Bruders und hob ihn von der Pritsche auf die Liege. Val Con seufzte und schmiegte sein Kinn in das Kissen, seine Lippen entspannten sich zu etwas, dass Shan sich ein Lächeln zu nennen traute, aber er wurde nicht wirklich wach. Shan breitete die Decke zärtlich über den schlanken
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