Liberty 9 - Todeszone
Rückwänden klafften. Dann luden sie das Seil mit den mächtigen Eisenhaken auf. Das an beiden Seiten offene Rohr der Bazooka und die flache Metallkiste mit den vier Granatgeschossen nahm Carson mit in den nach hinten offenen Fahrerstand.
Dante hatte noch keine fünf Minuten auf der Hinterseite der Tube auf ihn gewartet, als Carson auch schon mit dem zum Nahkampf umgerüsteten Quad-Cart bei ihm eintraf.
Dante beugte sich aus dem Fahrerhaus der Planierraupe. » Bereit für die Feuertaufe? «
» Wird schon klappen! « , rief Carson zurück. Doch die starke Anspannung und Beklommenheit standen ihm ins Gesicht geschrieben. Und er machte auch keinen Hehl daraus. » Wollen wir hoffen, dass die vielen Ballerspiele in der Tube uns was gebracht haben! «
» Halt den Kopf unten und den Lauf der Knarre immer schön nach oben, wenn du abdrückst « , riet ihm Dante. » Dann hast du schon das Wichtigste richtig gemacht. «
» Werde versuchen, mir das zu merken. Und jetzt schieb schon ab und gib uns Deckung mit deinem fetten Bulldozerhintern! «
Dante lachte nervös. » Ja, jetzt holen wir unsere Gefängnisaufseher von ihren Wachtürmen! «
23
Die Planierraupe setzte sich wieder mit ratternden Ketten in Bewegung und rollte wenige Augenblicke später aus dem hohen Heckenweg hinaus auf den Vorplatz der Lichtburg. Das Quad-Cart hielt sich dicht hinter der Planierraupe. Carson lenkte es im Rückwärtsgang, sodass die Hinterseite mit den mit Sandsäcken gefüllten Metallspinden nach vorn zeigten. Noch gab ihnen das Gym Deckung und von den Mountain Men auf den Dächern erhielten sie Feuerschutz.
Aber sowie sie hinter dem Gebäude hervorkamen und auf das freie Vorfeld hinausrollten, gerieten sie unter heftigen Beschuss. Die Guardians auf den Wachtürmen ahnten wohl, was da auf sie zukam. Sie konzentrierten ihr Feuer nun ganz auf die Baumaschine und das Quad-Cart.
Ein wahrer Kugelhagel ging auf die beiden Fahrzeuge nieder. Wie zwei bösartige Hornissenschwärme jagten die Leuchtspurgeschosse heran und nahmen sie von zwei Seiten in die Zange.
Bei den ersten Kugeln, die in die Schaufel prasselten, in das Stahlblech des Motorgehäuses klatschten oder von den dicken Kettengliedern abprallten, zuckte Dante erschrocken zusammen. Der Einschlag der Kugeln auf dem Metall der Planierraupe klang wie mächtige Hammerschläge. Furcht krampfte seinen Magen zusammen. Er meinte, jeden Moment von einem der Geschosse getroffen zu werden. Kaum bewusst nahm er zu seiner Rechten, wo die Kaserne lag, eine dumpfe Detonation war, der Augenblicke später eine zweite folgte. Doch das Geräusch wurde vom lauten Schlagen seines Herzens übertönt. Er hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund und seine Hände zitterten auf den Hebeln. Doch er lenkte das schwere Gefährt unbeirrt näher an das Westtor heran.
Unterdessen erwiderte Jedediah das Feuer der Guardians. Er hatte den oberen Teil der Glasscheibe des Fahrerhauses hochgeklappt und zielte durch den schmalen Schlitz zwischen der Unterkante der Schaufel und dem Motorgehäuse. Doch er beließ es bei gelegentlichen Schüssen. Wozu unnütz Munition vergeuden, wenn er doch wusste, dass er bei diesem Schusswinkel unmöglich einen der Guardians treffen konnte. Das konnte höchstens durch einen glücklichen Querschläger geschehen.
Sie hatten sich den Wachtürmen aber nicht auf diese Weise genähert, weil sie glaubten, die Guardians auf konventionelle Weise niederringen oder zum Aufgeben bringen zu können. Selbst dieBazooka war nicht Teil ihres Plans, denn ein zerfetzter Wachturm konnte die Piloten des Lichtschiffes argwöhnisch machen.
Carson begab sich erst aus der Deckung des Bulldozers, als die Entfernung zu einem der beiden Wachtürme nur noch sechzig, siebzig Meter betrug und Dante das Gefährt zum Stehen brachte. Augenblicklich zog das Quad-Cart, das Carson an die linke Seite der Planierraupe manövriert hatte, einen Großteil des Feuers auf sich. Kugel um Kugel schlug in die Spinde ein. Einige durchbohrten das Metall, blieben aber in den Sandsäcken stecken.
Dante griff zum Megafon.
» Guardians, stellt das Feuer ein und gebt auf! Eure Kameraden in der Kaserne können euch nicht zu Hilfe kommen. Die Kaserne befindet sich im Lockdown! Ihr steht auf verlorenem Posten! Aber wenn ihr euch ergebt, kommt ihr mit heiler Haut davon! « , schallte es im nächsten Moment aus dem Fahrerhaus und über das abgeflämmte Vorfeld.
Wüste, aber unverständliche Flüche wehte die Morgenbrise von den Wachtürmen
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