Lichtlos 2 (German Edition)
gemächlichen Tempo fahren, mich zwischen den rissigen Baumstämmen durchschlängeln, während Äste mit Nadeln das Dach streifen, und mich in den weniger zivilisierten Teil von Harmony Corner begeben, wo tatsächlich eine gewisse Harmonie herrschen könnte.
Meine größte Sorge ist die, dass mir ein Reifen platzt, bevor ich es auch nur geschafft habe, dieses Fahrzeug für den Zweck zu gebrauchen, für den ich es unter allen Umständen benutzen muss, aber als ich das hinterste Ende der Wälder erreiche, ist der Gummi noch vollkommen intakt. Ich parke im Schutz der Bäume am Rand einer Wiese.
Der Bermuda-Typ wird bald merken, dass sein Geländewagen gestohlen worden ist, aber er wird glauben, er sei sofort zur Küstenschnellstraße gefahren worden. Er wird niemals auf den Gedanken kommen, er könnte tief in die Wälder hinter dem Motel gebracht worden sein. Ich hoffe, wenn er im Büro des Sheriffs anruft, wird er in einem Zustand noch größerer Aufregung sein als in dem Moment, als er losgerannt ist, um die Trümmer eines Sattelschleppers zu sehen. Ich will ebenso sehr, dass er die Bullen anruft, wie ich will, dass jemand die regionale Wildlife Control Agency verständigt. Je mehr Sirenen, je mehr Feuer, je mehr Chaos, je mehr Ablenkung jeder Art, desto besser für mich. Das Einzige, worum ich den Bermuda-Typen noch bitten könnte, ist, dass er in Zukunft zu Sandalen keine Socken trägt.
Als ich aus dem Grand Cherokee aussteige, bin ich nervös wegen Schlangen, weil ich, wie ich schon früher erwähnte, unter einem milden Fall von Schlangenphobie leide. Es ist nicht so schlimm, dass ich beim Anblick einer Schlange lieber Harakiri machen würde, als mich ihren Fängen auszusetzen, aber ich werde wahrscheinlich meine Hose beschmutzen. Ich hüte mich auch vor Skunks und insbesondere vor Waschbären, den Rabauken der Wälder. Da ich in der Mojave-Wüste aufgewachsen bin, wo es keine Wälder gibt, empfinde ich Landschaften voller Bäume, Farnsträucher und Rhododendren als extrem gruselig.
Ich muss einen Beobachtungsposten erreichen, von dem aus ich nach Norden die gesamte Fläche von Harmony Corner überblicken kann, um mir ein genaues Urteil über die Wirkung meiner bisherigen kriminellen Aktivitäten zu bilden. Als ich aus dem Wald herauskomme, überrascht mich eine abrupte Bewegung rechts von mir genug, um mir einen erstickten Aufschrei zu entlocken, aber bei dem eingebildeten feindlichen Angriff handelt es sich tatsächlich nur um vier Rehe mit weißem Spiegel auf der Flucht vor dem Feuer, das ich entfacht habe. Als sie, keine drei Meter entfernt, an mir vorbeirasen, rufe ich ihnen nach: »Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung .«
Von hinten packt eine Hand meine Schulter.
Als ich mich umdrehe, stehe ich unvermutet vor Donny, dem Ehemann von Denise, dem Mechaniker, der von Hiskott gezwungen wurde, sich das eigene Gesicht aufzuschlitzen. Seine Augen sind von einem heißen Blau, so heiß wie Gasflammen; Tränen der Entrüstung schmelzen aus ihnen, und seine falsch ausgerichteten Lippen sind zu einem Lächeln zurückgezogen, das zugleich ein Zähnefletschen und ein höhnisches Grinsen voller Verachtung ist. Er sagt: »Harry Potter, Lex Luthor, Fidel Castro – wer auch immer du bist, du wirst hier sterben.«
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ISBN 978-3-641-09858-2
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