Lichtschwester - 8
und Laubdach hielten das Licht der Sonne und des Feuers ab. Der Boden war holprig, von Unkraut überwuchert und voll tückischer Fußangeln aus Fallholz und Schlangenwurzeln. Die Kiefern und Eichen standen so dicht wie in Reih und Glied angetretene Soldaten; und die Zweige der Bäume und Büsche rissen wie mit Fingern an Nelerissa.
Ein Sturm erhob sich. Unheimliches, waberndes Licht breitete sich
jäh aus. Das Brüllen des Feuers wurde zum Höllenlärm, den nur
der Knall vor Hitze berstender Bäume übertönte. Zu ihrer Rechten
sah Nelerissa schon Flammen um die nahen Stämme züngeln und
über den Baumkronen ein wogendes Feuermeer branden.
Feuersturm!
Da barst über ihr mit Donnerknall eine brennende Kiefer und warf einen wahren Funkenregen über sie. Sie konnte ihren Kopf noch mit den Armen, dem Cape schützen. Ihr Pferd aber traf die Glut an der Stirn, dicht über der Augenbinde. Da wieherte es wild und bäumte sich, daß es ihr die Zügel aus der Hand riß, ja, ihr fast den Arm ausgekugelt hätte, und stürmte dann geradewegs auf die Feuerwand zu.
Nelerissa wollte ihm nach, es aufhalten. Aber das Feuer hüllte es in durchsichtig orangefarbene Schleier ein, und es schrie so gellend wie eine Frau in den kaiserlichen Folterkammern … Schon leckten die Flammen auch nach ihr, brannte ihr Gesicht wie Feuer, und da wich sie zurück.
Dem Pferd war nicht mehr zu helfen! Sie machte kehrt, bedeckte Mund und Nase mit einem Zipfel ihres Capes und lief los, rannte um ihr Leben.
Äste schlugen ihr ins Gesicht, Asche drang ihr in die Kehle, und glühend-heiße Luft versengte ihr Stirn und Brauen. Aber sie scherte sich nicht darum und lief und lief. Solche Hitze hatte sie selbst in ihrer Jugendzeit am Rand der Steppe nie erlebt. Es war wie in einem Brennofen!
Sie stolperte über eine Wurzel und begrub im Fallen eine hüfthohe Jung-kiefer unter sich. Das ranke Bäumchen bog sich bis zum Boden unter ihrer Last und stach sie mit spitzen Nadeln durch Tuch und Haut. Vom Sturz betäubt, verharrte sie noch reglos, spürte aber, wie sich ihr ein Stück Glut durch Umhang und Hemd in die Schulter fraß. Da fuhr sie hoch, schlug die Glut jäh aus und rieb sich die Brandwunde - und sah zu ihrem Schreck, daß an den Stämmen ringsum Flammen herabschössen, sich wie rasend im Unterholz ausbreiteten und drohten, sie in einem tödlichen Feuerring einzuschließen.
»Schützt mich, o Götter!« schrie sie und sprang in die Feuerwand.
Am Kopf wurde ihr schrecklich heiß, und sie roch den Gestank von brennendem Haar.
Sie landete auf Pflaster! Nur ihre dicken Stiefelsohlen dämpften den harten Aufprall, und sie stolperte, fing sich aber, rappelte sich hoch und taumelte keuchend quer über die uralte Flußstraße, auf die sie da unverhofft gestoßen war. Die Luft war so mit Asche und
Rauch durchsetzt, daß sie fast blind dahinstolperte und nicht ein-
mal ihre Stiefelspitzen, geschweige denn die Straßendecke sah.
Plötzlich trat sie ins Leere. Sie hatte kein Pflaster und keinen Bo-
den mehr unter den Füßen, stürzte die steile Böschung hinab und
landete, mit dem Gesicht nach unten, im weichen, wäßrigen
Schlamm des Flußufers. Und nun wälzte und wälzte sie sich, um
die Flammen in ihrem Haar, auf ihrem Umhang zu ersticken, und
ließ sich nicht davon schrecken, daß diese Schlammbrühe so kalt
wie Schmelzwasser war.
Erschöpft, aber erleichtert hob sie dann den Kopf und spuckte und
würgte all den übelriechenden Moder aus, der ihr in Mund und
Hals geraten war. Aber ihre Kapuze war weg, ihr Kopf kahlge-
brannt! Und die versengte, hauchzarte Kopfhaut brannte unter
ihrer tastenden Hand wie höllisches Feuer.
Sie sah sich um. Weit reichte ihr Blick nicht in dieser mit Rauch
und Asche geschwängerten Luft - zwei Fuß bloß, nicht weiter.
Aber im Waberlicht des Feuers sah sie statt braunem Gras grüne
Binsen. Den Göttern sei Dank - sie hatte das Ufer des Julukela
erreicht!
Aber sie durfte hier nicht liegenbleiben, mußte sofort ins tiefe
Wasser. Dort wäre sie sicher, wenn es denn bei solch einem Feuer
überhaupt einen sicheren Ort gäbe.
Auf Händen und Füßen kroch sie voran. Aber das Ufer fiel so steil
ab, daß sie in den Fluß rutschte. So hockte sie sich ins kinnhohe
Wasser, zog einen Dolch aus ihrem Gürtel und hieb sich eine Binse
ab, kappte die Spitze, nahm darauf das dicke Ende in den Mund
und tauchte unter.
Aber nicht lange, da kam sie mit blauem Gesicht wieder hoch und
schnappte nach Luft. Was in alten
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