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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Jungtroll, der um seine tote Mutter wehklagte und weinte … »Nein«, widersprach sie mit letzter Kraft. »He, ihr da!«
    Da drehten alle drei sich um und sahen einen Mann heraufgerannt kommen. »Edyth, bist du’s?« rief er, schon ganz außer Atem. Die Dörfler senkten beruhigt ihre Spieße. Und Edyth sah, daß der Fremde jung und gut gekleidet war und ein Schwert am Gurt trug. 
    Er kam ihr irgendwie bekannt vor …
    »Edyth?« fragte der Neuankömmling erleichtert und wandte sich an diese verdrießlich dreinschauenden Dörfler. »Sie hat also wieder auszureißen versucht? Danke, daß ihr sie zurückgeholt habt!«
    Mürrisches Schweigen war die Antwort - nach einer Weile brummte Wilm: »Dein Weib? Ich rate dir, sperre sie das nächste Mal lieber gut ein. Wenn du nicht willst«, schloß er gehässig, »daß sie dir noch Welpen wirft, so Halbtrolle.«
    Der Fremde sah ihnen stirnrunzelnd nach, als sie den Weg zum Dorf hinabstiegen, und sagte: »Ich kann diese Rüpel von Hinterwäldlern nicht ausstehen!« Nach einem forschenden Blick auf Edyth fügte er in besorgtem Ton hinzu: »Du siehst wirklich sehr mitgenommen aus!  Schau, ich hab in meilenweitem Umkreis in jedem elenden Dorf nach dir gefragt. Du hättest vor gut zehn Tagen zurück sein sollen … eigentlich schon früher. Wo warst du? Was ist schiefgelaufen?«
    Edyth suchte krampfhaft, sein Gesicht im Nebel ihrer Erinnerungen wiederzufinden. Magni? Mein Mann? »Magni?« fragte sie zögernd.
    »Genau, das bin ich. Hier, warte mal«, erwiderte er, öffnete ihr Hemd, faßte ihr Amulett und riß es ab, noch ehe sie protestieren konnte. »Da!«
    Kalte Klarheit überkam sie, ihre Verwirrtheit schwand, und die Nebel, die ihr Gedächtnis bedeckt hatten, waren wie weggeblasen, jetzt erinnerte sie sich an alles. Ja, Magni - aber er war nicht ihr Mann, war ein Lehrling wie sie. Und Nemian, ihr Meister, das dreimal verfluchte Amulett … Der Grund, warum sie zu den Trollen geschickt worden war. Der Schatz und König Elessens Armreif - die gab es gar nicht und hatte es nie gegeben. Es war alles nur eine Illusion; aber dieser Täuschung wegen hatte sie so viele Wochen frierend und hungernd in jener Höhle zugebracht …
    »Wieder alles in Ordnung?« hörte sie Magni fragen.
    Sie erschauerte und schöpfte langsam Atem. »Ja«, flüsterte sie,
    »alles in Ordnung.«
    »Gut! Wie gesagt, wir haben uns bereits Sorgen um dich gemacht. Der Winter kündigte sich ja schon an, aber du warst noch immer nicht von den Trollen zurückgekehrt. Selbst unser Meister wurde unruhig. Wir befürchteten, daß die Trolle dich gefressen hätten.  
    Man weiß ja nie!« sagte er und lächelte etwas gezwungen. Sie starrte ihn mit leeren Augen an, unterdrückte ein Zittern. »Nun, lassen wir das«, fuhr er hastig fort. »Der Meister brennt darauf, deinen Bericht zu hören. Ich habe für uns Pferde im Dorf stehen und genug Geld für die Kleider hinterlassen, die man dir gab. Los, gehen wir.«
    Auf dem Weg bergab hob Edyth plötzlich die Hand. »Warte mal.  
    Nur eine Minute. Ich muß da etwas nachsehen.« Es war der höchste Baum in der Lichtung. Sie erkannte ihn sofort, jetzt bei Tageslicht, und sie spähte suchend in sein Geäst hoch. Ob der kleine Troll wohl entkommen war? War er so schlau gewesen, noch vor Tagesanbruch herabzusteigen, ehe die Sonne ihn da bannen konnte?  
    Was immer auch geschehen sein mochte: Nicht die geringste Spur kündete noch von ihm. Edyth seufzte, Nun, eine Trollmutter hatte sie ja nie sein wollen. »Was war da?« fragte Magni.
    »Oh, nichts. Es ist alles bestens. Gehen wir zurück.«
    Der Hexer Nemian starrte stirnrunzelnd auf das Amulett in seinen
knotigen, altersfleckigen Händen. Bloß eine unbedeutende Störung, sagte er sich schließlich. Der Zauber zur Gedächtnisbeeinflussung war wohl etwas dejustiert … Kein großes Problem. Die junge Frau hatte sich doch ganz gut geschlagen. Sehr gut sogar.
  Schmunzelnd legte er den Talisman fürs erste wieder beiseite.
  Er war überaus zufrieden mit Edyths Untersuchung. Zwei Schreiber nahmen gerade ihren Bericht auf. Ihre Federkiele kratzten nur so übers Pergament, während sie ihr Leben bei den Trollen in allen Details schilderte. »Ausgezeichnet …«, kommentierte der Meister entzückt jede ihrer Enthüllungen über die Ernährungs-, Paarungs- und Erziehungsgewohnheiten ihrer Beobachtungs-gruppe.
  »Das hast du gut gemacht, Mädchen! Wie immer, möchte ich
sagen.«
    Edyth nahm sein Lob mit einem müden Lächeln

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