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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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entgegen und
nippte am Würzwein, den ein frischgebackener Stift ihr gebracht
hatte. Sie beantwortete nun schon seit Stunden pausenlos Fragen
und war wie gerädert.
    Aber Nemian hatte ein Einsehen, entließ die Skribenten und legte
dann Edyth seine knochige Hand väterlich auf die Schulter. »Also,
mein Mädchen«, begann er, »mir ist klar, daß … die unerwarteten
Komplikationen bei deiner jüngsten Feldstudie dich viel Kraft und
Energie gekostet haben, und ich weiß auch, daß du dich nach einer
langen Ruhepause sehnst und den Winter gern im warmen
Schreibsaal damit verbrächtest, deine Beobachtungen auszuwerten.  
    Aber du bist nun mal von all meinen Lehrlingen die beste Feld-forscherin. Kein anderer liefert mir so interessante Berichte und so hinreißende Details wie du.« Nun sah er ihr fest in die
Augen.
    »Aber«, fuhr er nach einer Zeit fort, »ich muß dich gleich wieder
losschicken und tue das auch bloß, weil es sich um einen wirklich
wichtigen Fall handelt. Ich erhielt soeben die Nachricht, daß man
diesen Herbst auf einem Eiland vor der Sturmküste doch wahrhaftig einen geflügelten Drachen gesichtet hat … einen Vertreter einer Spezies, die seit einem halben Jahrhundert als ausgestorben galt! Ich weiß, wie aufregend diese Kunde für dich sein muß …
    Aber wir müssen uns sputen. Diese Neuigkeit wird alle möglichen
Abenteurer anlocken, Schatzsucher, Gesindel der schlimmsten
Sorte.« Er hielt inne und grub Edyth die knochigen Finger in die
Schulter, daß sie zusammenzuckte. »Du siehst also, ich muß dich
umgehend wieder auf Expedition schicken, so leid es mir auch
tut.«
    »Aber Meister, bitte!« flehte Edyth. »Die Sturmküste! Und das im
Winter!«
    Nemian runzelte die Stirn. »Aber, aber, mein Mädchen! Du
weißt, daß ich dem Kollegium immer höchst lobend über deine
Fortschritte berichte. Bis jetzt. Und deine Gesellenprüfung? Du
weißt, daß du mit einer guten Empfehlung im nächsten fahr zum
Examen zugelassen werden könntest. Ja, wir würden es sehr be-
dauern, wenn dem irgend etwas im Weg stünde. Also!«
  Damit nahm er das Amulett wieder auf und schloß nachdenklich:
  »Du mußt dann selbstverständlich unsichtbar in die Höhle des
Drachen eindringen …«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

CYNTHIA WARD
     
    Ich kenne Cynthia Ward nicht persönlich, obwohl wir doch nur etwa fünfzig Kilometer voneinander entfernt wohnen … ich in Berkeley und sie in der weiter südlich gelegenen Kleinstadt Mountain View im Silicon Valley. So weiß ich von ihr bloß das Wenige, was ihre kurze Vita preisgibt. Demnach ist dies ihre erste professionelle Veröffentlichung. (Sie schreibt, sie habe im vorvorigen Winter an Marvel Comics eine Story-Idee verkauft, »glaube jedoch nicht, daß das zählt«. Leider nicht.) Cynthia ist neunundzwanzig Jahre alt, hat Englisch studiert und ist in der Textverarbeitung tätig. Sie und ihr Mann haben eine Maine-Waschbärkatze, die aus Kalifornien gebürtig ist, sind aber selbst aus Maine. So eine Maine coon cat ist die größte Katze, die ich jemals außerhalb eines Zookäfigs zu Gesicht bekommen habe.
    Grundlage ihrer Story, schrieb mir Cynthia, sei das Faktum, daß Knochen von Menschen und Tieren nicht bloß versteinern, sondern auch »opalisieren« können, Jetzt frage ich mich, ob diese Story durch so ein Wissenschaftsfragment schon zu Science-fiction wird. Nun, für mich liest sie sich gar nicht so. Was ich als Kompliment anmerke. – MZB
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    CYNTHIA WARD
     
    Der Opalschädel
     
    Die Flammen folgten ihr dichtauf. Sie zuckten, leckten nach ihr wie von dämonischer Gier getrieben. Und Nelerissa Grassamen, in wilder Flucht vor ihnen auf dem immer wieder strauchelnden Pferd, hätte schwören mögen, daß sie es auch wirklich auf sie abgesehen hatten.
    Die glutheiße Luft versengte ihr die Lungen, als sie Atem holte, um sich diese und jene Närrin zu schelten. Wie hatte sie auch nur daran denken können, diese Goldene Steppe mitten im Hochsommer zu durchqueren! Schon der Name der weiten Ebene sagte ja jedem, wie kurz die Zeit war, in der hier das Gras grünte, und wie rasch es von der Sonne hellgolden gedörrt, goldbraun geröstet und endlich dunkelbraun gebrannt wurde. Diese Steppe wurde zur Trockenzeit so zundertrocken, daß sich dann selbst die barbarischen Reiterhorden nicht mehr hineinwagten. Aber sie war hier, weil der Mann, den man »Degen« nannte, sicher auch von diesem

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