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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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einer Anlage, die Zuckerrüben verarbeitet«, erklärte er, »und versteckt sich in der Wärmesignatur.« Er gab ein subverbales Kommando, und ein Stromraum-Schema des Einsatzorts entfaltete sich im Realraum wie eine dornige, asymmetrische Blume. »Es gibt fünf unterirdische Labors, jedes davon eine Virufaktur-Anlage der Kompaktklasse. Das System ist durch eine inerte Firewall gesichert. Es gibt keine Spinstrom-Ports, kein VR-Grid, nicht einmal eine Einwahlverbindung. Die einzige Möglichkeit, in das System einzudringen, besteht darin, den Cracker im Overlay-Modus auf einem menschlichen Träger einzuschleusen.«
    Soza nickte Kolodny zu, die sich aufrecht hinsetzte, statt sich wie üblich hinzuflegeln, und wölfisch grinste. Sie hatte eine neue Narbe auf den gewölbten Wangenknochen. Frisch, aber nicht so frisch, dass Li sie vergessen
haben könnte. Sie durchsuchte ihre aktiven Dateien, fand aber nichts. Sie führte eine Paritätsprüfung durch. Wieder nichts. Meine Güte, dachte sie, wie viel fehlt denn diesmal?
    Sie brauchte jemanden, um ihre Startup-Dateien zu patchen. Jemand, der ein Geheimnis für sich behalten konnte. Bevor sie mehr vergaß, als gut für sie war.
    »Der Rest von euch wird das Crack-Team an der inerten Firewall vorbeibringen«, sagte Soza gerade, »und biologische Proben sammeln, während die KI angeln geht. Wir sind an allem interessiert, was ihr bei diesem Einsatz erwischen könnt. Quellcode, Hardware, Wetware. Vor allem Wetware. Sobald die KI den Zielcode im Datenkubus hat, wird sie ihre Spuren verwischen, und ihr könnt euch zurückziehen. Hoffentlich ohne aufzufallen.«
    »Welche KI benutzen wir denn?«, fragte Li.
    Bevor Soza antworten konnte, kam Cohen herein.
    Cohen war natürlich nicht sein richtiger Name. Aber er wurde schon seit Ewigkeiten so genannt, deshalb erinnerten sich die wenigsten an seine Toffoli-Nummer. Das heutige Interface hatte Li noch nie gesehen, aber noch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wusste sie, dass es sich um Cohen im Overlay handelte. Er trug einen Seidenanzug in der Farbe von Herbstblättern – echte Seide, nicht das Zeug, das in Tanks gezüchtet wurde –, und er bewegte sich mit der glatten, sparsamen Eleganz eines multiplanetaren Netzwerks, das Wetware auf dem neusten Stand der Technik zum Overlay einsetzte. Außerdem fiel Li das ironische Lächeln auf, die Spur von Belustigung in den Augen mit den langen Wimpern, diese unterschwellige, aber stets präsente Andeutung, dass nichts von dem, was er sagen mochte, auch nur halb so wichtig war wie die unzähligen anderen Dinge, bei denen er mitmischte.

    Wie üblich erschien er genau im richtigen Moment, aber offenbar ohne zu wissen, was er hier sollte. »Hallo?«, sagte er und blinzelte verwirrt. »Ach ja, die Einweisung. Habe ich etwas verpasst?«
    »Noch nicht«, erwiderte Soza. »Freut mich, dass Sie’s geschafft haben.« Er sprach mit Cohen Französisch, und Li sah zwischen den beiden Männern hin und her und fragte sich, ob sie sich kannten – und wenn ja, wie gut sie sich kannten –, vielleicht aus jener privilegierten Welt, die die Ringbewohner als das normale Leben betrachteten.
    Cohen bemerkte ihren Blick, lächelte und machte einen halben Schritt auf den leeren Stuhl an ihrer Seite zu. Sie wandte sich ab, daraufhin suchte er sich hinten einen Platz. Als er sich setzte, beugte er sich vor und flüsterte Kolodny etwas ins Ohr, und sie unterdrückte ein Lachen.
    »Ich hoffe, wir stören dich nicht bei einer Privatangelegenheit, Cohen«, sagte Li. »Sollen wir unsere Besprechung in einen anderen Raum verlegen?«
    »Entschuldigung«, brummte Kolodny.
    Cohen hob nur eine Augenbraue. In diesem Moment trabte ein dünner, dunkelhaariger Schuljunge, der mit einem Fußball dribbelte, durch Lis Vorderhirn. Er entschuldigte sich mit einer umständlichen Verbeugung, hob den Ball mit der Fußspitze und klemmte ihn sich unter den Arm, dann lief er weg und verschwand an einer Stelle hinter ihrem rechten Ohr. Seine Stollen kitzelten; Li musste sich zusammenreißen, damit sie nicht eine Hand hob und sich die Stirn rieb.
    , sagte sie zu Cohen.
    Das Bose-Einstein-Relais auf Metz war heute schlechter Laune. Ein regelrechtes Sperrfeuer von Statusmeldungen blitzte in Lis Augenwinkeln auf und unterrichtete sie darüber, dass die Relaisstation gerade eine Verschränkung aufbaute, einen Spinschaum-Kanal einrichtete, Spincastings
durchführte, Spinbits mit E-bits abglich, eine

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