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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Länge und Breite des Stromraums.
    Li schlug die Augen auf, erstaunt über ihre Fähigkeit, gleichzeitig im Realraum und im wirbelnden Chaos von Cohens Systemen zu handeln. Die Handschellen fielen mit einem Scheppern von ihren Hand- und Fußgelenken ab. Haas sah sie für einen Sekundenbruchteil ungläubig an, dann sprang er von ihr weg.
    Li sprang schneller. Sie hatte sich auf ihn gestürzt, bevor Bellas Körper einen Schritt tun konnte, erdrückte ihn, erstickte ihn, drang in ihn ein. Die KI der Station bekämpfte sie, aber sie zermalmte sie zu Staub, hielt kaum inne, um darüber nachzudenken, was sie tat, und glitt durch die Zahlen auf Haas zu, hellwach und gnadenlos wie ein Hai.
    Er schrie einmal auf. Dann gab es nur noch Li. Ihr weißglühendes Wollen. Ihre eisige, unmenschliche Klarheit. Ihre allzu menschliche Wut.
    Sie dachte allerdings nicht mehr an ihre Hautkontakte. Im letzten Moment bäumte sich Haas noch einmal auf, mobilisierte seine letzten Kräfte, riss Li die Kontakte ab und ließ sie mit nichts zurück außer der leeren Hülle von Bellas unterdrücktem Bewusstsein.
    Das Letzte, was sie hörte, als sie zusammenbrach, war das kalte, körperlose Echo von Haas’ Lachen.
     
    Sie erwachte in Schmerz und Dunkelheit. Ihre Lungen brannten. Sie berührte mit einer Hand ihr Gesicht, und als sie die Hand wegzog, war sie feucht vor Blut. Ob ihres oder Kintz’ Blut, konnte sie nicht sagen.

    Sie setzte sich auf und sah Bella vor sich ausgestreckt auf dem Boden liegen. Sie bewegte sich nicht, atmete aber Gott sei Dank noch. Li hatte Stimmen im Ohr. Nicht das Flüstern und die Echos des Gedächtnispalastes, sondern echte menschliche Stimmen.
    »Daahl?«, rief sie. »Ramirez?«
    Keine Antwort, nur das Knistern und Zischen atmosphärischer Störungen.
    Nach einer Ewigkeit meldete sich jemand über die Verbindung, anfangs undeutlich, von Interferenzen verzerrt. Aber als es deutlicher wurde, hörte sie Ramirez ihren Namen rufen.
    »Wir kommen jetzt rauf«, sagte sie ihm.
    »Gut. Beeilt euch. Wir wollten sie gerade runterschicken, um nach euch zu suchen.«
    »Wen runterschicken?«
    Noch einige Sekunden knatternder, krachender Störungen.
    »Was?«
    »Ich sagte, der Streik ist vorbei. Die Truppen ziehen sich zurück. Und General Nguyen sucht dich.«
    Nguyen. Mein Gott.
    »Ich muss erst eine Nachricht schicken. An die EBKL.«
    »Vergiss die EBKL. Es ist vorbei. Komm einfach rauf. Du wirst schon verstehen, was los ist, wenn du die Spin-Nachrichten gesehen hast.«

ABG-Station: 9.11.48.
    D ie Neuigkeiten hatten sich in der ganzen Station herumgesprochen. In den Straßen war es leise, ruhig und dunkel, abgesehen vom flackernden Licht der Displaywände und dem gedämpften Gemurmel der Menschen, die sich darum versammelt hatten.
    Sharifi war auf allen Kanälen zu sehen. Ihretwegen wurden die stündlichen Nachrichtensendungen, das NowNet-Programm und das letzte Spiel der World Series unterbrochen. Als sie an der Nudelbar vorbeikamen, warf Li einen Blick auf die Displaywand und sah, dass sich Mets und Yankees auf dem Infield zusammengedrängt hatten und zu einer zwei Stockwerke hohen Holoprojektion von Sharifi aufschauten, die lächelte, als sie das einzigartige, unerwartete, unbequeme Wunder erklärte, das Compsons Planet darstellte.
    Die KIs von FreeNet hatten die Übertragung als Erste aufgefangen, genau wie Sharifi es geplant hatte. Als sie begriffen, was sie da hatten, leiteten sie es an jeden Kanal, jedes Terminal, jeden Pressepool im UN-Raum weiter. Binnen weniger Minuten riefen Reporter den Generalrat und die Bergbaugesellschaften an und baten um Stellungnahmen.
    Es war natürlich noch nicht vorbei. In den kommenden Tagen würden Debatten stattfinden, Kompromisse und unheilige Allianzen geschlossen werden. Aber es würde öffentlich, über den Stromraum geschehen. Compsons Schicksal würde nicht in Nguyens Büro oder irgendeiner anderen verschwiegenen Amtsstube besiegelt werden. Die ganze Menschheit, die UN und die Syndikate gleichermaßen, würde ein Wort mitzureden haben. So viel hatte Sharifi immerhin erreicht. Ihr Tod und auch Mirces und Cohens Tod hatten dafür gesorgt.

    Im Trakt des Sicherheitspersonals war niemand; alle waren auf den Straßen, begrüßten die Veränderungen, versuchten herauszufinden, wer jetzt am Ruder war. Li ließ sich in einen Stuhl fallen und rieb sich die Augen. Sie brauchte eine Dusche. Und dann musste sie unbedingt Sharpe sehen.
    Sie blickte auf. Bella stand vor ihr.
    »Was machst du

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