Liebe
Orientierung auf die Zeit, wurde plötzlich zu einem ernsten akuten Problem, das die anderen verdrängte.
„Ist denn Liebe zu den Menschen schlecht?“, fragte verwundert eine Patientin. „Liebe zu den Menschen ist wunderbar“, erklärte ich. „Doch sobald sie zum Selbstzweck wird, schlägt sie in ihr Gegenteil um — in Hass. Sehen Sie diesen würdigen jungen Mann mit Bart und Brille“, sagte ich. „Offenbar ein Wissenschaftler, Philologe. Er wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt, dann wurde das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt. Er hat eine Frau getötet, dann ihre neunjährige Tochter vergewaltigt und ermordet. Laut Diagnostik besteht keine Orientierung, weder auf geistige noch auf irdische Werte. Er ist auf Liebe zu den Menschen orientiert. Und dann verliert er sie, wird zum Gewalttäter und Mörder. Seine Opfer haben entsprechend analoge Programme. Die Seele darf deshalb nicht mit etwas verwachsen. Wenn der Mensch sich von Zeit zu Zeit vom Geld lossagt, dann hilft ihm das. Wenn er sich von Zeit zu Zeit von Ethik lossagt, dann heilt auch das ihn. Wenn er dabei noch zu Gott strebt, hilft ihm das doppelt. Ich habe gehört, dass Serafim Sarowski es lange nicht lassen konnte, unflätige Reden zu fuhren, weil er spürte, dass geistige Werte nicht unverbrüchlich sein dürfen. Der Mensch muss sich von Zeit zu Zeit von der Liebe zu den Menschen lösen und zu Gott streben. Ich habe begriffen, warum es Zoten und zynische Witze gibt, warum Menschen beim Geschlechtsakt manchmal fluchen. Ich habe den Patienten immer gesagt, dass die Aggression durch Aufrichtigkeit daran gehindert wird, in die Seele zu gelangen, und sie damit vor Krankheit schützt. Wie sich gezeigt hat, ist Humor ein weiteres hervorragendes Mittel. Humor zerstört nachhaltig unsere Stereotypen und lässt kein Heiligtum ungeschoren. Satire und Witz in volkstümlichen Theaterstücken haben weitaus bessere Heilwirkung als jede Medizin.“
Ziehen wir also Bilanz. Ende 1995 kam ich zu dem Schluss, dass alle Grundwerte unseres Universums überwindbar sind. Jenseits von Raum und Zeit befindet sich Gott. Das heißt, wenn wir über Zeit, Raum und Materie hinausgehen, werden wir nicht krank. Materie ist ein Teil Gottes, in ihr ist eine Portion Liebe. Raum ist auch ein Teil Gottes, in ihm ist eine größere Portion Liebe. Das Vakuum erzeugt daher die Substanz oder, einfach gesagt, der Geist erzeugt die Materie. In der Zeit ist eine noch größere Portion Liebe, deshalb erzeugt die Zeit Raum und Materie. Ich dachte, dass das System meiner Forschungen damit abgeschlossen ist, doch eine jähe Wende der Ereignisse zeigte, dass dem nicht so war. Beginnen wir damit, dass mein Zustand auf feiner Ebene, den ich ständig kontrolliere, sich gegen Ende des Jahrs stark verschlechterte. Normalerweise hätte ich Ende November, Anfang Dezember sterben müssen. Irgendeine neue Schicht war aufgetaucht, gegen die ich machtlos war. Besonders pikant war, dass Anfang Dezember Anrufe kamen und Leute fragten, wann meine Beerdigung stattfinden würde.
„Wissen Sie“, sagte eine Frau. „Ich besuche Lehrgänge sensitiv veranlagter Menschen, und unser Lehrgangsleiter sagte, dass Lazarev gestorben ist. Ich möchte gern zu seiner Beerdigung gehen und ihm die letzte Ehre erweisen.“
Nach einigen Tagen kam ein weiterer Anruf. Ein Heiler aus dem Norden rief an.
„Teilen Sie Lazarev mit, dass er alles stehen und liegen lassen und zu mir kommen soll, ich kann ihn vor dem Tod retten. Bald werden alle an einer schrecklichen Krankheit sterben. Lazarev wird als Erster erkranken und sterben. Er hat den Menschen so viel Gutes erwiesen, ich möchte ihn retten.“
„Raffe dich endlich auf und fahr hin“, sagte mir ein Freund. „Du hast selbst gesagt, dass du in dieser Zeit sterben kannst, und gerade jetzt beginnen die Anrufe mit dieser Information. Ich kaufe dir noch heute die Fahrkarte, fahr zu diesem Heiler.“
Das alles kam mir nicht geheuer vor. Ich beruhigte ihn:
„Stell dir vor, dass alles, was dieser Mann gesagt hat, der Wahrheit entspricht. Ich fahre zu ihm und werde geheilt. Und was geschieht dann mit den anderen? Wenn ich aber langsam sterbe und mit Hilfe meiner Methode einen Ausweg finde, dann kann ich Millionen helfen. Wir werden also mit der Reise nichts überstürzen.“
Ich rufe eine Patientin an und frage nach ihrem Befinden.
„Es geht mir schlechter“, sagt sie, „obwohl ich die ganze Zeit gebetet habe.“ „Wie haben Sie gebetet?“
„Nun, ich habe
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