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Liebe

Liebe

Titel: Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.N. Lazarev
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etwas abhängig zu sein, das bedeutet nehmen und empfangen. In der Liebe ist die Hauptsache nicht zu nehmen, sondern zu geben. Wenn Sie weiter einen Menschen lieben, der Sie verraten und beleidigt hat, bedeutet das, dass Sie Gott in ihm lieben. Wenn Sie immer aufrichtig sind und unter keinen Umständen das Gefühl der Liebe in der Seele antasten, dann nähern Sie sich Gott.
    Es gibt noch ein sehr wichtiges Moment: Je näher man Gott ist, desto gefährlicher ist es.“
    Mein Gesprächspartner staunte.
    „Wie ist denn das zu verstehen? Je vollkommener ein Bergsteiger ist, umso gefährlicher ist der Weg, den er geht? Wo ist da die Logik?“
    „Je näher der Mensch Gott ist, desto mehr Glück erhält er“, erklärte ich. „Und umso stärker ist der Schmerz, wenn dieses Glück verloren geht, d. h. bei der Vergrößerung der Liebe zu Gott soll man sich nicht auf Reichtum der Gefühle, Glück und Freuden, sondern auch auf große Leiden orientieren. Deshalb wurde in den Ikonen der Gottesmutter nicht nur das Glück der großen Liebe zu dem geborenen Kind, sondern auch das Leiden wegen seines künftigen Verlustes dargestellt. Mit einfachen Worten gesagt: Gott ist nicht nur Glück, sondern auch Leiden, d. h. Gott ist jenseits von Glück und Leiden.“

    Im November 1995 sollte ich nach New York fliegen. Dort wollte ich mich nur mit Heilungen beschäftigen. Ich spürte, dass ich unbedingt ausspannen und die Situation, die sich zunehmend verschlechterte, ausbalancieren musste. Ich dachte, dass das zweite Buch vollkommen ausgeglichen ist. Wenn sich der Mensch vom Irdischen löst, wird er sich nun nicht auf das Geistige stürzen und es zum Ziel machen, sondern zu Gott gehen. Ich wollte es mit dem zweiten Buch erst einmal bewenden lassen und für ein halbes, ein Jahr alle Psychologie vergessen. Doch nach dem zu urteilen, was sich ringsherum ereignete, war an eine Pause nicht zu denken. Irgendein wichtiges Thema war noch nicht abgeschlossen, es war irgendwie mit der Zeit verbunden, doch ich konnte nicht verstehen wie. Wie ich hoffte, würde mir völliges Abschalten helfen, dieses Thema zu sondieren. Vor der Abreise waren in meiner Sprechstunde noch zwei schwerkranke Patienten, denen ich zu helfen versuchte. Der erste war ein zehnjähriger Junge mit Blutkrebs; der zweite ein Mann, auch er hatte Krebs, im vierten Stadium. Die Ursache der Erkrankung war bei beiden Verabsolutierung von Ethik. Bei dem Jungen waren es Fähigkeiten und Intellekt. Diese Orientierung führte zu Hochmut und Verachtung gegenüber weniger begabten und klugen Menschen sowie zu Hass auf jene, von denen man gedemütigt wird. So sehr ich mich auch bemühte, ihm und seinen Eltern zu helfen, diese Orientierung zu ändern, es kam zu keiner Besserung. Irgendetwas war hinderlich, doch trotz aller Versuche gelang es mir nicht, es aufzuspüren. Der Zustand des Jungen verschlechterte sich. Die Eltern arbeiteten gewissenhaft an sich. Doch er rutschte immer tiefer in den Abgrund. Dasselbe war bei dem anderen Patienten der Fall. Ich erklärte ihm, dass die Ursache seiner Krankheit Eifersucht ist.
    „Verstehen Sie, Eifersucht ist das gesteigerte Gefühl, Eigentümer zu sein. Die Familie ist ein irdisches Gut. Wenn ein Mensch wegen eines Grundstücks beginnt, neidisch zu werden, zu verachten und zu verurteilen, sich somit auf irdische Werte orientiert, dann wird er sich so auch in der Familie verhalten. Doch die Familie ist nicht nur ein irdisches, sondern auch ein geistiges Gut. Geistiges Territorium darf ebenfalls nicht zum Ziel gemacht werden. Stellen Sie sich folgende Situation vor. Ich habe ein Grundstück und verjage jeden, der sich auf ihm niederlassen will. Ich tue das, weil es mein Eigentum ist. Das ist normal. Nun stellen Sie sich vor, dass ich den Menschen hasse, der mein Territorium betreten hat. Das ist schon nicht mehr normal. Und stellen Sie sich schließlich vor, dass ich bereit bin, jeden zu töten, der mein Grundstück betritt oder in dessen Nähe kommt. Das ist schon krankhaft. Wenn also das Grundstück für mich ein absoluter Wert ist, bin ich bereit, jeden wegen Eigentumsverletzung zu töten. Wenn aber das Grundstück für mich nur ein Mittel ist, kommt keine Aggression auf.“
    Der krebskranke Mann sah mich an und versuchte zu verstehen, was ich ihm gesagt hatte. Er arbeitete an sich und betete, doch seine Orientierung auf die Frau und dementsprechend die Aggression gegen sie verringerten sich nicht. Ich traf mich täglich mit ihm und versuchte

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