Liebe
Gott ist die Liebe. Das heißt, je mehr Liebe in unserer Seele ist, umso stärker ordnen wir uns nach gewisser Zeit die Umwelt unter, indem wir Böses in Gutes verwandeln. Äußerlich kann man übel nehmen, streiten und entrüstet sein - das ist nicht schlimm. Die Hauptsache ist, dass die Seele innerlich Liebe ausströmt. Das ist eine Kunst, die man sich nur mühsam aneignen kann.“
Als der junge Mann, nachdem er eine Stunde lang an sich gearbeitet hatte, wieder das Zimmer betrat, sah ich, wie sich seine Seele auszugleichen begann und allmählich die Seelen seiner Nachkommen heller wurden. Nun war ich beruhigt.
In einer Sprechstunde stellte mir eine Frau eine interessante Frage:
„Mein Großvater wurde vom Blitz erschlagen. Nach einiger Zeit ging es der Großmutter schlecht, sie wurde ins Krankenhaus gebracht. Eine Stunde später flog ein Kugelblitz ins Zimmer und schlug in das Bett ein, auf dem die Großmutter zuvor gelegen hatte. Im Nachbarzimmer hinterließ der Blitz auf dem Spiegel eine zickzackformige Spur. Das ist doch alles kein Zufall?“
„Das ist kein Zufall“, sagte ich, nachdem ich das Feld betrachtet hatte. „Von Blitzschlag sowie von Strahlung sind am ehesten diejenigen betroffen, die auf Ethik orientiert sind. Ethik ist auch Kontrolle über die Situation. Wenn ich Ethik zum Ziel mache, dann wird mein Feld bei der geringsten Destabilisierung der Situation aggressiv. Folglich zieht es Aggression an. Ihr Großvater hatte eine starke unterbewusste Aggression gegenüber Menschen, die seine geistigen Werte erniedrigten. Bei Ihrer Großmutter ist dasselbe der Fall, nur in geringerem Maße. Das heißt, wenn Sie sich gegenüber stupiden und unfähigen Menschen nachsichtig verhalten und beten, dass für Sie Ethik und Vollkommenheit Mittel für die Liebe zu Gott sind, haben Sie Blitz und Strahlung kaum zu fürchten.“
Auch ein willensstarker und energiegeladener Mensch, der Erfahrung und Intellekt besitzt, kann wegen Unkenntnis der Gesetze, die das Universum lenken, ein vollkommenes Fiasko erleiden. Ich dachte daran, als ich den nächsten Patienten betrachtete. Er erzählte mir langsam, mit Unterbrechungen, seine Geschichte.
„Noch vor kurzem hatte ich viele Freunde. Der Monatsumsatz meines Unternehmens betrug mehrere Hunderttausend Dollar. Alles lief hervorragend. Jetzt habe ich keine Freunde mehr, etwa Hunderttausend Dollar Schulden und ein Kind, das krank geboren wurde. Ich habe niemals jemandem etwas Böses zugefügt, nach den Gesetzen der Bibel gelebt. Wo ist da die Gerechtigkeit?“
„Die Gesetze der Bibel sind Gesetze der Liebe, und Sie haben sie verletzt. Sie haben oft Menschen verachtet und verurteilt. Man darf Arme nicht verachten. Wenn man Geld anbetet, dann beginnt man diejenigen zu verachten, die kein Geld haben. Deshalb sagte Christus: ‚…eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt.’ Der Reiche gerät eher in Versuchung, Geld zum Sinn des Lebens zu machen. Doch Christus hat auch gesagt: ,Selig sind die, die geistig arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich.’ Das heißt, wer geistig reich ist, erliegt eher der Versuchung, Ethik zum Ziel und Sinn des Lebens zu machen. Man darf also nicht Menschen verachten, die finanziell und geistig arm sind, und das haben Sie getan.“
„Ja!“, nickte der Mann. „Ich habe immer Dummköpfe und Verräter verachtet.“
„Und Ihr Kind ist sogar bereit, diese zu töten. Seine Seele ist von Hass gegenüber der Welt erfüllt, deshalb ist es krank. Kultur schafft Zivilisation. Das heißt, Ethik schafft Geld, materielle Werte. Sie machen Geld zum Ziel und verlieren es damit. Sie machen Ethik zum Ziel und verlieren sie ebenfalls. Ethik wird durch Moral geschaffen. Moral entsteht aus Liebe zu den Menschen. Und die Liebe, mit der wir die Menschen lieben, erhalten wir von Gott. Liebe zu Gott ruft Liebe zur Welt und zu den Menschen hervor, danach entsteht die Moral, dann die Ethik und schließlich das, was wir ,Segnungen der Zivilisation’ nennen. Wenn Sie eine der Stufen, die zu Gott fuhren, zum Ziel machen, dann bricht Ihre Leiter zusammen.“
„Sagen Sie, was bedeutet praktisch Liebe zu Gott?“, fragte der Patient.
„Sie müssen verstehen: Alles hängt von Gott ab, doch Gott ist von nichts abhängig. Gott ist die Liebe. Stellen Sie sich vor, Sie lieben einen Menschen, und nichts kann Ihre Liebe beeinflussen — weder Geld, familiäre und gesellschaftliche Umstände, mangelnde Begabung, Moral usw. Von
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