Liebe

Problem auf Anhieb. Nachdem ich alles analysiert hatte, verstand ich, warum kreative Menschen zu Risiken und extremen Situationen neigen, warum kreative Menschen oft das übliche Arbeits- und Lebensregime zerstören, warum sie so reich an Liebe sind. Je stärker sich die Seele des Menschen von allem löst, woran sie gebunden ist, umso größer ist die Menge an Liebe, die freigesetzt wird. Deshalb wurde in vielen Geheimbünden mit Hilfe von Halluzinogenen, grausamen Ritualen, Prüfungen und todesnahen Situationen der Mensch derart geschult, dass er einen qualitativ neuen Sprung zur weiteren Entwicklung machen konnte. Wenn natürliche Vorräte an Liebe bei einem Menschen ausreichend vorhanden waren, z.B. wenn er im früheren Leben zutiefst gläubig und gut gewesen war, dann bestand er diese Prüfungen mit gutem Ergebnis. Doch es gab nur wenige solcher Menschen. Deshalb erfolgte die Auswahl der Anhänger äußerst grausam, viele kamen entweder um oder wurden abgewiesen.
    Bei dem Thema Zeit und Zerstörung kam ich nicht voran, und das spürte ich. Die Frage musste zumindest allgemein gelöst werden. Ich erinnerte mich erneut an die Mineralquellen, durch deren Wasser der Mensch gesund wird. Über den Darm wirken die Informationen auf die tiefen Schichten des Unterbewusstseins ein. Einerseits erhält der Mensch Informationen über Zerstörung, was seine Orientierung auf die Umwelt blockiert. Andererseits erhält er Informationen über die Liebe in sich zersetzenden Strukturen. Im Unterbewusstsein beginnen dieselben Prozesse, die während des Todes und während des Gebets stattfinden. Wir alle essen Lebensmittel, von denen die meisten Ergebnisse von Gärung sind. Eine Frau erzählte mir von einer Delikatesse — schwarze Eier. Ein Ei, das länger als ein Jahr im Erdboden gelegen hat, erlangt einen einmaligen Geschmack und ist eine Delikatesse. Wenn der Mensch seinen Urin trinkt, wirken, nach allem zu urteilen, die Informationen der Zerstörung ähnlich dem Wasser der Mineralquellen. Ich habe gehört, dass einige Krankheiten geheilt wurden, als sich der Mensch in Mist oder in Erde wälzte. Heilschlamm hat offenbar denselben Effekt.

    „Hör mal, meine Gelenke bereiten mir ab und zu Schmerzen, und meinen Schnupfen kann ich auch nicht loswerden“, sagt mein Freund, der neben mir in der Sauna sitzt. „Eifersucht“, erkläre ich.
    „Das ist mir neu und habe ich nie bemerkt!“, wundert er sich. „Das scheint dir nur so, das sitzt innerlich.“ „Und warum schmerzt bisweilen die Bauchspeicheldrüse?“ „Die Bauchspeicheldrüse — das sind Beziehungen zum geliebten Menschen.“ Er fasst sich ins Genick: „Und warum schmerzt das Genick?“ „Verärgerung über Frauen.“
    „Gut, ich male ein Bild, und danach tut die Hüfte weh.“ „Das ist Unterdrückung eigener Liebe wegen Verärgerung über Frauen.“
    „Warum geschieht das gerade jetzt?“
    „Die Seelen der künftigen Kinder nähern sich dir. Es passiert derzeit viel. Jetzt ist Frühling, da besteht eine verstärkte Verbindung zur Zukunft, im Herbst — zur Vergangenheit. Wenn es da irgendwelchen ,Unrat’ oder irgendwelche Sünden gibt, tauchen Probleme auf. Und nach dem zu urteilen, was ich in meinem ersten Buch über die Auslösung des Selbstvernichtungsprogramms der Menschheit geschrieben habe, hat das Ende 1995 tatsächlich begonnen. Infolge der großen Maßstäbe ist das nicht sofort erkennbar. Es ist eine Zunahme negativer Prozesse zu beobachten.“
    „Nun gut, bei Gott“, sagt der Freund. „Du hast gesagt, dass Orientierungen auf den geliebten Menschen und die Familie offenbar zu Eifersucht führen. Aber nach dem Energiefeld zu urteilen, sind Orientierungen auf Kreativität und Eifersucht ein und dasselbe. Wenn ich eifersüchtig werde, dann orientiere ich mich auf Kreativität und kann meine kreativen Fähigkeiten verlieren?“
    „Natürlich.“
    „Was kann man außer dem, was du in deinen Büchern geschrieben hast, noch tun?“
    „Von Zeit zu Zeit abschalten, damit die Seele nicht mit Werten verwächst. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Maler arbeitet an seinen Bildern, steigt aus allem aus und ergibt sich der Trunksucht — und das beeinträchtigt sein Schaffen nicht. Wenn er aber ständig arbeitet, kann er sein kreatives Potential oder den Verstand verlieren, oder sein Privatleben geht in die Brüche, d. h. er kann die geliebte Frau oder nahe stehende Menschen verlieren. Nicht von ungefähr legten in der Epoche der Renaissance die Maler das Gelübde