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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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zu sich nehmen wollte, aber hier und jetzt wurde ihr auch so schon übel, trotz des Hungers, der an ihr nagte.
    »Hier … ich mach dir eine Stelle sauber.« Tommy fischte ein Taschentuch aus seiner Jacke, spuckte hinein und wischte an Williams Hals herum. »Da! Hau rein!«
    »Igitt!«
    »Ich hab sogar die Katze gebissen«, sagte Tommy. »Und du hast selbst gesagt, dass du am Verhungern bist.«
    »Aber er ist stockbesoffen«, sagte Jody. Sie trat von einem Bein aufs andere wie ein kleines Mädchen, das Pipi musste.
    »Beiß ihn!«
    »Sag nicht immer: ›Beiß ihn!‹ So sehe ich das nicht.«
    »Wie siehst du es dann?«
    »Eigentlich sehe ich es überhaupt nicht irgendwie. Aber wenn, dann ist es eher animalisch.«
    »Na, denn …«, sagte Tommy. »Beiß ihn, bevor die Bullen kommen und ihn mitnehmen. Dann hast du deine Chance vertan.«
    »Oooooh, Mann!«, sagte Jody, als sie neben William niederkniete. Chet, der fette Kater, lag auf Williams Schoß und blickte zu ihr auf, dann ließ er den Kopf sinken und schloss die Augen. (Der Blutverlust machte ihn umgänglicher.) Jody drückte Williams Kopf zur Seite und riss den Mund weit auf, damit sie auch ordentlich zubeißen konnte. Dann kniff sie die Augen zusammen und biss den Mann.
    »Siehst du, wie einfach das ging?«, sagte Tommy.
    Wütend sah Jody ihn an, ohne loszulassen, trank und schnaufte dabei durch die Nase. Sie dachte: Ich hätte fester zuschlagen sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte. Bald kam der Punkt, an dem sie merkte, dass sie aufhören musste, wenn sie dem Katermann nicht allzu sehr schaden wollte. Sie setzte sich auf und sah Tommy an.
    »Du hast da was …« Tommy zeigte auf ihren Mundwinkel.
    Sie wischte mit der Hand über ihr Gesicht und sah Lippenstift und Blut. Dann warf sie einen Blick auf Williams Hals. Schmutzig grau war er und mittendrin ein weißer Fleck, von Lippenstift umrahmt. Die Einstiche ihrer Zähne waren schon verheilt, doch der Lippenstift sah aus wie eine Zielscheibe. Sie wischte ihn weg, dann putzte sie ihre Hand am Pulli ab, den der fette Kater trug. Chet schnurrte. William schnarchte. Jody stand auf.
    »Und wie war's?«, fragte Tommy.
    »Was meinst du wohl, wie es war? Es war nötig.«
    »Also, wenn du mich gebissen hast, hatte es immer auch irgendwie was Sexuelles.«
    »Ach, so«, schnauzte Jody ihn an. »Ich hab das alles nur eingefädelt, weil ich den Katermann vögeln wollte!« Aus unerfindlichem Grund wurde sie ein wenig übermütig.
    »Entschuldige. Wir sollten ihn hier von der Market Street wegbringen«, sagte Tommy. »Bevor er ausgeraubt oder verhaftet wird. Er müsste noch was von dem Geld haben. So viel Alkohol hätte ihn bestimmt umgebracht.«
    »Als ob es dich interessieren würde, mein kleiner Schreiberling! Du hast seine Katze geschoren und dann an ihr rumgenuckelt. Oder war da vielleicht was Sexuelles im Spiel?«
    »Es gab da ein gegenseitiges Einverständnis …«
    »Ach, Scheiße. Beiß endlich zu! Mal sehen, wie erotisch du ihn findest. Koste von dem guten, alten Hämoglobin, Tommy! Sei kein Frosch!«
    Tommy wich zurück. »Du bist betrunken.«
    »Und du bist ein Frosch«, sagte Jody. »Frosch, Frosch, Frosch.«
    »Hilf mir mal! Nimm seine Beine! Auf der anderen Straßenseite gibt es eine Nische bei diesem Bankgebäude. Da kann er seinen Rausch ausschlafen.«
    Jody bückte sich, um die Beine des Mannes anzuheben, doch die schienen sich zu bewegen, als sie danach greifen wollte, und beim nächsten Versuch langte sie daneben und kippte vornüber, fing den Sturz aber ab und landete auf allen vieren, mit dem Hintern in der Luft.
    »Das hat ja gut geklappt«, sagte Tommy. »Wie wär's, wenn du Chet nimmst und ich den Katermann trage?«
    »Mir doch egal, du Froschkönig«, sagte Jody. Vielleicht war sie leicht beschwipst. Früher – in prävampirischer Zeit – hatte sie meist die Finger vom Alkohol gelassen, weil sie unausstehlich wurde, wenn sie betrunken war. Das hatten zumindest ihre Exfreunde behauptet.
    Tommy hob den fetten Kater hoch, der zappelte, als er an Jody weitergereicht wurde. »Nimm ihn.«
    »Du bist hier nicht der Obervampir«, sagte Jody.
    »Meinetwegen«, sagte Tommy. Er klemmte sich Chet unter den Arm und warf sich den Katermann über die Schulter. »Pass auf, wenn du über die Straße läufst«, rief Tommy ihr zu, als er hinüberging.
    »Ha!«, sagte Jody. »Ich bin ein hochsensibles Raubtier. Ich bin unbesiegbar. Ich …« Und an dieser Stelle knallte sie mit der Stirn dumpf an einen Pfahl.

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