Liebe auf den zweiten Blick
Beauchamp-Grundstücks einbog, und schnappte nach Luft, als Amelia doch tatsächlich die Frechheit besaß, auch noch dabei zu hupen.
Effie sah die Tanten aus dem Haus kommen und bemerkte, wie überrascht sie waren. Doch das war noch gar nichts im Vergleich zu dem, was sie empfunden hätten, wenn sie das
gewusst hätten, was sie, Effie, wusste.
Jetzt war plötzlich alles klar. Amelia hatte sich ein auffälliges neues Auto gekauft, und Effie wusste, wie sie das Geld dafür verdient hatte. Sie hatte ja mit eigenen Augen gesehen, wie Amelia sich mit Raelene Stringer getroffen hatte. Und alle wussten, wie Raelene sich ihr Geld verdiente. Alle wussten, dass Raelene Männer mehr mochte, als für sie gut war. Es war ein Skandal, dass die arme Wilhemina und die arme Rosemary von ihrer Nichte so an der Nase herumgeführt wurden.
Effie ließ die Gardine sinken. Es war ihre Pflicht, es den Schwestern mitzuteilen.
7. KAPITEL
Amelia hielt den Atem an, als ihre Tanten die Verandastufen herunterkamen. Mit Rosemarys erfreutem Lächeln hatte sie ebenso gerechnet wie damit, dass Wilhelmina die Stirn runzeln würde.
„Was soll das bedeuten?” fragte Wilhemina prompt.
„Das ist meine Überraschung”, sagte Amelia. „Ich habe lange gespart. Das Auto ist voll bezahlt. Ich schulde niemandem etwas, und es ist sehr sparsam im Verbrauch.”
„Der Chrysler hat noch eine lange Lebensdauer”, murmelte Wilhemina.
Rosemary war begeistert. Sie hatte sich immer ein rotes Auto gewünscht. „Das liegt daran, dass er nie aus Tulip herausgekommen ist.”
Dass Tyler bei ihnen aufgetaucht war, hatte Wilhemina sehr verunsichert. Sie hatte Angst bekommen, Amelia zu verlieren. Dieses Auto beruhigte sie ein bisschen. „Deshalb hast du also die Hilfe eines Mannes gebraucht.”
Amelia nickte. „Das ist ein Teil davon, Tante Witty. Aber ich mag Tyler auch als Freund. Er ist sehr freundlich und großzügig”
„Pah!” Das war alles, was Wilhemina in diesem Moment
herausbrachte.
„Ich will damit fahren”, verkündete Rosemary. „Und ich will vorne sitzen. Hinten wird mir immer übel.”
„Dir wird überhaupt nicht übel”, widersprach Wilhemina.
„Aber erinnerst du dich nicht, wie ich mal …”
„Du hattest drei Brownies und eine Riesenportion Eiskrem gegessen. Deshalb ist dir
schlecht geworden, nicht von der Autofahrt.”
Amelia stoppte den Streit. „Steigt beide ein. Tante Rosie kann diesmal vorne sitzen.
Nächstes Mal ist Tante Witty dran.”
Tyler sah von der Ecke aus zu, und sein Lächeln wurde immer breiter, als er beobachtete, wie Amelia Tante Witty immer mehr für sich gewann. Als sie dann in das neue Auto stiegen, fuhr Tyler weg. Doch egal, wie weit er fahren würde, er würde nie vergessen, wie Amelia und er sich geküsst hatten.
Miss Effie sah zu, wie Amelia ihre Tanten einsteigen ließ und dann mit ihnen wegfuhr. Sie zog sich andere Schuhe an, griff nach ihrer Handtasche und ging zur Tür hinaus, fest entschlossen, sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen.
Amelia legte eine Tüte Rosinen in ihren Einkaufswagen und versuchte das Grinsen des
Jungen zu ignorieren, der gerade Waren in die Regale räumte. Es war nicht das erste Mal, dass sie ein solches Verhalten bemerkte. Es hatte vor fünf Tagen begonnen, seit sie den neuen Wagen hatte.
Seitdem erntete sie überall diese seltsamen Blicke, an der Tankstelle, im Supermarkt, sogar in der Bibliothek. Und sie bemerkte Geflüster, das aufhörte, sobald sie näher kam.
Männer, die sie vorher nie beachtet hatten, lächelten, als wüssten sie etwas über sie.
Amelia hatte das unbehagliche Gefühl, dass alles noch schlimmer werden würde. Und sie wusste auch, wem sie die Gerüchte zu verdanken hatte, die offenbar über sie im Umlauf waren. Es gab nur eine Person außer Raelene, die sie spät abends draußen gesehen hatte.
Miss Effie, die größte Klatschtante der Stadt.
Amelia seufzte, ignorierte den Pfiff des Jungen und schob ihren Wagen zur Kasse. Sicher würde das irgendwann aufhören. Sie hatte nichts Falsches getan. Wenn der Bibliotheksvorstand nicht so geizig wäre, was ihr Gehalt anging, hätte sie niemals einen zweiten Job annehmen müssen.
„Ist das dann alles?” Die Kassiererin musterte Amelia von oben bis unten. Sie hatte alles darüber gehört, wie die altjüngferliche Bibliothekarin sich das Geld für ihr neues Auto verdient hatte. Sie persönlich fand es schwer zu glauben, dass irgendein Mann Geld dafür ausgeben sollte, mit einer
Weitere Kostenlose Bücher