Liebe die bleibt
Männerhaushalten.
„Sieben!“, wiederho lte ich grinsend, weil ich an Schneewittchen denken muss. Das hat ja auch bei sieben alleinstehenden Männern geputzt.
Bei manche m meiner Zwerge würde ich zweimal und bei den anderen nur einmal in der Woche putzen. Ich nahm mir vor, meine Arbeit mit der nötigen Sorgfalt zu verrichten, so dass sich keiner meiner Zwerge über mich beschweren konnte. Bevor ich die Arbeit antrat, recherchierte ich im Internet, um mich mit der Kunst des professionellen Putzens vertraut zu machen. Nicht auszudenken, die wertvollen Kunstschätze mit den falschen Mitteln zu behandeln! Die zahlreichen Tipps nahm ich mir zu Herzen, denn sie würden mir das Lehrgeld beschädigter Einrichtungsgegenstände ersparen. Ich nahm meine Arbeit sehr ernst, fühlte mich pudelwohl. Nie hätte ich gedacht, dass mich eine derart einfache Tätigkeit so zufrieden stimmen könnte. Meistens war ich bei meiner Arbeit allein, konnte Radio hören, hatte Bewegung, war an der frischen Luft. Das Putzen war für mich wie eine Therapie, es kam mir vor, als würde ich mit meinen Lappen nicht nur den Staub, sondern auch meine Ängste und Sorgen wegwischen. Alles wirkte auf einmal so übersichtlich, geordnet und sauber in meinem Leben. Auch das Vertrauen, das mir meine sieben Zwerge entgegenbrachten, erfüllte mich mit Stolz. Schließlich besaß ich, außer vom Herrn Kommerzienrat und vom Notarius außer Diensten, Herrn Silberschatz, einen Haustürschlüssel. Aber leider brachten mir meine sieben Zwerge nicht genug Geld ein. Mit dem Geld, das ich verdiente, konnte ich meine Miete und die laufenden Kosten bezahlen. Es fehlten ein paar hundert Euro extra, um mein Leben vernünftig bestreiten zu können und etwas für den Notfall beiseite zu legen. Noch brauchte ich mir keine ernsthaften Sorgen zu machen, weil das Jobcenter die Zahlung meiner Miete übernahm, aber spätestens in zwei Monaten musste ich eine Lösung gefunden haben. Die kam schneller, als ich zu hoffen gewagt hatte.
13. Kapit el
„Hallo Leila, hier ist Tibor… erinnerst du dich an mich…?
I ch hatte gehofft, dass du dich mal meldest, ich habe oft an dich denken müssen. Wie geht es dir?“
„Tibor… wie schön “, erwidere ich euphorisch, „ja, es geht mir den Umständen entsprechend gut… ich freue mich so, deine Stimme zu hören… ach, ja, ich habe auch oft an dich denken müssen, aber ich wollte mich nicht aufdrängen.“
„Willst du mich beleidigen?“
„Nein, aber was fragen. Hättest du Lust bei mir vorbeizukommen?“
„Mir wäre es viel lieber, wenn du mich besuchen würdest . Ich würde für uns kochen – na, was meinst du?“
„Du kannst kochen?“
„Das wird sich rausstellen“, entgegnet er lachend: „Was magst du denn so? Hast du ein Lieblingsgericht?“, will er wissen.
Ich druckste ein bisschen herum, weil ich mein Lieblingsgericht für ziemlich altbacken halte.
„Na sag schon…“
„Eisbein mit Sauerkraut… aber…“
„Nichts aber, morgen 19.00 Uhr… ich freu mich!“
Als das Gespräch beendet ist, muss ich mich erstmal hinsetzen. Meine Hand zittert leicht. Danach springe ich auf und drehe mich vor Freude im Kreis.
„Tibor… Tibor… er hat mich nicht vergessen !“, lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf.
Anschließend hüpfe ich beschwingt in s Schlafzimmer und durchsuche panisch erregt meinen Kleiderschrank.
Einige Kleidungsstücke landen zwar auf dem Bett, aber nicht in der engeren Auswahl. Der aufglimmende Gedanken, mir extra etwas zu kaufen, wird mit einem imaginären Feuerlöscher abgekühlt.
Ich wühle weiter, bis ich endlich fündig werde.
Es ist ein Kleid, das versehentlich vom Bügel gerutscht ist.
Ich zögere, aber nicht , weil es zerknittert ist. Nein, es ist das Kleid, das ich damals zu Weihnachten getragen habe. Damals, als ich für Augustin kochte, damals, als wir uns das erste Mal geliebt haben. Instinktiv drücke ich meine Nase in den seidigen Stoff, lasse es aber nicht zu, meine aufkeimenden Erinnerungen zu vertiefen. Nein, jetzt ist nicht der richtige Moment für traurige Sehnsüchte, sondern der Augenblick für neue Hoffnungen.
Leise summend bügle ich mein Kleid und denke an Tibor. An seine liebvollen Augen, seine sanfte Stimme.
„Ach, ja…“, seufze ich sehnsüchtig vor mich hin.
Mit klopfendem Herzen und einem kleinen Blumenstrauß begebe ich auf den Weg zu Tibor.
Vor einem modernen Mehrfamilienhaus h alte ich an und blicke suchend auf die wenigen Klingelschilder.
Weitere Kostenlose Bücher