Liebe gut, alles gut (German Edition)
Cameron abzunabeln.”
Rina nickte und wischte sich die Tränen ab. “Du hast recht. Ich werde aber nicht aufhören, mich mit Kaitlyn zu treffen. Ich muss mal mit Cameron darüber reden, damit wir eine Art Besuchsplan ausarbeiten. Vielleicht kann ich sie einen oder zwei Nachmittage die Woche nehmen.”
“Siehst du, du hast schon einen Plan.”
Oder zumindest einen Teilplan, dachte Rina niedergeschlagen.
Lautes Lachen ließ Rina den Kopf heben und zur Bar blicken. Mindestens dreißig Frauen hatten sich dort versammelt, um anscheinend eine Brautparty zu feiern. Ihr fiel ein, dass die Hendrix-Drillinge während der Feiertage alle heiraten wollten. Nicht dass Rina ihnen ihr Glück missgönnte, aber … weh tat es schon.
“Das fehlt mir heute gerade noch”, jammerte sie. “Was für ein blöder Zeitpunkt im Jahr, um alles auf eine Karte zu setzen. Ich liebe Weihnachten. Das war immer ein großes Ereignis bei uns zu Hause, und ich weiß, dass meine Großeltern sich schon darauf freuen.”
“Also feierst du mit ihnen? Das wird doch bestimmt nett.”
“Natürlich, es ist nur …” Sie schluckte und kämpfte wieder gegen die Tränen an. “Am Freitag wollte ich mit Cameron und Kaitlyn einen Tannenbaum aussuchen gehen. Wie soll ich das überstehen?”
Mitfühlend beugte Jesse sich zu ihr vor. “Das schaffst du schon.”
“Willst du nicht versuchen, es mir auszureden?”
“Nein. Wenn du glaubst, dass du es aushalten kannst, dann solltest du es durchziehen. Kaitlyn zuliebe. Sie vergöttert dich. Und einen Tannenbaum zu kaufen ist für eine Achtjährige noch etwas ganz Besonderes.” Jesse musterte sie. “Hast du Cameron gesehen?”
“Seit ich ihm gestern meine Meinung gesagt habe? Nur kurz. Einmal gestern Abend, als er nach Hause gekommen ist. Und dann heute Morgen, als ich hingegangen bin, um Kaitlyn für die Schule fertig zu machen. Er hat nichts weiter gesagt.”
Heute Morgen hatte er ihr einfach nur einen Becher Kaffee gereicht und erklärt, er würde sie dann in der Praxis sehen. Kaitlyn war diejenige gewesen, die sie daran erinnert hatte, dass sie zusammen den Tannenbaum kaufen wollten.
“In der Praxis gehe ich ihm aus dem Weg”, meinte Rina. “Es ist nicht einmal mehr ein Monat, richtig? So lange werde ich es ja wohl noch aushalten können.”
Jesse rutschte plötzlich auf ihrem Stuhl hin und her. “Er hat heute Morgen mit mir geredet.”
Rina starrte sie an. “Und? Was hat er gesagt?”
“Dass er nicht mehr im Internet ist. Um zu suchen.”
Suchen … “Oh. Du meinst, dass er nicht mehr auf der Suche nach einer Frau ist.”
“Genau.”
Rina nahm ihr Weinglas und stellte es sofort wieder ab. Sie war überzeugt, dass der Wein fantastisch schmeckte, doch sie hatte bisher keinen Schluck getrunken. Allein bei dem Gedanken daran drehte sich ihr der Magen um. Kein sehr angenehmes Gefühl.
“Ich war mir nicht sicher, ob ich es dir erzählen sollte”, gab Jesse zu.
“Keine Sorge. Ich werde jetzt nicht wieder Hoffnung schöpfen. Cameron ist kein Bösewicht. Er ist zwar dumm, aber nicht gemein. Ich habe ihm ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass es mehr als unpassend war, mich abzuweisen und noch am selben Abend online nach einer Freundin zu suchen. Anscheinend hat er es eingesehen.”
“Hat er.”
“Also werden wir gute Miene zum bösen Spiel machen und diesen Monat irgendwie überstehen. Ab Anfang des Jahres brauche ich mich dann ja nicht mehr um ihn zu kümmern.”
Der Gedanke sollte eigentlich eine Erleichterung sein. Doch Rina fühlte sich nur traurig und leer. Denn sich um Cameron und seine Tochter zu kümmern, das war das Beste in ihrem Leben gewesen.
“Es schneit!” Kaitlyn starrte mit aufgerissenen Augen in den Himmel hinauf und strahlte über das ganze Gesicht.
Winzige Schneeflocken schwebten zu Boden. Rina wusste, dass der Schnee nicht liegen bleiben würde und es vermutlich schon gleich wieder aufhören würde zu schneien, aber solange es dauerte, war es einfach wunderschön. Ein unerwartetes Geschenk, dazu gedacht, sie daran zu erinnern, dass das Leben weiterging.
Sie und Kaitlyn schlenderten an den angebotenen Tannenbäumen entlang. Weihnachtsmusik dröhnte aus den knarrenden Lautsprechern, und leuchtende Plastikrentiere und Weihnachtsmänner blinkten fröhlich vor sich hin. Die beiden Teenager, die den Kunden halfen, trugen Sweatshirts mit einem Schneemann darauf.
Kaitlyn, dick eingemummelt mit Mütze, Schal und Handschuhen, klatschte in die Hände. “Sie
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