Liebe gut, alles gut (German Edition)
holte tief Luft. “Aber du willst das nicht weiterverfolgen. Okay. Dann lassen wir das. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Und das Erste, was dir danach einfällt, ist, dich auf die Suche nach einer anderen Frau zu begeben – übers Internet! –, mit der du ausgehen kannst.”
Sie verschränkte die Hände vor der Taille und dachte darüber nach, wie es wohl sein würde, wenn er irgendwann aufhörte zu suchen und tatsächlich anfing, mit anderen Frauen auszugehen. Wie sie sich fühlen würde, wenn sie sich Abend für Abend in seinem Haus um seine Tochter kümmerte, während er sich die Nacht mit einer anderen vertrieb. Das könnte sie nicht ertragen.
“Ich gehe.”
Cameron sprang auf. “Du gehst? Wohin? Was meinst du damit?”
Sie war sich nicht sicher gewesen, aber als sie jetzt vor ihm stand, kam die Antwort instinktiv. “Gleich nach Neujahr werde ich meinen Salon an einen anderen Standort verlegen. Dann musst du dir auch jemand anderes suchen, der sich um Kaitlyn kümmert. Ich möchte, dass es ein behutsamer Übergang wird, damit sie nicht unglücklich ist, aber ich kann das nicht länger übernehmen.”
“Du schließt uns aus deinem Leben aus? Du hast gesagt, das würdest du nicht tun. Ich dachte, wir bedeuten dir etwas.”
“Ihr bedeutet mir nicht nur etwas, sondern ich liebe euch beide.” Sie blickte ihm in die Augen. “Das ist ein bisschen mehr.”
“Dann bleib.”
“Nein. Du kannst nicht beides haben. Ich habe ein Jahr lang darauf gewartet, dass du erkennst, dass ich die Richtige für dich bin. Ich finde, damit habe ich genug Zeit verschwendet.”
Sie drehte sich um und ging. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und sie wusste nicht, wie lange sie die Tränen noch zurückhalten konnte. Das Gefühl der Leere und des Verlusts zwang sie fast in die Knie. Aber obwohl es so wehtat und sie das dringende Bedürfnis verspürte, umzudrehen und Cameron zu sagen: “Ja, okay, ein halbes Leben genügt mir auch”, war sie der felsenfesten Überzeugung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Jetzt schmerzte es. Es schmerzte ganz schrecklich. Doch mit ein wenig Abstand und eiserner Entschlossenheit würde sie sich schon erholen. Und, dachte sie, ein bisschen Hilfe von Fool’s Gold kann auch nicht schaden.
4. KAPITEL
E s gab in Fool’s Gold einen Ort, der allen Frauen als Zufluchts- und Versammlungsplatz diente, und das war Jos Bar. Zwar war auch den Männern ein Raum vorbehalten, im hinteren Teil, ausgestattet mit Billardtisch und Fernsehern, auf denen die Sportkanäle liefen, doch der Großteil der Bar gehörte den Frauen. Die Wände waren in einem Malventon gestrichen, der dem Teint schmeichelte. Über die großen Flachbildschirme an den Wänden flimmerten Shoppingsendungen und frauenfreundliche Realityshows. Auf der Speisekarte fanden sich eine Reihe von kalorienarmen Gerichten. Am Tage hatte Jo stets eine Spielecke für die Kleinkinder eingerichtet. Und während es an den Abenden am Wochenende vor allem Paare hierher verschlug, war Jos Bar während der restlichen Zeit vor allem ein Ort, an dem sich Frauen trafen und redeten. Oder sich einmal richtig ausweinten.
“Du hast das Richtige getan”, meinte Jesse tröstend. “Ich weiß, dass es so ist.”
Rina zerknüllte das Taschentuch in ihrer Hand und versuchte, den steten Strom der Tränen aufzuhalten. Wenn sie so weitermachte, war sie innerhalb von einer Stunde dehydriert und musste in die Notaufnahme eingeliefert werden.
“Es fühlt sich aber n…nicht richtig an”, brachte sie schluchzend hervor. “Es fühlt sich schrecklich an. Alles tut weh. Ich kann das nicht. Ich kann nicht ohne ihn weiterleben.”
Jesse hob die Augenbrauen, was Rina zum Lachen brachte. Okay, es war eher ein Schluckauf, aber immer noch besser als das Geheule.
“Jetzt klinge ich schon wie eine Stalkerin”, gab sie zu. “Natürlich kann ich ohne Cameron leben.” Ihr Lächeln schwand. “Ich wünschte, ich würde ihn nicht lieben. Noch mehr wünsche ich mir natürlich, dass er meine Liebe erwidern würde. Das ist doch alles zum Verrücktwerden.”
“Stimmt. Es tut weh, und dir geht es miserabel.”
Rina schaute ihre Freundin an und schniefte. “Wenn das ein Versuch sein sollte, mich aufzumuntern, dann muss ich dir leider sagen, dass es nicht funktioniert.”
Jesse berührte ihren Arm. “Mit der Zeit wird es besser. Sobald die Feiertage erst einmal vorbei sind, kannst du dir einen neuen Raum für deinen Salon suchen und anfangen, dich von
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