Liebe gut, alles gut (German Edition)
anschließend half, den Geschirrspüler einzuräumen, drehte Cameron noch eine Runde mit Noah. Als er zurückkam, standen überall im Wohnzimmer Kartons mit Weihnachtsdekoration.
“Nur noch ein paar Kleinigkeiten”, meinte Rina achselzuckend. “Wir konnten nicht widerstehen.”
“Wo soll ich das denn alles unterbringen?”, fragte er. “Bald muss ich noch ein zweites Haus anbauen.”
Das brachte Kaitlyn zum Lachen. Sie drehte sich mit fliegenden Haaren im Kreis, während Noah hinter ihr herjagte. Schließlich plumpsten Hund und Mädchen lachend auf den Boden. Kaitlyn öffnete die Augen.
“Daddy, guck mal!”
Er folgte der Richtung, in die ihr ausgestreckter Finger zeigte, und sah den kleinen künstlichen Mistelzweig, der über dem Türrahmen hing.
Cameron drehte sich zu Rina herum und erklärte: “Als Kaitlyn sechs war, hat sie in irgendeinem Buch von dem Brauch mit dem Mistelzweig gelesen. Jetzt muss ich ihn jedes Jahr wieder aufhängen. Es ist sozusagen unser kleiner Familienscherz.”
Nur dass Rina nicht lachte. Und plötzlich war auch ihm nicht mehr zum Lachen zumute. Sie stand direkt unter dem kleinen Zweig – den sie vermutlich erst bemerkt hatte, als seine Tochter eben darauf gezeigt hatte. Emotionen spiegelten sich in ihren Augen; Emotionen, die Cameron nicht deuten konnte. Wir sind Freunde, erinnerte er sich. Gute Freunde. Ein Kuss würde die Sache zwischen ihnen verkomplizieren, und das war das Letzte, was er wollte.
“Daddy, du musst Rina jetzt küssen.”
Es schien einfacher zu sein nachzugeben, als sich an einer Erklärung zu versuchen – jedenfalls redete er sich das ein. Also beugte er sich vor und strich leicht mit den Lippen über Rinas. Das, was er für den Bruchteil einer Sekunde spürte, war elektrisierend. Doch im nächsten Moment trat Rina auch schon zur Seite.
“So, und wo hängen wir jetzt den tanzenden Schneemann auf?”, fragte sie.
Rina hatte bisher nie an irgendwelche Zeichen geglaubt, aber jetzt überlegte sie, ob sie ihre Meinung vielleicht ändern sollte. Erst vor wenigen Stunden hatte ihre Freundin Jesse ihr geraten, Cameron endlich zu sagen, was sie für ihn empfand. Und jetzt hatte er sie geküsst. Okay, es war wegen des Mistelzweiges gewesen, außerdem vor den Augen seiner Tochter sowieso seines Hundes. Kaum der heiße Ich-bin-seit-Monaten-verzweifelt-in-dich-verliebt-Kuss, nach dem sie sich sehnte. Aber immerhin, es war ein Anfang.
Der Abend verging wie im Fluge. Und nachdem sie leise aus dem Zimmer der schlafenden Kaitlyn schlichen, kehrten Cameron und Carina ins Wohnzimmer zurück. Ehe Cameron vorschlagen konnte, zusammen noch etwas zu trinken oder einen Film anzusehen, entschied Rina, zur Tat zu schreiten. Da sie sich nicht vorstellen konnte, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand, blieb ihr nur eine Möglichkeit: Sie musste es ihm zeigen … Er hatte den Anfang gemacht, indem er sie heute Abend geküsst hatte, und sie würde die Gunst der Stunde nutzen.
Als er sich daher zu ihr drehte und fragte: “Möchtest du …”, war sie bereit.
Sie legte die Hände auf seine breiten Schultern, stellte sich auf die Zehenspitzen und presste die Lippen auf seinen Mund.
Es dauerte einige Sekunden, bis er reagierte. In der Zwischenzeit waren nur das Ticken der alten Standuhr im Flur und Noahs Seufzen zu hören, die es sich in ihrem Körbchen gemütlich gemacht hatte. Dann begann Cameron langsam, mit seinen Lippen über Rinas zu streifen.
Sie ließ den Atem entweichen, den sie vor lauter Aufregung angehalten hatte, und entspannte sich. Den Kopf neigend, schmiegte sie sich an Cameron und registrierte erfreut, dass er die Hände auf ihre Taille legte und den Kuss vertiefte. Aber das Beste an der ganzen Sache waren die Funken.
Sie versprühten überall ihren Glanz, tanzten um sie herum, brachten ihre Haut zum Kribbeln, wirbelten durch ihren Bauch und erhitzten die interessantesten Teile ihres Körpers. Cameron zu lieben bedeutete natürlich auch, ihn körperlich zu begehren. Rina war sich des Verlangens, das in ihr schlummerte, durchaus bewusst gewesen, aber bisher war es ein Bedürfnis ohne wirkliche Substanz gewesen. Sie hatte nicht gewusst, ob zwischen ihnen wirklich dieses magische, erotische Kribbeln entstehen würde, das zu ihrer Freundschaft auch Leidenschaft hinzufügen würde. Bis jetzt.
Jetzt sehnte sie sich noch mehr nach ihm als vorher. Ihre Brüste verlangten fast schmerzhaft danach, von ihm gestreichelt zu werden. Ihr zitterten die Beine leicht, und das
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