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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »St. Petersburg!« Grazina drückte seinen Arm und senkte den Kopf. »O Gregor … Petersburg …«
    »Vorbei, Grazinanka. Wir haben jetzt unsere eigene Welt.«
    Vor der Kirche standen Kinder und warfen Blumen. Fürst Murskij-Lubkowitz fuhr mit dem Brauttaxi heran. Jerschow lief voraus und riß die Tür des Wagens auf. Der Pope Tujan verabschiedete das neue Ehepaar an der Kirchentür.
    »Fangt nicht mit dem Essen an, bevor ich da bin!« sagte er leise und schlug dabei mit frommem Augenaufschlag das Kreuz. »Es wäre furchtbar, wenn ich die Suppe verpaßte. Gibt es kalte Gurkensuppe?«
    »Ja …«, sagte Grazina ebenso leise.
    »Mit saurer Sahne?«
    »Mit saurer Sahne!«
    »O welche Wunder!« Tujan hob den Blick in den seidigen Pariser Frühlingshimmel. »Köstlich …«
    Er faltete die Hände unter seinem langen schwarzen Bart und blickte dem mit weißem Flieder geschmückten Wagen nach, bis er um die Ecke bog.
    Nach 55 Jahren, im August des Jahres 1975, fuhr eine Reisegruppe mit einem Bus von INTOURIST durch das sommerlich heiße Leningrad.
    Die zierliche hübsche Dolmetscherin erklärte über ein Mikrofon, was man rechts und links sehen konnte. Sie sprach ein gutes, aber hartes Deutsch, war geduldig, wenn man ihr Fragen stellte, und erzählte von Leningrad mit einer Liebe, als sei die Stadt ein Stück ihrer selbst.
    Es war die offizielle Besichtigungsrundfahrt. Man stieg aus, wo es sich lohnte, zum Beispiel auf dem Newski-Prospekt, vor der St.-Isaaks-Kathedrale, vor dem ehemaligen Winterpalais des Zaren, der Admiralität, an den großen Newa-Brücken, vor dem Stroganow-Palais, auf dem großen Paradeplatz vor der Peter-und-Pauls-Festung. Man fuhr hinaus nach Peterhof und besichtigte die herrlichen Wasserkaskaden, man schlenderte durch den Park von Zarskoje Selo und bestaunte die Pracht, in der die Zaren gelebt hatten.
    Ein altes Ehepaar war unter den Reisenden. Der Mann, hochgewachsen und weißhaarig, stützte sich auf einen Stock, aber war noch gut zu Fuß, wenn es darum ging, die Gärten zu durchforschen oder in den Schlössern die Säle zu durchstreifen. Seine Frau hatte sich bei ihm untergehakt und lehnte manchmal den Kopf gegen seine Schulter, wie sie es ein ganzes Leben getan haben mochte, wenn sie glücklich war. Weiße Locken umrahmten ein schmales Gesicht, das einmal von wundervoller Schönheit gewesen sein mußte.
    »Das ist die Terrasse«, sagte sie leise, als sie vom Ballsaal des Zarenschlosses hinaus ins Freie traten.
    »Vor dem dritten Fenster von links«, sagte der weißhaarige Mann. »Ich habe dir die Pelzkapuze über den Kopf gezogen, und du hast gesagt: Bitte, tu es nicht … Aber ich habe es doch getan …«
    »Es hat sich nichts verändert.« Sie blickte sich mehrmals um. »Etwas älter ist es geworden, verwitterter …«
    »Wie wir …«
    Dann standen sie vor der Isaaks-Kathedrale und blickten über einen Seitenarm der Newa. »Die Brücke steht noch«, sagte sie. »Und unser Haus! Siehst du unser Haus?«
    Der Mann nickte, legte den Arm um ihre Schulter und wandte sich an die Dolmetscherin.
    »Das Haus da hinten«, sagte er auf deutsch. »Das mit den Säulen davor, was ist das?«
    »Das war einmal das Palais eines Generals«, erklärte die junge Dolmetscherin. »Jetzt ist darin eine Hauswirtschaftsschule für junge Pionierinnen …«
    »Das ist schön«, sagte die alte Frau leise. Ihre Stimme zitterte ein wenig. Sie zeigte hinüber zum Haus. »Darf man näher heran?«
    »Gewiß! Wenn Sie wollen …« Die Dolmetscherin lächelte nachsichtig. Wofür sich Touristen alles interessieren! Was ist an dem Palais schon zu sehen? »Wir sehen uns noch den Isaakplatz an. In zehn Minuten fährt der Bus weiter …«
    »Länger als zehn Minuten brauchen wir nicht«, sagte die alte Dame. Sie lehnte wieder den Kopf gegen die Schulter ihres Mannes, und so gingen sie langsam über die kleine Bogenbrücke und blieben vor dem Michejew-Palais stehen.
    Ein paar Mitreisende sahen ihnen nach und lächelten. »Sie sollen schon weit über achtzig sein«, sagte ein junger Mann zu seiner Begleiterin. Sie waren jung verheiratet und hatten schon viel von der Welt gesehen. »Man wollte sie erst gar nicht mitnehmen, wegen der Strapazen.« Er zückte seine Kamera und fotografierte die alten Leute, die Hand in Hand vor dem Palais standen. »Sieh dir das an, wie glücklich sie sind! Sie haben sicherlich ein ganzes Leben gespart, um einmal Rußland kennenzulernen …«
    Dann schwieg er verblüfft. Auch die anderen Touristen

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