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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rieselten die Flocken aus einem hellgrauen Himmel, als seien es tatsächlich Federn aus göttlichen Betten.
    An diesem Tag war auf drei Lastwagen ein Trupp Bolschewisten auf dem Gut Trasnakoje erschienen. Er kam nicht überraschend, wie immer hatte man von den Dörfern Reiter losgeschickt, die meldeten, was im Umkreis geschah. Und so wußte man auch, daß diese Revolutionäre Listen mit sich führten und jeden, der namentlich darauf stand, ohne Verhör hinrichteten. Meistens waren es zaristische Beamte, ein paar Offiziere, die gerade auf Urlaub waren, als die Revolution Rußland veränderte, drei Besitzer von mittelgroßen Betrieben – eine Ziegelei, ein Sägewerk und eine Seifensiederei – und ein Graf, der das Pech hatte, mit seiner Kutsche den Weg der drei roten Lastwagen zu kreuzen.
    Auf dem Michejewschen Gut hatte man keine Angst. Auf dem Dach und vor dem Eingang wehte bereits seit dem Tag der Oktoberrevolution die rote Fahne. Anna Petrowna hatte sie zusammen mit dem Haushofmeister selbst gehißt, eine ungeheure Stunde für das Gesinde, das herumstand und seine Herrin fassungslos anstarrte. Über Trasnakoje wehte die Fahne der Revolution – wer hätte das gedacht?
    Zwar hatte man seit langem gewußt, daß die Gräfin eigentlich zum niederen Volk gehörte, daß sie es liebte – nicht von der Geburt an, sondern von der Gesinnung her. Aber als sie jetzt in Männerkleidung, mit einer roten Armbinde um den linken Arm, mit hochgestecktem Haar und einer Lederkappe herumging und verkünden ließ, Trasnakoje sei die Heimat des Volkes, alle seien jetzt Mitbesitzer und was man von jetzt an erarbeite gehöre allen zu gleichen Teilen, da fiel es doch jedem schwer, das zu begreifen.
    Anna Petrowna blieb die ›Hochwohlgeborene‹, auch wenn sie allen sagte, sie sei jetzt die ›Genossin Anna Petrowna‹, eine aus ihrer Mitte … Man zog weiter die Mützen vor ihr, die Mägde knicksten; und wenn sie vorbeiging, stellte man sich auf die Seite des Weges und machte ihr Platz. Es war einfach unmöglich, von gestern auf heute umzudenken …
    Wer auf Trasnakoje bei den Michejews diente, war ein glücklicher Mensch. Der General – na ja – man kann darüber sprechen, er ist ja weit weg im Krieg, das heißt, jetzt war kein Krieg mehr, wo war er? Was er damals mit den Revolutionären getan hatte, diese Hetzjagd auf Menschen mit anschließendem Aufhängen, das war übertrieben gewesen, vorsichtig ausgedrückt. Aber dafür konnte ja die Gräfin nichts, im Gegenteil, sie fuhr später herum und verteilte Geld an die Hinterbliebenen. Dafür küßte man ihr die Hände, was sie nicht wollte …
    Und nun kamen also die drei Lastwagen voller Bolschewiken nach Trasnakoje. Die Männer sprangen in den Schnee und entsicherten ihre Waffen. Ihr Anführer, ein großer dürrer Mensch mit einem Eierkopf, angetan mit einer schwarzen Lederjacke und Lederhosen in hohen Stiefeln, zeigte auf die roten Fahnen und brüllte:
    »Sie haben geflaggt, Genossen! Ein Graf Michejew versteckt sich hinter der Fahne der Revolution! Das ist eine Beleidigung! Weg mit der Fahne!«
    Drei Männer rannten zur Tür, holten dort die Fahne ein: fünf andere rissen die Gewehre hoch, zielten und zerschmetterten die hölzerne Fahnenstange auf dem Dach. Auch dort fiel das rote Tuch herunter. Aus dem Haus stürzte der Haushofmeister.
    »Was tut ihr da?« brüllte er. »Genossen! Seid willkommen! Die Genossin Anna Petrowna erwartet euch! Es ist ein Telegramm da von der Räteregierung aus Petrograd …«
    »Wer ist dieser Clown?« rief der eierköpfige Anführer. »Seht euch das an! Trägt die Uniform der Arschlecker – und dann unsere heilige rote Binde am Arm! Er verhöhnt uns! Feuer!«
    Es krachte wieder. Der Haushofmeister starrte entgeistert die Bolschewisten an. In seinen Körper schlug es mehrmals heiß ein, er drehte sich langsam, knickte in den Beinen ein und fiel dann in den Schnee.
    Schreiend stoben die Frauen nach allen Seiten weg, aber es half ihnen nichts mehr. Johlend rannten die Männer hinter ihnen her, ergriffen sie, schleiften sie in Scheunen und Ställe und rissen ihnen die Kleider vom Leib. Auch Alla, die von dem fernen Luschek ein jetzt dreijähriges Mädchen hatte, entging dem nicht. Nachdem vier grölende Teufel über sie hergefallen waren, stach ihr der letzte sein Messer in den Hals und ließ sie im Stroh zurück. Sie verblutete rasch. Ihr letzter Gedanke war bei Luschek und bei Tanja, ihrem Kind.
    Der Mann in der Lederkleidung stürmte ins Haus und traf

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