Liebe Ist Finsternis
war sie wie ein Inferno.
Heute Abend hatte sie Jeans getragen, die so eng waren, dass sie aussahen als wären sie auf ihren Körper gemalt. Jack erinnerte sich an das Aufblitzen des prachtvollen Ausschnitts, als sie sich über ihn gebeugt und ihn herausgefordert hatte, sie anzusehen. Er rieb sich mit der Hand über das Kinn, um Abstand von der Erinnerung an ihren Körper zu gewinnen.
Wem machte er denn was vor? Er war ohnehin zu müde und einsam, um heute Nacht gegen seine Erinnerungen anzukämpfen. Gedanken an ihre Hand auf seinem Oberschenkel. Ihr Atem in seinem Ohr machte ihn steif. Mehr ungewollte Erinnerungen stiegen in ihm auf, wie sie auf ihm saß, wie sie-
Herrgott .
Er dachte an den Abend, bevor sie zur Uni wegging. Nur ein einziges Mal hatte er gewollt, sich ihr hinzugeben. Nach all diesen Jahren, in denen sie ihn mit Bewunderung und Begehren angesehen hatte, während er Unwissenheit vorgetäuscht hatte.
Warum war es so schwierig, sie fernzuhalten und sie nicht zu wollen? Erst letzte Nacht hatte ein Vampir ihn vor seinem Haus angegriffen. Das war kein Leben für Valerie. Sie hatte genug durchgemacht und schwer daran gearbeitet, selbstständig zu sein.
In gewisser Weise war sie auch seine Schwachstelle. Darum hielt er sich von ihr fern. Jetzt sah er sie so wenig wie möglich. Es war zu schmerzhaft. Besonders nachdem er sie in den Armen gehalten, sie geküsst und sie im Höhepunkt an ihm erbeben gefühlt hatte. Gott, er wollte sie so sehr. Aber er wollte Rache... und sie beide wussten, dass er Rache noch ein kleines bisschen mehr wollte als sie.
Und dennoch, in seinen schwächeren Momenten und in seinen Träumen dachte er an ihre Schenkel über ihm. Val auf ihm, seine Hände umklammernd, ihn ergreifend, ihn hoch und an sich ziehend — Das hier ist nicht erholsam . Er liebte ihr Haar, so dick und voll. Hundert Brauntöne. Dunkles Haar, das in der Sonne glänzte.
Ihre Augen zogen ihn auch an. Er konnte ewig in diese dunklen Augen sehen. Sich selbst darin spiegeln, schokoladenbraun mit goldenen Flecken. Wenn er ihr in die Augen sah, wusste er, dass sie ihn auch liebte. Oder zumindest hatte sie das. Anscheinend hatte sie keine Schwierigkeiten, das hinter sich zu lassen. Was für eine verfickte Situation, in der sie steckten.
Er versuchte diese Gedanken zu verdrängen, sich auf den Auftrag in Afrika zu konzentrieren, doch stattdessen dachte er weiter über Val und Nate nach. Der Mann versuchte es noch nicht mal mit ihr. Er gab vor, dass er keine Aufmerksamkeit auf sie ziehen wollte. Immer wenn Jack Val treffen musste, stellte Nate sicher, dass er irgendwo am anderen Ende der Welt war und die Aufmerksamkeit auf sich zog. Normalerweise indem er Lucas in den Vorgarten pisste. Da die halbe Welt sein Vorgarten war, waren sie bisher damit davongekommen. Sie planten jeden Angriff sorgfältig, planten mit Ausweichoptionen, und sie waren erfolgreich und hatten so lange überlebt aufgrund ihrer Vorsicht.
Der bloße Gedanke daran, dass Val versuchte zu tun, was sie taten, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Sie war nicht ruhig genug oder systematisch genug, um für sich selbst Sicherheit zu garantieren. Sie handelte erst und dachte später. Warum warf er es ihr also ständig vor und wollte sie überzeugen, bei ihnen zu bleiben?
Bei ihm?
Weil er ein selbstsüchtiger Drecksack war und wissen wollte, dass er ihr etwas bedeutete. Er musste wissen, dass, sollten sie sterben, jemand an ihn denken und sich an ihn als Familie oder als ihren erinnern würde.
Er brauchte noch einen Schnaps. Jack trank nicht sehr oft, aber er war im Flughafen und es war schon fast Tageslicht. Für heute war er sicher. Also würde er trinken und sich selbst mit Erinnerungen an all die Male, als er sie hatte ziehen lassen, quälen.
Kapitel 6
London, England
Vor zwei Monaten
Valerie saß alleine an einem schmalen quadratischen Tisch mit einer guten Aussicht auf die High Street. Ihr dreistündiger Montagskurs war vorbei und sie hatte beschlossen, dass sie nach dem Wachbleiben in einer unglaublich langweiligen Vorlesung über ptolemäische Geschichte ein gutes Mittagessen als Belohnung verdiente, vielleicht sogar benötigte .
Cafe Rouge war in der Nähe ihres Studentenwohnheims. Es war eine Restaurantkette, die Val befürchtete mehr zu mögen als gerechtfertigt war. Alles war schwarz, weiß oder rot; Bilder mit Parodien von Tänzern, Katzen und Fahrrädern verzierten die Wände. Die Dekorationen sollten französisch
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