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Liebe Ist Finsternis

Liebe Ist Finsternis

Titel: Liebe Ist Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroilne Hanson
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erregenden Mann an ihrem Tisch sitzen? Sie wäre todsicher nicht in der Lage wegzusehen! Ihr Blick wanderte wieder zu seinem und senkte sich dann zu der immer noch ausgestreckten Hand. Würde er sie töten? Konnte sie weglaufen? Sie musste es wissen ! Angst blühte in ihr auf — nicht wie eine Blume, sondern wie Blut, das aus einer Schusswunde strömte, sich durch ihren gesamten Körper ausbreitete.
    „Ich werde dich nicht töten, aber ich wünschte, wir könnten diese Formalität hinter uns lassen.“ Er nickte mit dem Kopf in Richtung seiner ausgestreckten Hand.
    Ihre Stimme war erschrocken und brüchig: „Kannst du meine Gedanken lesen?“
    „Nein, aber ich verstehe deine Gesichtsausdrücke.“
    Zögernd schob Val ihre Hand über den Tisch, bis sie von seiner umfasst wurde. Ein Strom von Empfindung lief ihren Arm hinauf und strudelte über ihren Körper wie Wasser, das auf einem Herd brodelte.
    Sie schüttelte den Kopf, das Gefühl wegleugnend. Sie versuchte ihre Hand wegzuziehen, aber er ließ nicht los, sondern hielt sie mit sanftem Druck in seiner. Die fast schmerzhafte Empfindung ging zurück, als ob er die Lautstärke zurückgedreht hätte.
    Lucas hielt immer noch ihre Hand, und irgendetwas an dem Händedruck war seltsam, aber sie wusste nicht genau was es war. Seine Hand sah normal aus... aber sie passte sich ihrer perfekt an, so als ob Knochen keine Rolle spielten oder ihn daran hinderten, sich auf jede beliebige Weise zu bewegen.
    Das bedeutete, dass seine Handfläche geringfügig enger an ihrer war, ihre Hand umfasst von seiner. Sie zog ihre Hand weg und er ließ es zu, lehnte sich zurück und nahm dann müßig ihren Schokoladeneis-Shake.
    Er starrte ihn neugierig an, als ob es sich um ein kleines Tier handelte, das ihm auf die Handfläche gekrabbelt war. Fast zögernd führte er ihn an seine Lippen. Er nahm einen Schluck und seine Augenbrauen hoben sich leicht.
    Was zum Teufel bedeutete das denn ? „Möchtest du etwas? Ich bestelle dir liebend gerne einen. Sogar zwanzig, wenn du mich gehen lässt, du weißt schon, lebendig .“
    Lucas starrte sie auf eine desinteressierte Weise an, ihre Worte nicht würdigend, und der Augenblick wurde schmerzhaft lang; ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie sich fragte, was sein Schweigen bedeutete, warum er hier war und was er von ihr wollte.
    Eine Ewigkeit tickte vorüber. „Nein.“
    „Nein, was?“ Ihre Kehle vertrocknete.
    „Ich werde dich nicht töten.“
    Schluck. Sie wartete darauf, dass er ,noch nicht‘ sagte.
    „Ich bin eintausendsechshundert Jahre alt, Valerie Dearborn. Deine Emotionen strahlen von dir aus, deine Gesichtsausdrücke verraten jeden Gedanken in deinem Kopf. Ich kann dich in einem einzigen Augenblick aufspüren. Aber das werde ich nicht. Möchtest du, dass ich es dir noch mal verspreche? Ich verspreche, ich werde dir kein Leid zufügen. Ich schwöre es bei meinem eigenen Dasein.“
    „Lucas, ist das wie Cher?“
    Er sah sie weiterhin auf seine reptilienhafte Art an, so dass ihre Nervosität sie zum Weitersprechen trieb: „Nur ein Name, kein Nachname oder Familienname?“ Halt die Klappe, Valerie !
    „Möchtest du meinen vollständigen Namen wissen? Ich glaube, nicht viele kennen ihn. Lucas Tiberius Junius.“ Jedes Wort war wie ein Stein, ein Felsen, der ins Wasser geworfen wurde und Ringe um die ganze Welt zog.
    „Tiberius Junius? Ist das nicht römisch?“, fragte sie fasziniert, ob sie wollte oder nicht.
    „Kennst du dich mit den Westgoten oder den Goten aus?“
    „Wahrscheinlich nicht so sehr wie du. Ich dachte, die unterscheiden sich voneinander.“
    „Das tun sie. Aber ich war mir über deine geschichtliche Bildung nicht sicher.“
    Was jetzt, wollte er etwa wissen, ob sie gute Noten hatte, oder was? Das Schokoladengetränk stand vor ihr und Val wusste, dass sie es austrinken würde. Wenn sie schon sterben sollte, wollte sie mit Schokolade in einer Hand und einer Einkaufstüte in der anderen den Abgang machen. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie für einige Augenblicke ruhig gewesen war, bis er sprach, das Schweigen brach und ihr tödliches Nachsinnen störte.
    „Mein Jäger ist tot.“
    Seine Worte zerrten sie in die Gegenwart zurück. „Wie bitte?“
    Er wiederholte sich nicht, so dass sie darüber nachdenken musste, was er gesagt hatte. „Du hattest einen Jäger? So wie mein Vater und Jack oder die Jäger, die Tiere jagen?“
    Ein weiteres kleines Lächeln wurde ihr zuteil, als ob darin kein Unterschied bestünde.

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