Liebe Ist Finsternis
zur Mitte des Raumes zogen. Er war bewusstlos, zwei Wachen packten je einen Arm, sein Kopf hing kraftlos nach vorne. Sie bewegten sich schnell, Marion ihnen mit einer Pistole in der Hand auf den Fersen. Sie hatte auf Lucas geschossen.
Doch er war nicht tot. Konnte nicht tot sein, sonst wäre er Asche, oder nicht?
Rachel beugte sich zu Val hinunter und griff sie grob am Ellbogen, sie auf die Füße zerrend.
„Ich weiß, was du denkst. Wenn ich das bloß gewusst hätte, hätte ich schwarz getragen, um all das Blut zu vertuschen. Mir ging’s auch schon mal so.“ Dann sah sie Valerie an, als seien sie Schulfreunde, die übereinander herzogen und versuchten, sich gegenseitig den Freund auszuspannen. „Lucas und Jack? Ich bin beeindruckt und überrascht.“
Rachel zerrte sie mit sich, sie dazu zwingend, Marion und Lucas zu folgen. Marion stolzierte fast, Hüften schwingend, Wirbelsäule triumphierend durchgestreckt. Lucas war immer noch bewusstlos, seine Kleidung zerfetzt und blutig. Die Schüsse waren aus nächster Nähe abgefeuert worden, aber durch den Stoff konnte sie Haut sehen. Heile, makellose Haut, die zusammenwuchs, während sie zuschaute.
Bitte sei in Ordnung ! Nicht nur, weil sie hier lebendig wegkommen wollte und annahm, dass das nur mit seiner Hilfe geschehen würde, sondern weil sie nicht wusste, wie sie auf sein Sterben reagieren würde.
Sie starrte ihn angestrengt an, als ob sie versuchte, ihn durch Willenskraft gesund zu machen.
Und dann schnellte sein Kopf hoch, seine Füße landeten auf dem Boden, als er seine Arme zusammenführte und die Wachen, die ihn hielten, mit den Köpfen aneinander stießen, unfähig schnell genug loszulassen.
Lucas war frei. Er drehte sich um und sah die Wachen an, die nach vorne eilten, um ihn wieder zu bändigen. Doch Marion war da, wieder an Vals Seite, ihren Arm um Vals Hals und die Pistole an ihrer Schläfe.
„Halt!”, schrie Marion laut, so dass es in Vals Ohren dröhnte.
Lucas hielt inne, blutüberströmt wie Carrie auf dem Abschlussball, Valerie schnell von oben bis unten musternd, um sicher zu gehen, dass sie unverletzt war. Er winkte kapitulierend mit der Hand und ging zum Podium, zu dem die Wachen ihn in den kurzen Augenblicken, als er ohnmächtig gewesen war, geführt hatten.
Er stieg langsam die Stufen hinauf, so als wäre er müde, und setzte sich auf den Thron, seine Jacke verschwunden, das weiße Hemd zu Fetzen zerrissen, die in blutigen Streifen an ihm hingen, während sein langes goldenes Haar vom Blut strähnig war.
Er saß auf dem Thron, das Holz so dunkel und kunstvoll geschnitzt, dass Val wusste, es war Jahrhunderte alt.
Zorn strahlte von ihm, jeder Moment, der verging, erlaubte es ihm zu heilen und seine Kräfte wiederzuerlangen. Doch seine Haut war blasser als gewöhnlich, und er hatte nicht dieselbe felsartige Härte wie sonst.
Nach einem kurzen Blick sah Lucas sie nicht weiter an, sondern beobachtete Marion. Er machte eine ausgedehnte Bewegung, seine Handflächen nach außen und oben zeigend. Es war eine königliche Geste, die besagte: ,Hier bin ich, was jetzt?‘. Marion ergriff Val fester, die Waffe so stark gegen Ihre Schläfe gepresst, dass der Schmerz permanent und störend war.
„Ich bin sicher, dass ich mir denken kann, was du willst, aber es scheint eine Schande zu sein, dir die Freude zu nehmen, Forderungen zu stellen.“
„Wiedereinsetzung“, sagte sie mit einem Zischen.
Er lachte schmutzig. „Was bekommt Rachel? Und deine Anhänger — hast du welche? Ich kann nicht erkennen, wie irgendjemand außer dir von deiner Wiedereinsetzung in eine Machtposition profitiert.“ Seine Augen suchten den Raum ab, auf dessen Leere hinweisend.
„Ich habe Anhänger. Tritt zurück, heute Nacht, setze mich wieder ein und dies wird zu nichts weiterem führen. Du kannst deine kleine Jägerin nach Hause bringen, und damit ist es erledigt.“
Er lachte. Ein tiefes, herzliches und menschliches Geräusch: „Du würdest uns gehen lassen!“
Er knallte eine Handfläche auf den hölzernen Stuhl und lehnte sich vorwärts, sein blutverschmiertes Haar glitt über seine Schultern nach vorn, die vollen Lippen waren zu einem bitteren Lächeln verzogen.
Val blinzelte benommen, sie hatte ihn noch nie so lebhaft gesehen, so lebensgleich, als er sich gleichgültig in seinem Stuhl zurücklehnte, zuversichtlich und unverschämt.
„Lass mich dir erklären, was passieren wird. Nichts .“ Die Worte waren ein Knurren: „Du wirst uns freigeben, wenn
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