Liebe Ist Finsternis
der Irrweg.“
„Nein“, sagte Marion vehement, „ Du hast nichts und lebst in einer grauen Welt, doch der Rest von uns ist glücklich. Wir fühlen Dinge. Taubheit ist dein Fluch! Du stellst dich selbst über uns, würdest uns in Ketten legen für deinen Versuch etwas zu spüren.“
Lucas wendete seinen Blick wieder zu Marion. „Was geschieht, nachdem du wieder eingesetzt bist? Wirst du uns gehen lassen?“ Seine Stimme war böse, die Frage nicht ernst gemeint, in dem Wissen, dass sie ihn nicht am Leben lassen konnte.
Marion trat einen Schritt nach vorne, hob ihre Hand zu seinem Gesicht und berührte ihn leicht. „Du bist fehlgeleitet, doch großzügig gewesen. Ich weiß, dass du mir gegenüber in Liebe gehandelt hast. Es wird Zeit beanspruchen, mich wieder einzusetzen. Ich will achthundert Jahre, Lucas. Das wird mindestens ein oder zwei Wochen dauern. Und du kannst dich von ihr ernähren, dann kannst du sie verwandeln. Sie zu deiner Gemahlin machen. Und du wirst an zweiter Stelle nach ihr stehen, genau wie du es mir angetan hast. Dann kannst du frei sein. Dich zu töten wird es nicht mehr wert sein. Ich will dich nicht tot sehen, Lucas. Ich will nur, dass es dir elend geht.“
„Du würdest uns wehrlos wie Kinder lassen, ausgestoßen in einer Welt voller Feinde.“
Marion zuckte mit den Schultern. Lucas’ Schwäche war nicht ihr Problem, besagte die Geste. Die Dinge geschahen zu schnell, dachte Val. Sie wollte nicht sterben, verstand das politische Manövrieren um sie herum nicht, aber sie wollte todsicher nicht zur Vampirin werden. War sie stark genug, um sich für den Tod zu entscheiden, bevor sie zur Vampirin wurde?
Sie dachte an ihre Mutter, öffnete die Tür zu diesen Erinnerungen, die sie fest verschlossen hielt, und sah den Schmerz und die Furcht im Gesicht ihrer Mutter, als diese gestorben war. Die Weise, wie ihre Mutter sie im Raum ausfindig gemacht hatte, Vals Gesicht betrachtend, als sei es in diesen letzten Augenblicken das Wichtigste in der Welt, sie zu sehen. Ihr Hals schnürte sich vor Tränen zu. Ja, sie würde sterben. Sie könnte das nicht der Mutter von jemand anderem antun, wollte kein Monster sein. Sie könnte sterben. Sie würde es tun, und es war ja nicht so, als würde sie es bereuen, wenn es erst einmal geschehen war, dachte sie morbide.
Valerie blinzelte und sah auf, ihre Entscheidung gefällt, dass sie eher sterben als zur Vampirin werden würde, und sie bemerkte, dass ihre Sicht verschwommen war, ihr Tränen die Wangen hinunterliefen. Es war ja auch nicht gerade so, als sei der Tod eine großartige Option.
Sie wischte sich die Wangen und sah Marion an, blinzelnd, bis ihre Sicht wieder klar wurde. Lucas streckte seine Hand aus, sein Handgelenk Marions hungrigem Blick ausgeliefert.
„Tu es, meine Geliebte“, sagte Marion abwesend, ihr ganzer Körper auf Lucas’ ausgestrecktes Handgelenk und die Macht, die unter dieser dünnen Lage Haut wartete, fixiert.
Und dann schloss sich Rachels Griff immer enger um Vals Hals, und sie spürte die Verdrängung von Luft nahe ihrem Körper, dann ein stechendes Gefühl, das ihre Brust hinab fuhr.
Blut quoll aus ihrem Körper. Ihre Brust war mit einem Messer aufgeschlitzt worden, eine lange gezackte Wunde, die sie durch ihre zerrissene Kleidung sehen konnte.
Rachel stand neben ihr, das blutige Messer leicht in der Hand haltend. Valerie schrie vor Schreck, das Blut beobachtend, das aus ihr herausfloss wie Wasser aus einem geöffneten Damm. Zuerst war da nur ein kleiner Fleck, der dann anwuchs, und dann strömte es ihr Kleid hinunter und sammelte sich auf dem Boden bei ihren Füßen. Das ist zu viel Blut .
Am Anfang war da kein Gefühl, doch dann fing der Schmerz an und wurde schlimmer, während ihre Nerven bei der Verletzung aufschrien, Punkte flimmerten vor ihren Augen, und sie befürchtete ohnmächtig zu werden. Eine tödliche Wunde .
„Betrachte es als Versicherung für dein gutes Benehmen. Solange du nicht trödelst und mir die Macht schnell übergibst, wird sie vielleicht gerade so überleben.“ Sie nahm Lucas’ Handgelenk in ihre Hand und setzte sich neben ihn. Sein Blick war auf Valerie fixiert, und sie versuchte, nicht zu weinen. Jedes Keuchen machte den Schmerz schlimmer.
Ihre Knie versagten, und Rachel ließ sie auf den Boden gleiten. Sie sah Marions Kopf auf Lucas’ Handgelenk niedersinken und wie eine Kobra zubeißen.
Valerie wendete sich von seinem intensiven Starren ab, unsicher, was - wenn überhaupt etwas - er
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