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Liebe Ist Furcht

Liebe Ist Furcht

Titel: Liebe Ist Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Hanson
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aufgewachsen seid?“
    „Du denkst, es sei wegen ihr?“ Er fühlte seinen Finger am Abzug zucken.
    Sie zuckte mit den Schultern, schwang ein Bein lässig hin und her.
    Das war ein Schock. Die ganze Zeit? War Lucas schon seit Jahren an Val interessiert gewesen? Er verdrängte den Gedanken, das war etwas, mit dem er sich spät nachts und jede Stunde, in der er wach lag, quälen könnte.
    „Ich habe gehört, Marion sei in einer Kiste.“
    „Da hast du richtig gehört.“ Sie machte eine weitere Anstoß-Geste mit ihrem Weinglas.
    „Aber sie ist nicht tot.“ Sein Blick wanderte durch das Zimmer, dann zurück zu ihr, als ob sie ihn vielleicht angreifen würde, wenn er zu lange wegsah.
    Die Wohnung war modern. Alles Chrom und Glas. Sehr unpersönlich. Abgesehen von einem Stofftier — einem Panda, um genau zu sein — der auf der Couch saß. Und es gab ein Feuer im Kamin. Sie hatte Sachen verbrannt.
    Jack stand auf, trat näher, sah halb angesengte Papiere und Fotos, die es nicht ganz in den Kamin geschafft hatten. Als hätte sie sie achtlos dorthin geworfen.
    Ein Bild von Rachel im Smoking, das Papier schwarz-weiß, mindestens fünfzig Jahre alt, war ganz oben. Sie hielt einen Gehstock und trug einen Zylinder schief auf dem Kopf. Es war auf eine seltsame Weise hübsch. Ein anderes Bild war überwiegend verkohlt, aber er konnte Marions nur halb zerstörtes Gesicht sehen. Er reagierte intuitiv darauf. Ihm wurde schlecht, kalt... er fürchtete sich. Als ob die Zeit verschwand und ihn zurück zu dem Tag versetzte, an dem seine Eltern ermordet wurden.
    „Gute Zeiten, hmm?“ Sie kam zu ihm herüber und hielt ihm ein Glas Wein hin.
    Er nahm es geistesabwesend und sah weiter auf die brennenden Bilder nieder. „Was waren das für Papiere?“, fragte er grob.
    „Liebesbriefe, schmutzige Limericks, Steuerbescheide. Der ganze normale Scheiß, den man mit der Zeit ansammelt.“
    Er schüttelte etwas den Kopf. „Dies sieht endgültig aus. Aber sie ist nicht tot.“ Er sah sie scharf an, hoffte, dass seine Wut und sein Hass sicher genug eingedämmt waren, damit sie sie nicht bemerken würde.
    „Sie ist so gut wie tot. Es war so ziemlich nichts übrig, als er sie in den Sarg gesteckt hat. Es ist so, als wäre sie in einem Koma. Und sie wird bald genug sterben. Lucas wird sie da nicht heraus lassen.“
    Jack fühlte sich bedrückt, als ob er in Treibsand versänke. Er musste fragen, dachte nicht darüber nach warum, „Was warst du für sie?“
    Ein langer Augenblick der Stille. Rachel sah ihn durch ihre Wimpern hindurch an, fast verhalten. „Bist du bewaffnet? Ich will nicht, dass du mich für eine unangenehme Antwort erschießt.“
    „Ich hatte heute Nacht viele schlechte Antworten. Ich bin demgegenüber ziemlich abgestumpft“, sagte er und sah ihr geradewegs ins Gesicht, wobei er jeden Zentimeter ihrer schroffen Schönheit aufnahm.
    „Ja. Also, was bin ich für Marion? Ich war ihre Freundin und ihre Aufseherin. Wie auch immer, ich bin seit 1905 am Leben, und Marion ist seit 1927 meine Verantwortung gewesen, als Lucas sie mir gab. Und nur damit du’s weißt — im Sommer des Jahres, wann auch immer es war, 80-nochwas? Italien? Ich war nicht dabei.“
    Es war, als hätte sie ihm in den Magen geschlagen. Sie sprach über den Sommer, in dem Marion seine Eltern getötet hatte, beiläufig, als wären sie beinahe zum selben Konzert oder Urlaubsort gegangen — etwas Triviales anstelle des entscheidenden  Momentes in seinem Leben.
    Jack wollte sie töten. Aber das würde er nicht. Er war cool. Beherrscht. Abgestumpft . Er würde so bleiben. Alles war eine Lüge mit einer Spur von Wahrheit. Rachel, Valerie, Lucas — es schien, als hätten sie alle ihn zum Ziel. Als ob dies alles ein ausgeklügeltes Hütchenspiel sei. Wenn er bloß den Preis im Auge behalten könnte und den Bewegungen ihrer täuschenden Hände schnell genug folgen könnte, würde er vielleicht richtig raten.
    „Das ist.... du warst mit ihr fast einhundert Jahre zusammen.“ Die Zahlen waren irrsinnig. Einhundert Jahre mit Marion. Zu was für einer Frau machte sie das?  Er wusste es schlichtweg nicht. Jack konnte aus Rachel einfach nicht schlau werden. Der Himmel stehe ihm bei, seit der Nacht, in der er sie kennen gelernt hatte — als sie zu ihm gekommen war und ihm angeboten hatte, ihm zu einer Chance zu verhelfen, Lucas zu töten, wenn er bei einem Vampirball reinplatzte — hatte er es versucht.
    „Ja, manchmal fühlte es sich wie länger an, aber die

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