Liebe Ist Furcht
einen Stuhl fallen. „Bin ich eine fürchterliche Person?“, fragte sie, wobei sie nicht wirklich eine Antwort erwartete.
„Ich bin eine Vampirin. Ich töte Leute. Meiner Meinung nach bist du eine verdammte Mary Poppins, die in einer leicht bösartigen Jungs-Verrücktheits-Geschichte steckt.“
Sollte sie das aufmuntern? Nun ja, es geht mir dadurch jedenfalls nicht schlechter .
„Wo ist mein Geschenk?“, fragte Val, wollte das Thema wechseln.
„Ta daa!“ Rachel nahm die Mappe und hielt sie Valerie hin. Vorsichtig streckte Valerie die Hand aus und nahm sie.
Rachel machte es sich wieder im Stuhl bequem, die Beine ruhig und brav übereinander geschlagen, während sie auf den Ozean hinaus sah und darauf wartete, dass Valerie etwas machte oder sagte. Sie schien glücklich darüber, hier zu sein, ihr Gesicht zum Himmel emporgehoben und ihre Augen geschlossen.
„Wie kommt es denn, dass du die Reise nach Hawaii gewonnen hast? Und warum bist du nicht zu Fetzen verbrannt?“
Rachel öffnete die Augen, ihr Ausdruck wachsam. „Zu spät. Die Sonne ist vor zehn Minuten untergegangen. Oh, das hätte ich fast vergessen. Lucas will, dass du übst, dich selbst zu beherrschen. Jetzt, da du sein Blut hast, bist du überall. In seinen Träumen und Erinnerungen. Ehrlich gesagt, er sieht erschöpft aus. Du musst etwas schonender mit dem Kerl umgehen. Du lässt ihn fallen und plagst ihn dann. Das ist einfach nicht nett.“
Sie war außer sich: „Ich versuche es nicht! Was kann ich machen, um mich von ihm fernzuhalten?“
„Ich habe einen Post-It-Notizzettel auf die Seite geklebt. Fang heute Abend an, versuche dich so bald wie möglich von ihm zu trennen. Er ist kein Typ, den du herum schubsen willst, mein kleiner Leckerbissen.“
Valerie nickte, nicht sicher, was sie sagen sollte oder auch nur was sie davon halten sollte, dass Lucas wollte, dass sie sich aus seinem Kopf raushielt.
„Warte. Kommt er auch in meinen Kopf?“
„Oooh. Auf die Frage würde ich auch gerne eine Antwort haben: Hat er von dir getrunken? Es ist relevant, also antworte“, sagte Rachel, während sie ihre Beine unter den Stuhl schob und sich begierig nach vorne lehnte.
„Nein.“
Rachels Augenbrauen hoben sich haushoch und ihre Wangen sanken ein, als sie schockiert mit der Zunge schnalzte. „Noch nicht einmal eine Kostprobe? Wow. Das ist ernsthafte Selbstbeherrschung.“
„Er hat gesagt, er wollte es, aber er sei zu alt. Er hat es mit Sodbrennen verglichen. Oder vielleicht war ich das. Was bedeutet das?“
„Oh, sieh mal. Da ist Jack“, sagte Rachel mit einem merkwürdigen Tonfall in ihrer Stimme. Erwartung oder sowas... dunkel, aber Val hätte nicht sagen können was. „Weißt du, Marion hat geschworen, dass sie ihn behalten hätte, wenn sie gewusst hätte, wie süß er sein würde. Ich dachte immer, sie sagte das nur, um mich zu ärgern. Jetzt bin ich mir nicht so sicher.“
Jack war noch weit entfernt, kam gerade einen Weg aus Steinplatten, der vom Restaurant unten am Strand heraufführte, herauf. Männer in Hoteluniformen zündeten Petroleumfackeln an, während kleine Kinder von sonnenverbrannten Eltern in ihre Zimmer gescheucht wurden.
Sie beide beobachteten Jack einen Augenblick lang, seine große graziöse Erscheinung, die die Entfernung vor ihm vertilgte. Rachel verschob ihren Stuhl, bewegte ihn in den Schatten, so dass er sie nicht sehen würde, falls er herauf sah.
„Also, bevor ich gehe, gibt es irgendetwas, das ich weitergeben soll?“, fragte Rachel.
„Nun, er ist in Ordnung, stimmt’s? Ich wäre fast ertrunken, und ich dachte, er sei da gewesen. Es war, als wäre er auch gestorben.“ Sie stellte es sich wieder vor — ihn tot, von ihr weg treibend, und sie konnte ihm nicht helfen. Konnte ihn nicht retten. Sie blinzelte Tränen aus ihren Augen fort.
Rachel kaute auf ihren Lippen, entblößte dabei einen zierlichen perlweißen Fangzahn. „Sieh mal, Lucas ist alt. Er verschwindet und zieht sich gewissermaßen zurück. Als du ihn das letzte Mal gesehen hast, warst du in seinem Kopf. Nicht körperlich mit ihm zusammen. Er war in letzter Zeit viel abwesend. Körperlich anwesend, aber nicht geistig... wie beim Winterschlaf? Ich weiß es nicht. Es ist gewissermaßen tabu. Alle wissen davon, aber wollen nicht wirklich darüber sprechen. Ich schätze, es ist etwas beunruhigend oder so.“
„Hat es einen Namen? Ist es ein Leiden oder eine Krankheit?“
Rachel zuckte mit den Schultern: „Wir sprechen nicht darüber,
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