Liebe ist kein Beinbruch
hasse Frauen nicht!
Ich weiß nur, dass es unausweichlich zu Unheil von ungeahntemAusmaß kommen wird, wenn wir eine Schar Frauen in die Stadt holen.“ Er deutete auf das öde, von rotem Lehm bedeckte Gelände, das sich bis zu einem weit entfernten Wald erstreckte. „Wo sollen sie überhaupt untergebracht werden? In der Männerunterkunft?“ Das zweckmäßige rechteckige Gebäude stand am Rande der Baustelle und verschönerte die karge Landschaft nicht gerade.
„Wir könnten gegenüber vom Dining House eine Pension bauen“, schlug Kendall vor und reichte Porter den Schlauch. „Das könnte der erste Schritt zur Gestaltung des Stadtzentrums sein.“
„Was ist mit der schlechten Wasserversorgung?“, fragte Marcus, nahm Porter den Schlauch aus der Hand und drehte den Hahn zu, ehe sein Bruder sich waschen konnte.
„Wir müssten den Wasserturm so schnell wie möglich instand setzen“, gab Kendall zu.
„Je früher wir diesen Ort wieder bewohnbar machen“, bemerkte Porter, „desto früher können wir auch Mutter zurück nach Hause holen.“
Die Worte versetzten Marcus einen Stich – Porter kannte seinen wunden Punkt. Die Sehnsucht ihrer Mutter nach ihrer Heimatstadt war es, der sie antrieb, Sweetness wiederaufzubauen. Es lag praktisch schon in der Luft, dass er nachgeben musste, und Marcus strich sich mit der Hand übers Gesicht. „Und wie, bitte, wollt ihr Frauen an einen Ort locken, an dem Trinkwasser knapp ist und die nächste Einkaufsmöglichkeit einen Helikopterflug entfernt?“
Porters Zähne strahlten weiß in seinem schlammverschmierten Gesicht. „Ich melde mich freiwillig, um nach Atlanta zu fahren und einige Damen anzuwerben.“
Marcus runzelte die Stirn. „In Stripclubs und Bars? Nein, danke.“
„Hast du eine bessere Idee?“, versetzte Porter.
„Ich halte es sowieso für eine schlechte Idee!“, rief Marcusund sah zu Kendall, der wie immer bereitstand, um dazwischenzugehen, falls es nötig werden sollte.
„ Aber … ich mache mit“, verkündete Marcus. Mit erhobener Hand brachte er Porter, der triumphierend jubelte, zum Schweigen. „Wenn du dich um die Logistik kümmerst, Kendall.“
Kendall riss die Augen auf. „Ich?“
„Ja, du. Porter kann mit den Männern zusammen beginnen, eine Unterkunft zu bauen und den Wasserturm instand zu setzen. Du kannst dir währenddessen überlegen, wie wir die Frauen, die nötig sind, damit Sweetness wächst und gedeiht, hierher locken können.“
Marcus drehte sich um und ging zurück zum Büro. Seine Muskeln waren angespannt. Er ahnte deutlich, dass Unheil drohte.
„Wohin gehst du?“, rief Kendall ihm hinterher.
„Ich gehe in Deckung“, erwiderte Marcus über die Schulter hinweg. „Weil ihr beide dabei seid, eine weitere Naturkatastrophe in dieser Stadt zu entfesseln.“
1. KAPITEL
P orter Armstrong trat von der Metallleiter auf die Plattform des instand gesetzten weißen Wasserturms, der sich über der im Wiederaufbau befindlichen Stadt Sweetness in Georgia erhob. Der Ausdruck „Stadt“ war für das karge Land zu seinen Füßen vielleicht ein bisschen übertrieben. Felder aus nacktem roten Lehm erstreckten sich, so weit das Auge reichte. Unterbrochen wurden die riesigen Flächen nur von einigen Grüppchen verkümmerter Bäume, die noch immer die Spuren des Tornados zeigten, der die kleine Stadt in den Bergen vor zehn Jahren zerstört hatte.
Porter hatte sich mit seinen beiden älteren Brüdern Marcus und Kendall zusammengetan, um Sweetness wiederaufzubauen. Mit einem Heer starker Männer hatten sie große Fortschritte dabei gemacht, den Schutt zu beseitigen und den Grundstein für ein Recyclingunternehmen zu legen, das hoffentlich einmal die wirtschaftliche Basis für die junge Stadt bilden würde. Eine zu hoch und zu perfekt gewachsene Kiefer in der Ferne war in Wahrheit der gut getarnte Funkturm einer Telefongesellschaft, die beim Bau einer umweltfreundlichen Stadt von Anfang an hatte dabei sein wollen.
Ein Projekt, auf das die Brüder besonders stolz waren, war die neu befestigte Straße aus Recyclingasphalt. Wie ein akkurates schwarzes Band führte sie vom Horizont in das neue Stadtzentrum. Zugegeben, dieses Stadtzentrum von Sweetness war derzeit mehr Vision als Wirklichkeit, da es bisher erst aus dem Dining House und einer Pension für künftige Besucher bestand. Doch die Brüder waren zuversichtlich.
Oder, wie andere behaupteten, verrückt.
Colonel Molly McIntyre im Dining House war so jemand. Mit eiserner Hand regierte
Weitere Kostenlose Bücher